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Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Titel: Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt
Autoren: Karl Olsberg
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stellen.
    Der absoluten Wahrheit misstrauen
    Wir sollten andere Meinungen immer respektieren und ernsthaft jedes Argument prüfen, das uns entgegengebracht wird - auch und gerade dann, wenn es unserer eigenen Sichtweise widerspricht. Vergessen wir nie: Wenn wir überzeugt sind, dass unsere eigene Meinung richtig und unumstößlich ist, dann heißt das nur, dass es die Meme in unseren Köpfen geschafft haben, sich festzusetzen und unsere Fähigkeit zur Mutation und Selektion zu unterdrücken. Das bedeutet nicht, dass wir keine eigene Meinung haben beziehungsweise keinen klaren Standpunkt beziehen sollen - nur dürfen diese niemals unumstößlich und unangreifbar sein. Wir sollten allen misstrauen, die Anspruch auf die absolute Wahrheit erheben - am meisten uns selbst.
    Positive Meme verbreiten
    Wenn wir gutartige Ideen und Gedanken weiterverbreiten, machen wir es bösartigen Memen schwerer, sich in den Köpfen der Menschen festzusetzen. Gehen wir mit gutem Beispiel voran, denn auch Verhaltensweisen gegenüber anderen sind Meme, die sich über Imitation weiterverbreiten. Bei der Einschätzung, was gut und was schlecht ist, sollten wir uns von Verstand und Intuition leiten lassen und dabei bedenken, dass alle Meme - auch »gute« - egoistisch sind und nur dann erfolgreich sein können, wenn sie Menschen dazu bringen, sie zu verbreiten. Wir sollten daher auch die Vielfalt der Meme fördern, indem wir stets offen sind für neue Einflüsse, Ideen und Gedanken.
    Die Rolle als »Gärtner im Garten Eden« akzeptieren
    Die memetische Evolution ist weder positiv noch negativ, weder gut noch böse. Sie hat uns nicht nur Atombomben und Computerviren gebracht, sondern auch die großartigen Werke Leonardo da Vincis, Beethovens oder der Beatles. Sie schafft neue Risiken, bietet uns aber auch viele neue Chancen für ein besseres, erfülltes Leben. Wir sollten unsere Macht der Selektion sorgfältig nutzen, egal, ob wir einkaufen, mit anderen reden, den Fernseher einschalten oder zur Bundestagswahl gehen. Aber man kann alles übertreiben: Manchmal muss man sich auch einmal etwas gönnen, einer Verlockung nachgeben, solange das bewusst und in Maßen geschieht. Ein guter Gärtner übt seinen Beruf mit Freude aus - erfreuen wir uns also an dem, was die memetische und die biologische Evolution uns an Positivem bringen.
    Die vorstehenden Prinzipien kommen Ihnen vielleicht irgendwie bekannt vor. Es sind im Wesentlichen uralte »gute« Meme, die unsere Spezies seit Jahrtausenden begleiten. Sie finden sich in der einen oder anderen Form in den Schriften der griechischen Philosophen, in der Bibel, im Koran, in Gedichten und Romanen. Ich habe sie lediglich etwas anders formuliert.
    Um unsere Rolle als »Gärtner im Garten Eden« anzunehmen, müssen wir eigentlich nur ein wenig bewusster und bescheidener leben, unseren gesunden Menschenverstand vielleicht noch etwas häufiger nutzen und uns eine vernünftige Dosis Skepsis bewahren gegenüber allem, was allzu schön klingt. Insofern erzählt dieses Buch nichts Neues.
    Vielleicht ist es mir dennoch gelungen, die vertrauten Probleme des Alltags und die rasante Entwicklung der Technik in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Wenn Sie ab jetzt ein bisschen bewusster einkaufen, ein wenig länger überlegen, bevor Sie etwas vernetzen oder automatisieren, etwas öfter den Fernseher und Computer ausschalten, um mit richtigen Menschen an einem richtigen Tisch zu sitzen und einfach nur über Gott und die Welt zu reden, dann haben die Meme in diesem Buch ihr Ziel erreicht.
    Von Martin Luther stammt angeblich der Ausspruch: »Wenn ich wüsste, dass morgen der Jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.« Es gibt keinen historischen Beleg dafür, dass Luther diesen Satz jemals gesagt hat - ein Hinweis darauf taucht erst 1944 in einem Rundbrief der hessischen Kirche auf. Dennoch hat sich dieses Mem erfolgreich ausgebreitet und es sogar in abgewandelter Form zum Titel eines Buchs von Hoimar von Ditfurth gebracht.
    Dass er nicht von Luther stammt, tut der Schönheit und Weisheit des Satzes keinen Abbruch. Denn er sagt aus, dass wir mit unserer Beschränktheit gar nicht wissen können, ob morgen der Jüngste Tag ist!
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt«, heißt es in einer weniger poetischen Variante desselben Gedankens. Damit wäre die Hoffnung das mächtigste und langlebigste aller Meme -ein beruhigender Gedanke, wie ich finde.
    Schließen wir also an dieser Stelle in der Hoffnung, dass
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