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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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… auf, sondern die Band der Stunde namens SchrottT.«
    »Sie haben alle Hebel in Bewegung gesetzt«, staunt Colin.
    Spanisch nickt. »Der Moderator sieht aus wie ein Idiot, aber er weiß, was das Wort Enthüllung bedeutet. Die Aufnahme von der Drohne ist abspielbereit.«
    »Kaum zu glauben«, staunt Colin.
    »Es gibt nur ein Problem«, sagt Spanisch leise.
    »Mehr nicht?«, mischt sich Blondy ein.
    Spanisch nickt Richtung Zuschauertribüne. »Zwischen den fröhlichen Besuchern sitzen mindestens neun Sicherheitskräfte, die Länglich mitgebracht hat. Und es gibt keinen Metalldetektor beim Einlass.«
    »Die werden wohl kaum vor laufender Kamera die Band erschießen«, sagt Colin. »Oder?«
    Blondy legt ihm die Hand auf die Schulter. »Du wirst das hier gefälligst überleben. Du wirst nämlich noch gebraucht.«
    »Kann ich bestätigen«, sagt James. »Keine Band kann den Verlust von zwei Frontmännern innerhalb weniger Wochen verkraften.«
    Colin verzieht das Gesicht. »Ich auch nicht«, sagt er. »Aber wenn jemand im falschen Moment die falschen Schilder anschaltet, lacht das Publikum uns aus.«
    »Hier«, sagt Blondy. »Nimm das.« Sie reicht ihm ein Päckchen.
    »Was …« Colin kennt die Antwort, bevor er die Frage vervollständigt hat. Er wickelt das Objekt aus – und hält das kleine, braune Büchlein in der Hand, das Lydia ihm unterschieben wollte. Es ist an den Ecken angekokelt.
    »Bücherverbrennung ist keine Lösung«, sagt Blondy.
    »Du hattest es die ganze Zeit«, stellt Colin fest.
    Er weiß nicht, was er davon halten soll.
    »Ruhig«, mischt sich Spanisch ein. »Er ist da.«
    Colin schaut auf den Bildschirm. Kann den Blick nicht abwenden.
    Seine Mutter tritt unter bravem Applaus hinter Länglich ins Studio, schmal, verschüchtert. Sie wirkt bleich, obwohl die Maske sicher ganze Arbeit geleistet hat.
    Beide nehmen neben dem Moderator in einzelnen Ledersesseln Platz. Colin findet, dass die Farbe der Möbel überraschend genau zu einem der Insassen passt.
    Moderator Gabor gibt den geehrten Gastgeber: »Eine Persönlichkeit wie Sie muss man den Zuschauern nicht extra vorstellen. Herr Länglich ist Besitzer einer bekannten Sicherheitsfirma in Heidelberg, aber heute steht er Rede und Antwort als Kandidat für den ersten Vorsitz der neu gegründeten Konferenz für …« Gabor sieht auf seinen Zettel.
    »Konferenz für Sicherheit in Deutschland«, hilft ihm Länglich mit einem jovialen Lächeln. »Kurz: KSD.«
    »Danke«, freut sich der Moderator. »Erklären Sie unseren Zuschauern die Bedeutung dieser Einrichtung.«
    »Mit Vergnügen«, sagt Länglich mit Stimme und Gestik. »Sie werden mir alle zustimmen, wenn ich behaupte, dass die Sicherheitslage in Deutschland in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat.«
    Spontaner Applaus.
    Colin merkt, dass ihm schlecht wird.
    »Allerdings haben die föderalen Strukturen dazu geführt, dass die Maßnahmen in den einzelnen Ländern höchst unterschiedlich ausgeprägt sind. Zwar laufen sowohl bei mir zu Hause als auch hier die Sicherheitsleute zumeist in sehr ordentlichen Anzügen herum, aber während es unseren Männern im Vergleich etwas an Muskelmasse fehlt, komme ich nicht umhin, hierzulande einen gewissen Mangel an Grammatik zu diagnostizieren.«
    Vereinzeltes Lachen im Publikum. Ganz ohne aufleuchtendes Schild, wie Colin sich vergewissert.
    »Rheinland-Pfalz hat dafür beispielsweise erhebliche Fortschritte auf dem Gebiet der Anwendung von Methoden gemacht, die in früheren Zeiten von der stocksteifen Schulwissenschaft belächelt worden wären. Nehmen Sie mal einen Stuttgarter Physikstudenten und einen Kaiserslauterer Müllmann, und schauen Sie, wer von beiden die intensivere bioenergetische Aura besitzt.«
    Colin wird noch schlechter, das Publikum findet’s lustig.
    »Wenn wir die besten Fortschritte in der Sicherheitslage abgleichen, können auch Länder mit Nachholbedarf – ich sage nur: Bremen – profitieren. Daher haben sich die Sicherheitskonzerne der Länder geeinigt, auf einer ständigen Konferenz für engen Austausch zu sorgen.«
    »Welche Kompetenzen wird die Konferenz denn haben?«, fragt der Moderator.
    »Wir werden positiv bewertete Maßnahmen zur bundesweiten Einführung empfehlen. Natürlich bleibt es den einzelnen Landeskonzernen überlassen, ob sie die Empfehlungen umsetzen. Ich ahne, dass es dabei teilweise zu schwierigen Verhandlungen kommen wird. Erhebliche diplomatische Fähigkeiten werden bei der Behebung von Konflikten
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