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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf
Autoren: Klaus Wanninger
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habe sie genau verglichen. Sie ist allerdings in zwei Teile zerrissen. Ich denke, Sie sollten sie sich ansehen.«
    »Das werde ich tun. Wenn es möglich ist, auf der Stelle. Sind Sie einverstanden?«
    Die Journalistin hatte keine Einwände.

37.Kapitel
    Kurz nach achtzehn Uhr am Donnerstagabend wurde der Haftbefehl unterschrieben.
    Eines hatte zum anderen gepasst.
    Christa Kastners Festnetzanschluss verzeichnete, wie von Catherine Heimpold behauptet, am späten Montagnachmittag ein drei Minuten langes Gespräch. Da der Anrufer oder, wie Frau Kastner und Frau Heimpold ausgesagt hatten, die Anruferin, ein nicht registriertes Kartenhandy benutzt hatte, ließ sich nur ermitteln, dass sich die Person während des Gesprächs am südöstlichen Rand der Stuttgarter Innenstadt aufgehalten hatte.
    »In der Nähe der Karlshöhe?«, hatte Neundorf den Techniker in Anwesenheit des Oberstaatsanwalts laut gefragt.
    »Das ist möglich, ja«, hatte der Mann geantwortet.
    »Frau Meck hat uns bezüglich eines entscheidenden Anrufs schon einmal belogen«, war die Kommissarin bei Koch vorstellig geworden und hatte auf den entsprechenden Zeitungsartikel verwiesen. »Damals hat sie in Ihrer Anwesenheit, Herr Oberstaatsanwalt, behauptet, ein Gespräch geführt zu haben, das ihren Mann entlastet, und jetzt erklärt sie, ein anderes Gespräch nicht geführt zu haben, das ihren Mann belastet. Der Frau wollen Sie glauben?«
    »Dass ich diese Falschaussage heute der Presse entnehmen musste, ist garantiert Ihnen zu verdanken«, hatte er wütend gekontert.
    »Nein, das entstammt der Aufmerksamkeit eines fleißigen Zeitungsredakteurs.«
    »Was für ein Zufall, dass der gerade mit Ihnen liiert ist.«
    Nach dem vierzehnten Anruf eines Journalisten bei der Staatsanwaltschaft bezüglich der Verdachtsmomente gegen Dieter Meck hatte Koch seinen Widerstand aufgegeben. »Also gut, ich bemühe mich beim Richter um die DNA und einen Fingerabdruck. Eine Hausdurchsuchung benötigen Sie jetzt wohl nicht mehr?«, hatte er süffisant hinzugefügt.
    »Nein. Aber die Fingerabdrücke seiner Frau. Das Couvert, verstehen Sie?«
    Neundorf hatte das Gespräch schnellstmöglich beendet, um seiner aggressiven Stimmung zu entgehen, hatte nur noch auf die Ergebnisse der Untersuchung gewartet.
    Rössle ließ es sich nicht nehmen, sie ihr persönlich am Telefon mitzuteilen. »Alle Idiote von Sindelfinge«, erklärte er, »i woiß, dass du uf hoiße Kohle sitzsch.«
    »Dann rede bitte nicht lange um den heißen Brei herum.«
    »Der hat vielleicht a Grimasse gschnitte, der hohe Herr, wie i dem sei Finger in die Soß neitunkt han. Koin Sindelfinger könnt a schlimmere Visage na drücke.«
    »Das Ergebnis bitte.«
    »Seine Abdrück sind’s«, erklärte er, »allerdings nur uf dem kurze Doil von der Kette. Der hat des richig in de Händ ghabt. Des große Stück war frisch butzt, da war net oin Abdruck zu finde.«
    »Auch nicht die seiner Frau?«
    »Noi, gar nix. Aber die von seiner Frau han i trotzdem.«
    »Wo?«
    »Uf dem Couvert.«
    »Dann hat seine Frau die Kette bei ihm entdeckt, wie Frau Heimpold das erzählte, in den Umschlag gesteckt und diesen anonym bei der Zeitung eingeworfen.«
    »So sieht’s aus.«
    »Und das Erbrochene?«
    »Auch einem hohen Herrn ist manchmal übel, und sei es, dass er zuvor etwas Schlimmes getan.«
    »Seine DNA?«
    »Genau die.«
    »Das heißt, wir haben ihn.«
    »Alles spricht dafür.«
    »Dann werde ich Koch die Ergebnisse präsentieren.«

38. Kapitel
    Sie wollen wissen, wie wir es geschafft haben?
    Niemand von uns konnte ahnen, dass sich diese Gelegenheit plötzlich ergeben sollte. War es das Schicksal, Zufall, ein vorherbestimmtes Geschehen? Ich weiß es nicht. Urteilen Sie selbst.
    Wir kamen spät nach Hause an diesem Abend, lange nach elf, waren müde und erschöpft, freuten uns auf die Nacht und das Wochenende danach. Wir duschten, zogen uns um, fielen ins Bett.
    Wann es läutete? Wir waren beide längst eingeschlafen. Es dauerte, bis ich wieder bei mir war. Verärgert lief ich zum Fenster, starrte nach unten. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie lange ich benötigte, zu begreifen, welches aufgeregte, völlig aufgelöste Bündel Mensch vor unserer Tür hin und her sprang. Jonny, irgendwann wurde es mir klar, Jonny. Doch wie sah er aus?
    Ich ließ ihn ins Haus, öffnete die Tür. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Jonny stürzte in die Wohnung, warf sich mir an den Hals, klammerte sich an mir fest. Ich rang um Luft, spürte das
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