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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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Hotel.«
    »Oh-nein-oh-nein …«, hauchte Lars-Peter irgendwo hinter den Kulissen. Colin war ganz sicher, dass er es hören konnte.
    »Und die zweite Frage?«, wollte James Bond wissen.
    Der Moderator lächelte ein wenig gequält. »Wann spielt SchrottT endlich in der Schweiz?«
    »Im Moment ist nichts geplant, aber ich rede mal mit unserem Manager«, sagte Colin und gönnte sich ein verwegenes Grinsen.
    »SchrottT, meine sehr verehrten Damen und Herren! Und jetzt an die Instrumente, wir möchten natürlich den aktuellen Song hören. Während die Band sich vorbereitet, zeigen wir eine kurze Mitteilung unseres Partners, Feel Good Media.«
      
    Colin war mit dem Auftritt in der Schweiz nicht besonders zufrieden. Er ahnte, dass sich damit ein Sponsor einen Traum erfüllt hatte und vielleicht in diesem Moment über Exklusivrechte für die Vermarktung in der Schweiz verhandelte. Das Rechtegeschäft in der Musik war eine zerklüftete Landschaft aus juristischen Untiefen und Bergen aus unbearbeiteten Gerichtsakten, durchzogen von Flüssen aus Prozenten, die in den Untiefen der Unbestimmtheit versickerten. Der von SchrottT nicht unterzeichnete Agenturvertrag glich einem Linkverzeichnis für eine solche Landkarte, jedenfalls in den ersten dreizehn Abschnitten. Mehr hatte Colin nicht ertragen. Im Moment tanzten die Paragrafen Tango mit seinen Augäpfeln, und dafür gab es einen guten Grund.
    Auf dem Züricher Flughafen war James Bond mit betretener Miene auf Colin zugekommen und hatte ihm einen Lutscher zugesteckt.
      
    »Was soll ich damit?«, fragte Colin.
    »Zieh ihn dir rein, bevor wir durch die Kontrollen gehen.«
    »Und wenn ich keine Lutscher mag?«
    »Hör zu, glaub mir bitte einfach, dass du nicht mit ungelutschtem Lutscher durch die Kontrollen marschieren willst. Hier, ich kümmere mich um den zweiten, siehst du?«
    Colin starrte die Süßigkeit an, aber die machte keine Anstalten, ihm auf die Sprünge zu helfen. »Scheiße, was stimmt nicht mit dem Lutscher?«
    James Bond scharrte mit den Füßen. »Er schmeckt echt geil. Willst du von meinem probieren, bevor du deinen auspackst?«
    Colin sah sich um, aber Lars-Peter und Tier lungerten auf dem kargen Gestühl herum, das in der Abflughalle für Unbequemlichkeit sorgte. »Okay, ich frage andersrum. Wie viele Jahre kommen wir hinter Gitter, wenn wir mit diesen Lutschern durch die Kontrollen marschieren?«
    Der Gitarrist tat so, als würden sich auf dem Monitor für die Abflugzeiten erstaunlich fesselnde Dinge abspielen.
    »Ich rede mit dir!«
    »Was? Ja, stimmt.«
    Colin rollte mit den Augen. »Also gut, wenn du es mir nicht verrätst, muss ich raten. Wenn ich richtigliege, kannst du ja einfach …« Er gestikulierte vage. »Nicht widersprechen.«
    »Schieß los!«, schnappte James und schob sich den Lutscher in den Mund.
    »Also gut.« Nach einem tiefen Atemzug ratterte Colin wie ein Uhrwerk im Zeitraffer: »Du hast heute nach der Aufzeichnung am Taxistand längere Zeit mit einem Kerl palavert, der eine auffällig unauffällige Mütze trug und sich immer wieder in alle Richtungen umschaute. Ich habe zwar nichts gesehen, was du dem Typen abgekauft hast, aber dieses Nichts waren offenbar ungefähr drei Lutscher mit sagen wir ganz allgemein: bewusstseinsverändernder Wirkung. Kurz nachdem du den ersten Lutscher vertilgt hattest, fiel dir nicht nur auf, dass er nicht Besonders wirkt, sondern dass wir auf dem Weg zu einem Flughafen waren, der für seine besonders fortschrittlichen Methoden zur Detektierung von Drogen aller Art europaweit bekannt ist. Deshalb müssen nun die Restbestände der Lutscher schnellstmöglich vernichtet werden, und da gerade kein Mülleimer in der Nähe ist, hältst du es für eine tolle Idee, dass wir beide uns persönlich um die Beseitigung kümmern.«
    James brauchte einen Moment, bis er Colins Wortschwall verarbeitet hatte. »Stimmt beinahe.«
    Seufzend fragte Colin: »Was stimmte nicht?«
    »Das Zeug wirkt ziemlich hammergeil.«
      
    Auf dem kurzen Flug nach Fraport ließ Colin die bisherige Tour Revue passieren. In München war der Club nicht ganz ausverkauft gewesen, und ein paar Leute waren vor Ende der Show gegangen. Aber die Getränkepreise waren unverschämt gewesen und die Akustik unterirdisch. Tier wäre um ein Haar in Streik getreten, oder besser gesagt: seine Süße. Die Audioeigenschaften der Kaschemme seien ihrer nicht würdig, so der Drummer. Nach dem Konzert war er in eine seiner gefürchteten Schweigephasen verfallen,
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