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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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die beste Sicht auf den Parkplatz neben der Hauptstraße hat, ruft dazwischen: »Da isser ja schon!«
    »Was?«, schreckt Spanisch auf. »Wir haben den Plan noch nicht zu Ende bespr…«
    »Dann los«, ruft Colin, greift nach Blondys Hand und der großen Plastiktüte, die neben ihm steht. Tier und James nehmen die Beine in die Hand und verflüchtigen sich Richtung Bus. Colin und Blondy umkurven die kaputte Absperrung in der Auffahrt des Parkhauses. Hecheln in den ersten Stock, den zweiten, aufs Dach.
    »Langsam jetzt«, sagt Colin, läuft geduckt bis zur Brüstung. Kniet sich in Deckung, späht vorsichtig nach unten.
    »Er hat mehr Aufpasser dabei als der Landesvater«, behauptet Blondy.
    »Pst!«, macht Colin. »Da ist Spanisch.«
    Der Journalist geht langsam auf Länglich zu, der seinem Benz entstiegen ist, beide werden umringt von stämmigen Nigerianern.
    »Schnell!«, drängt Blondy.
    Colin hantiert mit der Plastiktüte, bugsiert die Drohne hervor, dann die Fernsteuerung. Er stellt das handgroße, drahtige Fluggerät auf die Brüstung, nimmt das Steuergerät in die Hand, startet mit ein paar Berührungen den Rotor. Das neugierige Rieseninsekt hebt kaum hörbar ab, surrt von Colin gesteuert los. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgt Colin die Drohne, die nur noch ein kleiner Punkt ist, steuert sie auf einer geschwungenen Bahn Richtung Spanisch und Länglich, damit sie aus deren Sicht aus Richtung der Sonne kommt und nicht gesehen wird.
    Colin sieht auf dem Bildschirm der Fernsteuerung, was die Drohne sieht, drückt die Aufnahmetaste, fliegt noch näher ran. Er wählt den Menüpunkt »Position halten«, stöpselt das Ohrstecker-Kabel ein, reicht Blondy das andere Ende.
    »… dass Sie es noch vor der Sendung geschafft haben«, sagt Spanisch gerade.
    »Man weiß nie, wie viel Verkehr ist«, plaudert Länglich und übergeht lässig die Tatsache, dass ihm sein Geleitschutz notfalls den Weg frei gesprengt hätte. »Was gibt es Neues von meinem aufsässigen Sohn?«
    Colin beißt sich auf die Lippen. Wie kann Länglich die Vorsilbe »Stief« einfach weglassen?
    »Nun«, sagt Spanisch und wäscht seine Hände in unsichtbarer Unschuld, »er hat mit Interesse gelesen, was ihm da in die Finger gekommen ist …«
    Colin hält die Luft an. »Wir haben vereinbart, dass er das Textbuch nicht erwähnt«, zischt er. »Was, wenn sie es im Penthouse gefunden haben?«
    »Haben sie nicht«, murmelt Blondy abwesend.
    »Nach meinen Informationen kamen bei der Show in Gelsenkirchen noch die alten Texte zum Einsatz«, sagt Länglich.
    »Ja, schon«, entgegnet Spanisch, »aber das waren besondere Umstände. Es war ja eigentlich nicht einmal Publikum da.«
    »Da habe ich aber etwas anderes gehört.«
    »Das reicht noch nicht«, flüsterte Colin. »Das reicht noch nicht.«
    »Was das weitere Vorgehen angeht …«, setzt Spanisch an.
    »Nehmen Sie Einfluss auf meinen Sohn«, sagt Länglich. »Er soll beim nächsten Konzert mal von den Dingen singen, die wirklich wichtig sind, nicht von Liebe, Friede und Freiheit.«
    »Und wie soll ich …«
    »Ihnen fällt schon was ein. Ich fürchte, mich ruft der Maskenbildner, um mir den Schweiß abzutupfen und die Stiefel zu lecken. Guten Tag, Herr Spanisch.«
    Damit lässt Colins Stiefvater den Journalisten stehen. Colin will schon die Drohne zurückbeordern, als er sieht, wie Länglich zurück zu seinem Auto marschiert, die hintere Tür öffnet … und Colins Mutter aussteigen lässt.
      
    Das Studio ist für die Vorabend-Talkshow hergerichtet, das zahlende Publikum wird von Anheizern konditioniert wie ein Hund auf ein Stöckchen. Der Moderator namens Paul Gabor ist ein klebrigstimmiges Plappermaul.
    »Das Wetter ist heutzutage nichts für Frösche«, sagt er und winkt mit einer Plüschamphibie. Wer jetzt erwartet hat, dass die Pointe noch kommt, wird von den aufleuchtenden »Jubeln«-Schildern eines Besseren belehrt.
    Colin sitzt hinter den luftigen Kulissen und verfolgt die Sendung abwechselnd auf einem der zahlreichen aufgestellten Monitore und mit eigenen Augen. Blondy, James und Tier hocken schweigend neben ihm, dann kommt Spanisch dazu.
    »Er kommt als Nächster«, flüstert er.
    »Und dann?«, fragt Colin. Seine Hände sind feucht. Er will seinen Stiefvater vor laufender Kamera enttarnen, ihn einen Nazi schimpfen, einen Mafioso, einen Möchtegern-Diktator.
    Auf Spanischs Gesicht macht sich ein Grinsen breit. »Dann tritt nicht die relativ unbekannte Hiphop-Combo namens … hab ich vergessen
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