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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)
Autoren: Edith Kneifl
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Gerücht.“
    „Ich halte nicht viel von Gerüchten“, unterbrach mich Herr Radschiener.
    „Aber manchmal stimmt das alte Sprichwort: Wo Rauch ist, ist auch Feuer“, mischte sich nun Frau Klaric ein.
    „Ja, leider“, sagte Frau Käferböck. „Herr Meyers ist kein Kunde von mir. Aber er suchte vor einigen Wochen unsere Kanzlei auf. Seine finanziellen Transaktionen schienen mir zu undurchsichtig. Er hatte gejammert, dass seine Aktien im Keller wären. Ich hatte den Eindruck, dass er mit einem Fuß im Kriminal stand. Mit solchen Leuten wollen wir nichts zu tun haben. Wir stellten natürlich Nachforschungen an und haben herausgefunden, dass Herr Meyers letztens nicht nur ziemlich viel Geld verloren hatte, sondern auch seinen Job in einer Immobilienagentur.“
    „Genau das habe ich auch gehört. Angeblich hat er Provisionen unterschlagen. Ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ist, soviel ich weiß, bereits im Gange. Ich wollte seine Liquidität nachprüfen, da seine Kreditkarte, mit der er den Flug bezahlen wollte, gesperrt war. Allerdings zahlte er kürzlich die ganze Summe in bar“, sagte Herr Radschiener.
    „Für wann hat er den Flug nach Havanna gebucht?“, fragte ich.
    „Für nächsten Montag.“
    „Der fesche Tony hat sich also ein bisschen verspekuliert und dann seine Firma um ein paar Provisionen erleichtert, um seine Verluste wieder wettzumachen. Und jetzt will er sich absetzen. Sehr interessant“, fasste ich unsere Unterhaltung zusammen.
    „Ich habe schon überlegt, ob ich nicht die Polizei verständigen soll“, sagte Herr Radschiener zögernd.
    „Wahrscheinlich hat er das gestohlene Geld längst auf die Bahamas transferiert. Von Kuba kommt man problemlos und relativ preiswert auf die Bahamas, oder?“
    Er nickte.
    „Könnten Sie beide sich vorstellen, dass er diese Geschichte mit den unterschlagenen Provisionen selbst in die Welt gesetzt hat, um von den Morden abzulenken? Ich habe gehört, dass er die Rechtsanwältin Vera Navratil ziemlich abgezockt hat. Sie war sicher keine arme Frau. Auch Ilona hat als Besitzerin eines Würstelstandes am Gürtel bestimmt genügend Kohle gemacht … Er wäre nicht der erste, der Frauen aus reiner Geldgier umbringt“, sagte ich, obwohl ich selbst nicht so recht an meine Theorie glaubte.
    Nach diesem anregenden Mittagessen fuhr ich mit meinem Rad zum Bacherpark. Es war an der Zeit, mir den Tatort des ersten Mordes näher anzusehen.
    Der Frühling war zurückgekehrt. Bei Sonnenschein zeigte sich der fünfte Bezirk von seiner besten Seite. Bald würden die Geschäftsleute Blumentöpfe vor ihre Eingänge stellen. Wenn im Juni dann auch die Oleander zu blühen begannen, würde mich dieses Grätzl wieder an das kleine Dorf in Südfrankreich erinnern, in dem ich vor vielen Jahren fast sesshaft geworden wäre.
    Als ich beim Bacherpark angelangt war, vernahm ich wütende Stimmen. Zwischen einem jugendlichen Pärchen und einem kahlgeschorenen Burschen in Bomberjacke und martialischen Stiefeln schien ein heftiger Streit entbrannt zu sein. Offensichtlich hatten die alternativ aussehenden Kids ein Problem damit, dass dieser grobschlächtige Glatzkopf seinen Rottweiler auf dem Kinderspielplatz herumtollen ließ. Dem bulligen schwarzen Hund machte es offensichtlich großen Spaß, hinter einem Ball herzujagen. Die kleinen türkischen Buben ließen sich durch sein Gebell nicht stören, spielten seelenruhig weiter Fußball. Erst als sich der Rottweiler ihren Ball schnappte, begannen auch sie zu schimpfen. Keiner traute sich allerdings, dem lieben Tierchen den Ball zu entreißen. Verdutzt sahen sie zu, wie er ihren Ball mit seinen scharfen Zähnen zerfetzte.
    „Hol sofort deinen Köter zurück!“, schrie das Mädchen verzweifelt und versuchte, sich hinter dem schmalen Rücken ihres hochaufgeschossenen Freundes zu verstecken.
    „Hast leicht Schiss, du blöde Fotze?“, fragte der Kahlköpfige grinsend, griff aber nach dem Halsband seines Hundes.
    Das Mädchen flüchtete sich hinter einen Baum. Der Hund ließ den Ball los, schnappte nach der Hand seines Herrchens. Doch der wich geschickt aus und griff in seine Jackentasche.
    „Wenn du mit diesem Killerhund nicht sofort verschwindest, rufe ich die Polizei“, sagte ich laut und deutlich. Lehnte mein Rad an den Zaun und griff nach meinem Handy.
    „Misch dich nicht ein, Zigeunerschlampe“, fauchte die Glatze nun mich an, zog ein großes Stück Fleisch aus seiner Tasche und warf es dem großen dünnen Jungen vor die Füße.
    Ehe
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