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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)
Autoren: Edith Kneifl
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Vera Navratil aushalten hatte lassen.
    Da Tony mir gerade erst seine eigene Version von seinen Beziehungen mit diesen Frauen serviert hatte, war ich etwas verunsichert. Ich wusste nicht, wem ich eher Glauben schenken sollte.
    „Ich schlafe heute nicht bei dir, Katharina. Daniel wartet auf mich. Ich wollte es dir nur sagen, damit du dir nicht wieder Sorgen machst“, sagte Orlando.
    Meine Enttäuschung war mir bestimmt anzumerken. Ich heuchelte jedoch Verständnis und wünschte ihm eine heiße Nacht. Dann wankte ich frustriert allein nach Hause.
    Die Nacht war sternenlos. Es wehte ein frischer Wind. Ich bog in die Wehrgasse ein. Eine stockfinstere Ecke. Das einzige Licht kam vom schwachen gelblichen Schein einer Straßenlaterne, die sich mindestens zwanzig Meter entfernt befand.
    Plötzlich bildete ich mir ein, dass mir jemand folgte. Ich verlor die Beherrschung. In Sekundenschnelle geriet ich in Panik. Die Hitze stieg von meiner Brust allmählich bis in meinen Kopf hinauf. Ich begann zu laufen. Leider hatte ich die falschen Schuhe an. Stöckelschuhe waren eben keine idealen Laufschuhe. Ich stolperte über einen Randstein, knallte der Länge nach hin.
    Dauerte es ein paar Sekunden oder ein paar Minuten bis ich wieder zu mir kam? Jemand beugte sich über mich. Ich spürte seinen Atem im Nacken und seine Hände auf meinen Schultern. Ich versuchte zu schreien, doch der Schrei blieb in meiner Kehle stecken.
    Eine Hand schloss sich um meinen Mund, und eine Männerstimme flüsterte mir etwas ins Ohr. Ich verstand kein Wort. Fühlte mich wie gelähmt vor Angst.
    Plötzlich spürte ich, dass auch der Mann Angst hatte. Jetzt hatte die Angst uns beide im Griff. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und blickte ihn an.
    Und dann schrie ich wirklich laut, so laut, dass man meinen Schrei in ganz Margareten hören konnte: „Bist du völlig wahnsinnig geworden? Du hast mich zu Tode erschreckt. Warum bist du mir gefolgt? Du wolltest doch zu Danielff“
    „Ich hab’s mir anders überlegt. Wollte dich heute Nacht nicht allein lassen … nach allem, was passiert ist“, stammelte Orlando.
24
    Gegen Mittag holte ich Frau Klaric in der Midinette ab. Wir gingen zum Silberwirt. Nach dieser anstrengenden Nacht brauchte ich dringend ein Margaretner Bier.
    Sie hatte, so wie alle anderen Leute, die ich gestern auf dem Fest getroffen hatte, von dem Geständnis des Psychopathen nichts mitbekommen. Offensichtlich war diese Nachricht nur einmal gebracht worden. Wahrscheinlich hatte die Kripo danach eine Nachrichtensperre verhängt.
    Ich berichtete Frau Klaric von meinen Erlebnissen auf dem Fest. Die Szene mit Tony in der Gartenloge unterschlug ich.
    Sie interessierte sich vor allem für mein Gespräch mit Tamara und erzählte mir dann mehr über die Bischofs: „Die arme Angela bekommt nur eine Pension, wenn er vor ihr sterben sollte. Aber damit will ich nicht behaupten, dass sie mit dieser Explosion was zu tun hatte. Eine Gasexplosion an einem stürmischen Wintertag ist nichts Besonderes. Im Winter explodieren andauernd irgendwelche alten Thermen in Wien. Und die Gastherme in seiner Ordination war bestimmt uralt. Vor lauter Liebesglück hatte er sicher nicht daran gedacht, sie ordentlich warten zu lassen.“
    „Kennen Sie Doktor Bischof näher?“
    „Nein. Ich habe ihn mal vor ein paar Wochen, als ich im Geschäft einen Schwindelanfall hatte, aufgesucht. Seine Geliebte macht übrigens nun denselben Fehler wie Angela Bischof. Sie spielt ebenfalls Sprechstundenhilfe für ihn.“
    „Im Haasbeisl haben sie mir erzählt, dass es bei der Scheidung einen ziemlichen Rosenkrieg gegeben hätte.“
    „Ach, was diese alten Männer immer so daherreden! Soviel ich gehört habe, hat sie ihm längst verziehen. Sie gießt angeblich sogar die Pflanzen in seiner Praxis, wenn er auf Urlaub ist.“
    Wir saßen in der gemütlichen Gaststube am Stammtisch. Tranken Chardonnay aus dem Weingarten des Chefs im Kamptal und fühlten uns beide sehr wohl. Auf den Weingläsern stand „Mein Wein“ und darüber lächelte eine winzige Sonne.
    Frau Klaric bestellte eine Frittatensuppe und Silber’s Kalbsrahmgulasch. Ich nahm den Zwiebelrostbraten.
    Nach dem Essen bat ich Frau Klaric, mir mehr über Tony zu erzählen.
    „Leider kenne ich ihn nur flüchtig. Verdächtigen Sie etwa gar ihn, diese Frauen umgebracht zu haben?“
    „Nicht wirklich, aber Orlando hat sich auf ihn eingeschossen. Und immerhin hat Tony zugegeben, dass er mit drei Mordopfern ein Verhältnis gehabt
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