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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf
Autoren: Klaus Wanninger
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er.
    »Zwischen siebzehn und achtzehn Uhr etwa.«
    »Genau«, erklärte Weiss, »das ist es. Deine Dankesbezeugungen nehme ich heute Abend persönlich entgegen. Mit allem, was so dazugehört.«
    »Was hast du entdeckt? Jetzt rück endlich mit der Sprache heraus!«
    »Geh an dein Fax«, erwiderte er, »so hast du es am schnellsten.«
    Sie ließ den Telefonhörer liegen, musste nur wenige Sekunden warten. Das Faxgerät setzte sich in Gang, ließ langsam ein eng bedrucktes Papier hervorgleiten. Sie erkannte auf den ersten Blick, dass es sich um einen Zeitungsartikel samt dazugehörigem Foto handelte.
    »Und?«, tönte es aus ihrem Telefonhörer. »Hast du es?«
    Sie überflog das Blatt, sah die Frau auf dem Rednerpult.
    »Der Artikel stammt vom 18. Mai. Siehst du, worum es geht?«
    Neundorf las den Text, sprang von ihrem Stuhl auf. »Du bist wahnsinnig«, rief sie, »wie hast du den entdeckt?«
    »Zufall«, antwortete er. »Ich muss zugeben, es war Zufall. Ich suchte nach einem Aufhänger für meinen aktuellen Artikel, dabei stieß ich auf ihn. Und was den Inhalt angeht: Er ist korrekt. Ich habe den Kollegen gefragt, von dem er stammt. Er war selbst anwesend. Viel Erfolg damit!«
    Neundorf beendete das Gespräch, nahm sich das Blatt nochmals vor. Lilo Meck war auf dem Foto während ihres Vortrags auf dem Treffen der Württembergischen Unternehmergattinnen zu erkennen. Der begleitende Text schilderte den Zeitpunkt, wann und wo die Veranstaltung stattgefunden hatte: Mittwoch, 17. Mai, um siebzehn Uhr in Friedrichshafen am Bodensee.
    Die Kommissarin begriff sofort, was das bedeutete: Die Frau hatte ihr eiskalt ins Gesicht gelogen, was den angeblichen Telefonflirt mit Robert Heimpold anbetraf. Warum sollte sie heute, was das Gespräch mit Catherine Heimpold betraf, plötzlich die Wahrheit gesagt haben?

36.Kapitel
    Die Frau am Telefon stellte sich als Mitglied der Lokalredaktion der Esslinger Zeitung vor.
    Verdammte Kacke, überlegte Felsentretter, was will die so früh am Donnerstagmorgen. »Ich weiß von nichts und gebe keinerlei Auskunft«, brummte er vorsichtshalber. Man wusste nie, woran man mit denen war.
    »Wieso?«, fragte die Frau in freundlichem Ton, wie er insgeheim zugeben musste. »Ich will doch nichts von Ihnen.«
    »Was soll dann dieser Anruf?« Sein Missmut war nicht zu überhören.
    »Wir haben hier ein kleines Päckle«, erklärte sie.
    »Aha.«
    »Um es genauer zu sagen: Es handelt sich eher um ein Couvert.«
    »Ja, was denn jetzt?«
    »Ein Couvert. Aber das spielt wohl keine große Rolle.«
    »Warum erzählen Sie mir das dann?«
    »Der Inhalt wird Sie überraschen.«
    Meine Fresse, macht die es spannend. »Ja und?« Donnerstagmorgen, 8.20 Uhr. In der Nacht kaum geschlafen, weil es der Alten mal wieder nicht gut ging und sie sich dauernd übergeben musste. Als Begleitmusik das ewig gleiche Lied. Wie es mir geht, interessiert dich doch überhaupt nicht. Kurz nach sieben ein hartes Brot reingewürgt, dazu eine Tasse lauwarmer Kaffeebrühe, weil sich die Alte nicht imstande sah, ein gescheites Frühstück vorzubereiten. Und jetzt die wichtige Frage, ob es sich um ein Couvert oder ein Päckle handelt.
    »Es ist eine Kette«, sagte die Frau.
    »Was für eine Kette?«
    »Soweit ich informiert bin, suchen Sie sie.«
    »Ich suche überhaupt nichts.« Er hörte, dass es an seiner Tür klopfte, schaute auf. Neundorf warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Die Kette von Jessica Heimpold«, erklärte die Frau.
    »Sie haben die Kette von Jessica Heimpold?«, wiederholte er laut.
    Neundorfs Haltung veränderte sich binnen einer Sekunde. Sie spurtete zu seinem Schreibtisch, baute sich vor ihm auf.
    »Ich gebe Ihnen meine Kollegin«, erklärte Felsentretter, reichte ihr den Telefonhörer.
    Neundorf stellte sich vor, erfuhr den Namen und den Beruf ihrer Gesprächspartnerin.
    »Sie sind die Kommissarin, die die Ermittlungen leitet?«
    »Genau die, ja.«
    »Ihr Sekretär oder Pförtner oder wer immer das vorher war, scheint etwas unterbelichtet.«
    »Das ist noch sehr wohlwollend formuliert, ja. Habe ich richtig verstanden, dass Sie über Informationen zur Kette von Jessica Heimpold verfügen?«
    Die Frau am anderen Ende lachte. »Ich habe sie hier vor mir liegen.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, heute Morgen war ein unbeschriftetes Couvert in unserem Briefkasten. Ich habe es vor wenigen Minuten geöffnet. Es muss sich um die Kette von Jessica Heimpold handeln, sofern die Fotos, die Sie an die Medien gegeben haben, korrekt sind. Ich
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