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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)
Autoren: Edith Kneifl
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er seinen Köter, der heftig an seinem Halsband zerrte, losließ, stand ich schon neben dem Jungen, der am ganzen Körper zitterte. Ich legte den Arm um ihn und starrte dem Hund, der auf uns zuschoss, fest in die Augen. Mein Herzschlag setzte für ein paar Sekunden aus, als das kräftige Tier einen halben Meter vor uns plötzlich stehenblieb. Ich fixierte ihn weiter, hielt ihn mit meinem Blick in Schach. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er sich auf den Rücken legen und mir seinen Bauch zum Streicheln anbieten würde. Stattdessen fletschte er furchterregend die Zähne. Sein leises Knurren machte mir mehr Angst als sein lautes Gebell vorhin.
    Während ich überlegte, ob ich diesem Ungetüm als nächstes meine Hand zum Riechen und Ablecken reichen sollte, bremste ein Polizeiwagen beim Eingang zum Park. Das Mädchen hinter dem Baum hatte anscheinend inzwischen sein Handy benützt. Während ich den scharfen Hund weiter fixierte, führten sie den Glatzkopf ab.
    „Hej, und was soll ich mit dem Köter hier anfangen?“, rief ich ihnen nach.
    Die Polizisten grinsten verlegen, als sie den Burschen aufforderten, seinen Hund an die Leine zu nehmen und ihm einen Beißkorb anzulegen. Der Kahlrasierte zeigte mir den erhobenen Mittelfinger, bevor er in den Streifenwagen einstieg.
    Die beiden Jugendlichen bedankten sich artig bei mir für meine Hilfe. Bildete ich mir nur ein, dass sie mich dabei nicht nur bewundernd, sondern auch misstrauisch ansahen?
    Mir wurde erst jetzt bewusst, was für ein Glück ich gehabt hatte. Wenn dieser Trick, den ich als Kind von meinen Cousins in Ungarn gelernt hatte, nicht funktioniert hätte, würde ich jetzt womöglich um eine Hand ärmer sein. Dieses Monster hatte ein mörderisches Gebiss gehabt.
25
    Nach diesem Erlebnis beschloss ich, mich ausnahmsweise einmal um erfreulichere Dinge zu kümmern, und besuchte den Goldschmied Otto Papalecca in seinem Geschäft. Ich hielt mich gern in Papaleccas Werkstatt auf. Während ich ihm dabei zusah, wie er mit den alten Werkzeugen, die sich über die Jahrhunderte kaum verändert hatten, an seinen originellen, kunstvollen Schmuckstücken arbeitete, kamen mir immer die besten Ideen. Und von dem Geld, das mir mein Großvater zu meinem Vierziger schenken würde, wollte ich mir nicht nur einen Gebrauchtwagen, sondern auch noch einen Ring kaufen. Otto Papalecca hatte gemeinsam mit mir einen Entwurf gemacht. Ich musste mir nur mehr einen passenden Stein aussuchen.
    Mein schlechtes Gewissen machte mir plötzlich zu schaffen. Ich hatte meinem Opa versprochen, ihn diese Woche noch einmal zu besuchen. Aber der ganze Stress wegen dieser Frauenmorde hatte mich auf ihn fast vergessen lassen. Ich nahm mir fest vor, ihn morgen früh aufzusuchen.
    Otto Papalecca beklagte sich, dass ich so lange nicht da gewesen wäre. Er hätte den Entwurf für meinen Ring schon längst fertig.
    Reumütig bat ich ihn, mir seine letzten Schmuckkreationen zu zeigen. Mein Blick kehrte immer wieder zu einem prächtigen Opal, der wie eine schwarze Träne in ein Goldkollier eingefasst war, zurück. „Wunderschön“, sagte ich beinahe ehrfürchtig.
    „Dieses Kollier war eine Auftragsarbeit. Es ist gut gelungen, nicht wahr? Leider hat es die Kundin nicht genommen“, sagte er.
    „Schön blöd“, murmelte ich.
    „Ja, das war wirklich eine blöde Geschichte. Und ich war nicht ganz unschuldig daran.“
    „Erzähl, was hast du angestellt?“
    „Du kennst wahrscheinlich die Bischofs. Er hatte seine Ordination im Nachbarhaus, wo es unlängst gebrannt hat. Beide waren gute Kunden von mir. Er hat seiner Frau mindestens zweimal im Jahr Schmuck gekauft und sie selbst hat sich auch das eine oder andere individuelle Stück bei mir anfertigen lassen. Eines Tages bestellte er bei mir einen besonders kostbaren Ring. Der Stein war ihm egal, Hauptsache wertvoll. Ich hatte gerade einen schönen Smaragd erstanden und bot ihm an, ihn in Weißgold zu fassen. Dachte, der Stein würde fantastisch zu Frau Bischofs dunklen Augen passen, sprach aber diesen Gedanken leider nicht laut aus. Jedenfalls arbeitete ich ziemlich lange an der extravaganten Fassung. Er schien sehr zufrieden mit meiner Arbeit zu sein, ließ sich aber dann länger nicht mehr blicken. Einige Wochen später kam seine Frau ins Geschäft, um das Goldkollier mit ihrem Glücksstein, einem Opal, abzuholen, das sie selbst bestellt hatte. Da sie eine gute Kundin war, hatte ich keine Bedenken, sie kurz im Geschäft allein zu lassen, während ich das
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