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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn
Autoren: Klaus Wanninger
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Adresse, weil ich dachte, es wäre für Sie vielleicht von Interesse.«
    Die Kommissarin pfiff durch die Zähne. »Vielen Dank. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Wenn alle Leute so aufmerksam wären, hätten wir es bedeutend leichter.« Sie nahm ein Blatt, das der Student ihr reichte, ließ sich die darauf verzeichneten Namen erklären.
    »Hier, diese Personen kamen später noch dazu. Links finden Sie die Uhrzeit, wann sie unten am See eintrafen, daneben habe ich notiert, woher und womit sie gekommen sind. Per Fahrrad oder zu Fuß. Und hier stehen Name und Adresse.«
    »Herzlichen Dank. Das erspart uns viel Arbeit.«
    Neundorf und Braig überflogen die Liste, sahen, dass es sich um insgesamt acht Leute handelte, allesamt Männer. Sie waren von Büsnau, von Botnang oder vom Unigelände am Pfaffenwald gekommen, bis auf zwei Radfahrer alle zu Fuß unterwegs.
    »Ab dem Zeitpunkt, als Ihre Kollegen eintrafen, habe ich dann nichts mehr notiert«, erklärte Dolde, »nicht, weil ich keine Lust mehr hatte, sondern weil ich den Beamten genau erklären musste, wie ich das Auto entdeckt hatte. Daher war es mir leider nicht mehr möglich, auf neu eintreffende Passanten zu achten. Ob Ihre Kollegen ...«
    »Danke«, fiel Braig ihm ins Wort, »wir werden uns danach erkundigen. Wichtiger als die Tatsache, wer anschließend noch dazukam, ist mir die Frage nach Personen, denen Sie begegneten,
bevor
Sie auf das Auto aufmerksam wurden. Kam Ihnen vom See her zufällig jemand entgegen?«
    Dolde fuhr sich mit der Hand über die rechte Wange, setzte seine Brille ab, schwenkte sie zwischen Daumen und Zeigefinger nervös hin und her. »Das habe ich mich auch schon die ganze Zeit gefragt«, sagte er zögernd, mit deutlich gedämpfter Stimme. »Das
Davor
ist wahrscheinlich entscheidender als das
Danach
.« Er blickte mit in Falten gelegter Stirn grübelnd über Braig hinweg, suchte nach einer Antwort, die seine Gesprächspartner nicht allzu sehr enttäuschen würde. »Natürlich habe ich versucht, mir alles genau in Erinnerung zu rufen und mein Gedächtnis zu überprüfen, wer mir heute Morgen, ich meine, bevor ich zum See kam, begegnet ist oder noch besser«, er machte eine kurze Pause, setzte seine Brille wieder auf, »ob es irgendjemanden gab, der mir aus dem Weg zu gehen versuchte, aber ...« Dolde schwieg, räusperte sich. »Ein einziger Mann, der mir fast jeden Morgen entgegenkommt. Ein Jogger wie ich auch. Und dass er ...« Er schüttelte den Kopf. »Wir laufen aneinander vorbei, seit Monaten. Letzten Sommer schon. Ich kann mir nicht vorstellen ...«
    »Sie kennen seinen Namen?«
    »Nein. Tut mir Leid.«
    »Wo kam er her? Vom See?«
    »Ich weiß, was Sie denken. Wenn er am See vorbeilief, musste ihm das Auto aufgefallen sein, und weil heute wohl jeder ein Handy bei sich trägt ... Keine Ahnung. Wir begegneten uns keine hundert Meter vor dem Bärenschlößle, ich bin mir sicher, ich habe lange genug darüber nachgedacht. Aber woher er kam? Ich weiß es nicht. Am Schlößle treffen sich viele Wege.«
    »Wahrscheinlich lief er nicht am See vorbei, sondern blieb in der Höhe. Wenn Sie ihn seit Monaten schon jeden Morgen sehen, hat er wohl kaum etwas mit der Sache zu tun«, versuchte Braig, ihm zu helfen, »dann handelt es sich bei ihm um einen ganz normalen Jogger, der, wie Sie, vor der Arbeit sportlichen Ausgleich sucht. Wir sollten aber trotzdem mit ihm sprechen. Vielleicht hat er etwas beobachtet, was uns weiterhilft. Ausschließen kann man das nie.«
    »Und wie wollen Sie mit ihm in Kontakt kommen?«
    »Vielleicht meldet er sich von selbst. Die Medien werden lautstark über den seltsamen Fund berichten, keine Angst. Ein Toter in einem Auto im Bärensee, das gibt Material für mehrere Tage. Und solange wir die Hintergründe des Falles nicht lückenlos aufgeklärt haben, werden sich viele Journalisten in Spekulationen ausführlich darüber auslassen, wer wohl hinter dem Verbrechen steckt. Wenn sich der Mann dennoch nicht meldet ...«
    »Ich werde ihn ansprechen«, schlug Dolde vor, »sobald ich ihm wieder begegne. Und nach seinem Namen fragen und ihn bitten, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen.«
    Braig nickte, schaute zu seiner Kollegin, die sich laut räusperte.
    »Als Sie an den See kamen«, fragte Neundorf, »oder genauer, in dem Moment, als Sie auf den See hinunterblickten, was war da mit der Wasseroberfläche? Lag sie ruhig da oder stellten Sie Bewegung fest? Ich meine, gab es Wellen auf dem See?«
    Kai Dolde verstand sofort, in
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