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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade
Autoren: Suzanne Barclay
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soeben Gehörte.
    Lion war sein Vater? Wie konnte das sein, wenn er ihn doch gerade erst getroffen hatte? Eine schwache Erinnerung kam ihm in den Sinn. Lion. Vor langer Zeit hatte Jennie diesen Namen genannt, erinnerte sich Paddy, und seine Mutter hatte ihr geboten zu schweigen.
    Er versuchte mit zusammengekniffenen Augen die Erinnerung zurückzuholen, doch alles, was ihm einfiel, war die Traurigkeit im Gesicht seiner Mutter. Er glaubte nun zu verstehen, da er sich selbst traurig fühlte. Traurig und ein wenig verwirrt.
    Wie konnte er zwei Väter haben?
    Finlay würde es wissen. Finlay war alt und konnte nicht laufen, doch Finlay wusste alles.
    Rowena galoppierte neben Dun die staubige Straße entlang. Ihre Freude über diesen Ausritt war beim Anblick seiner strengen Miene gedämpft. Wäre ein Sutherland abkömmlich gewesen, so hätte sie diesen gebeten, sie zu begleiten. Doch Lion hatte Red Will und Sim mitgenommen. Heckie wurde für die Verteidigung zurückgelassen. Bryce hatte Lady Glenda nach Blantyre eskortiert und war noch nicht zurückgekehrt. Was nicht überraschend war, denn die beiden fühlten sich so zueinander hingezogen, dass es Rowena nicht wunderte, wenn bald eine Vermählung ins Haus stünde.
    Rowena versuchte für ihre Freundin froh zu sein, doch ein wenig Neid war darin verborgen. Sie hatte sich danach gesehnt, den Mann zu ehelichen, den sie immer liebte, doch sie würde niemals frei sein.
    Als sie über die Zugbrücke galoppierten, blickte Rowena über ihre Schulter zurück auf die mächtige Burg. In den wenigen Wochen fühlte sie sich heimischer, als sie es jemals auf Hillbrae war, wo sie ganze sechs Jahre lebte. Die Sutherlands hatten sie mit ihrer freundlichen und herzlichen Art aufgenommen.
    Paddy hatte sich ausgesprochen gut auf Glenshee entwickelt. Er hatte sich mit mehreren Jungen seines Alters angefreundet, und zusammen durchstreiften sie die Umgebung, stahlen Honigkuchen aus der Küche, jagten Schafe in dem großen Außenhof und kletterten auf Bäume in dem kleinen Garten hinter der Burg. Oft konnte man ihn im Stall bei Turvals Fohlen finden, das er hegte.
    Ehe Lion fortritt, hatte er ihr gesagt, dass er das Pferd Paddy schicken würde, wenn dieser alt genug sei, um es zu reiten. Die Aussicht, ihren Sohn - ihrer beider Sohn - zu sehen, wie er auf das Pferd stieg, das er von seinem Vater erhalten hatte, und dabei den gewaltigen Sutherland Claymore trug, der eines Tages ihm gehören sollte, trieb ihr Tränen in die Augen.
    Sie gehörten zusammen, Lion und Paddy.
    Gerade letzte Nacht hatte Paddy gefragt: „Wann kommt Lion zurück? Ich vermisse ihn. Er lacht mit mir, zeigt mir Dinge und schreit nicht mit mir, wenn ich einen Fehler mache. Er ist mein bester Freund ... gleich nach Flämmchen.“ Seiner Katze.
    Rowena hatte gelächelt, später hatte sie bittere Tränen in ihr Kissen geweint. Die Gunns hatten Recht, wenn sie Angst hatten, sie könnte ihren Schwur nicht halten, weil sie es nicht wollte. Sie wollte das überhaupt nicht. Doch sie hatte keine Wahl. Der Priester von Glenshee hatte ihr gesagt, dass solch ein Eid bindend sei, es sei denn, die Kirche hob ihn auf. Dass sie mit dem Vater ihres Sohnes wieder vereint war und daher wünschte, das Gelübde werde aufgehoben, war nicht Grund genug.
    Rowena seufzte und sah gerade auf, um Duns unergründlichen Blick zu erhaschen. Er war so durchdringend und verletzend, als könnte er ihre Gedanken erraten. Wenn dem so war, dann wusste er, wie gequält sie sich fühlte. Es schien, als lastete ein schweres Bleigewicht auf ihrer Brust. Die einzige Freude, die sie hatte, war Paddy. Nicht einmal der strahlende Sonnenschein, das Gefühl der sanften Brise in ihrem Gesicht oder gar das fröhliche Zwitschern der Vögel, die über die Wiese flatterten, konnten ihre Stimmung heben. „Wir sollten umkehren“, sagte sie missmutig.
    „Ich dachte, Ihr wolltet zum Loch“, rief Dun und klang dabei seltsam erschrocken.
    Sie zuckte die Schultern. „Ich habe keine Lust.“
    „Nun, ich habe Lust dazu, und es könnte Euch erleichtern, am Wasser entlangzuwandern“, fügte er hinzu.
    Sie ritten stumm dahin, vorbei an dem Feld, wo zehn Tage zuvor der Earl bezwungen worden war. Hätte er sich nicht die Rosses zu Feinden gemacht, und wäre Lion nicht mit ihnen befreundet, Fergie Ross wäre nicht rechtzeitig gekommen, um die Sutherlands zu retten.
    „Als ich erfuhr, dass der Wolf gegen Glenshee marschierte, rief ich jeden Ross zu mir, der in der Nähe war“, hatte
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