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Schulaufgaben

Schulaufgaben

Titel: Schulaufgaben
Autoren: Jutta Allmendinger
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beträgt er im Durchschnitt eins zu sechs. 14 Doch bei der Gruppengröße
fehlen einheitliche Standards, entsprechend gibt es zwischen den Kitas enorme Unterschiede. Im Schnitt werden zwölf bis vierzehn Kinder pro Gruppe betreut. 15 Die Qualifikation der Erzieherinnen und Erzieher verbessert sich. Im Jahre 2010 besaßen drei von vier Fachkräften einen Fachschulabschluss. 16 Absolventen fachspezifischer Studiengänge findet man dagegen selten, bundesweit liegt ihr Anteil bei weniger als 5 Prozent. 17 Ebenso trifft man in Kitas und Krippen nur wenige Fachkräfte mit Migrationshintergrund. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2008 waren es gerade einmal 9 Prozent. Um aus dem Ausland zugewanderte Eltern anzusprechen, reicht das nicht aus. Wollen wir ihnen den Zugang zu Kitas und Krippen erleichtern und sie ermutigen, ihre Kinder außerhäuslich betreuen zu lassen, so müssen wir um mehr Fachkräfte mit Migrationshintergrund werben.
    Besorgniserregend ist auch, dass für junge Menschen der Beruf einer Erzieherin oder eines Erziehers an Attraktivität zu verlieren scheint. Der Anteil von jungen Berufsanfängern nimmt absolut und prozentual stetig ab. Frauen wechseln in akademische Berufe, und Männer können es sich nach wie vor schwer vorstellen, Erziehung zu ihrem Beruf zu machen. 18 Die Arbeitsbedingungen spielen hier eine besondere Rolle. Pädagogische Fachkräfte in Krippen und Kitas werden schlecht bezahlt, ihre Aufstiegsmöglichkeiten sind nur begrenzt. Um die Qualität unserer Kindererziehung zu sichern, muss auch an dieser Stelle deutlich nachgebessert werden.
    Die Kosten: Können und wollen sich Eltern Kindertagesstätten leisten?
    Krippen sind teuer. Von Bund, Ländern und Gemeinden werden sie hoch subventioniert. Die Eltern zahlen dafür je nach Dauer der täglichen Betreuung ihres Kindes, nach Haushaltszusammensetzung,
Einkommen und Region unterschiedliche Beträge. Statistiken findet man darüber kaum, Studien weisen meist nur die Gesamtausgaben für Kinder aus. Nach Lage der Dinge scheinen aber weniger die Kosten – teilweise sind sie exorbitant – als vielmehr die geringe Zahl an freien Plätzen und die fehlende soziale und kulturelle Nähe das Problem zu sein. Gerade für Familien mit Migrationshintergrund und auch für viele Geringverdiener bestehen oft große Hürden, ihr Kind außerhäuslich betreuen zu lassen.
    Wenn ich an die Krippe von Alex denke, leuchtet mir das ein. Wie hätten sich Jennys Mutter und die Eltern von Erkan wohl dort gefühlt? Umgeben von Müttern, die gerade von ihrer Arbeit kommen, mit eigenem Auto und eigenem Geld? Von Eltern, die ihre kleinen Kinder bereits in Musikschulen schicken, in Sprachklassen und teure Sportstunden? Für viele Eltern ist dies eine fremde und finanziell unerreichbare, elitäre Welt.
    Natürlich müssen wir uns um die Kosten kümmern: Für Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern sollten sie vollständig von der öffentlichen Hand übernommen werden. Der Schlüssel liegt in mehr Krippen, aber auch in den offenen Armen. Der so oft geäußerte Vorwurf »Aber die wollen das doch gar nicht« ist paternalistisch und damit billig. Er unterstellt die Nähe, das Wissen, das Vertrauen – häufig auch schlicht das Sprachvermögen. Doch vieles davon fehlt den Eltern und ihren Kindern.
    Angebot oder Pflicht: Müssen Eltern ihre Kinder außerhäuslich betreuen lassen?
    Im Durchschnitt aller westdeutschen Kitas haben 11 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Migrationshintergrund, in ostdeutschen Kitas sind es gerade 1 Prozent. Schaut man
sich nun aber die Kitas im Einzelnen an, findet man alles andere als eine gleichmäßige Verteilung dieser Kinder. Die meisten Kinder mit Migrationshintergrund besuchen eine Einrichtung, in der mehr als die Hälfte der Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch aufwächst. Die Konzentration ist hoch, sogar höher, als es das Wohnumfeld vermuten lässt. 19
    Warum beschäftigen uns diese Zahlen, die ähnlich niedrig auch bei Kindern aus sozial schwachen Elternhäusern sind? Der Grund liegt auf der Hand. Eine außerhäusliche Betreuung würde gerade diesen kleinen Kindern für ihr späteres Leben entscheidend weiterhelfen. Man kann die Hilfe auch dürr quantifizieren: Kinder mit Migrationshintergrund, die eine Krippe besuchen, gehen später doppelt so häufig aufs Gymnasium wie die Migrationskinder, die nicht die Krippe nutzen. 20 Geld darf keine Rolle spielen. Es geht um Lebenschancen, um Integration, um
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