Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
Auspuffqualm, gewissermaßen als letzten Protest, verließen die Hühner samt Lehrerinnen und dem noch immer verpackten „Frachtgut“ die Burg.
„Endlich!“ atmete Hans-Jürgen auf. „Heut waren sie lästig wie Bremsen im August.“
Mücke, seines Zeichens Chefredakteur der Schulzeitung Wappenschild, hatte das Blatt aufgeschlagen. RAUBRITTER VON SCHRECKENSTEIN? Diese Überschrift mit Fragezeichen mißfiel ihm sehr. „Die Masche kenn ich: Mit Fragezeichen ein Vorurteil schüren, ohne den Beweis antreten zu müssen!“ schimpfte er. „Aber schauen wir erst, wie es gemeint ist.“ Und er las vor:
Ungefähr zehn jugendliche Ritter von Burg Schreckenstein waren vergangene Nacht mit einem Traktor und Anhänger unterwegs, als ein Bierfahrzeug sie überholte und infolge defekter Bremsen verunglückte. Trotz strömenden Regens halfen die jugendlichen Ritter sofort und verständigten die Polizei. Wie die Ermittlungen ergaben, befanden sich die Schreckensteiner auf der Rückfahrt von dem Mädcheninternat Schloß Rosenfels, wo sie den Konzertflügel entwendet hatten. Dies bestätigte auch die Leiterin, Fräulein Dr. Adele Horn. Von der Ladung des verunglückten Lastwagens sind über hundert Bierflaschen zu Bruch gegangen; die Fässer dagegen haben den Unfall heil überstanden. Bis auf eines, das verschwunden ist. Ob das mit der Raubrittertradition der Schreckensteiner zusammenhängt, konnte bis zur Stunde noch nicht geklärt werden.

„Mann, ist das hämisch!“ befand Hans-Jürgen.
„Wenn die Horn dahintersteckt – wundert dich das?“ fragte Pummel.
„Von der Polizei hat’s die Presse nicht!“ folgerte Beni. „Die hätten mit Vergnügen berichtet, daß ich ohne Führerschein gefahren bin.“
Der Rex kam die Freitreppe herunter. „Ihr wart tatsächlich sehr maßvoll mit euren Aktionen“, sagte er. „Ganz im Gegensatz zu den Mädchen. Andis Fuß ist dick geschwollen. Ich hab ihm einen Arnika-Umschlag gemacht und werde ihn morgen zum Röntgen bringen. Ein unschöner Ausklang, aber nicht eure Schuld. Geht jetzt schlafen!“
Mit den Worten: „Leider war auch Fräulein Dr. Horn nicht gerade maßvoll!“ reichte ihm Mücke die Zeitung.
Fritz, der Seltenfröhlich, schüttelte den Kopf. „Da kommt noch was nach! Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache.“
Obwohl Unkerei auf der Burg verpönt war, widersprach ihm diesmal niemand.

 
Das walte Paule!
     
Ungefähr vierzehn Tage dauerte es, bis Andi den Fuß wieder voll belasten konnte. Am Sport nahm er aber noch nicht teil. Näheres über die Art der Verletzung mit Röntgenbericht und medizinischen Fachausdrücken sowie allen Umständen, die dazu geführt hatten, konnte jeder in der Schreckensteiner Schulchronik, die Strehlau gewissenhaft stets auf dem neuesten Stand hielt, nachlesen. Der schon recht stattliche Band lag auf dem steinernen Richtertisch in der Folterkammer aus.
Hier kam, wann immer es die Lage erforderte, oder auch wenn längere Zeit nichts geschah, was als besonders verdächtig anzusehen war, der Ritterrat zusammen.
Dampfwalze hatte seinen Stammplatz eingenommen, er lag auf der Streckbank; Ottokar, Stephan und Hans-Jürgen, der sich über alle Themen Notizen machte, saßen in den steinernen Richtersesseln; Mücke und Andi beinebaumelnd vor ihnen auf der Tischplatte; Klaus lehnte an der Eisernen Jungfrau und schaute auf seine Armbanduhr. Halb elf war’s schon. Dieter hatte den Kasten an der Wand geöffnet und staubte Paule, das Skelett mit der Sense, sorgfältig ab. Dem Schnitter Tod kam damals in der Ritterzeit die Aufgabe zu, die Gefangenen zu Geständnissen zu veranlassen. Durch sein Erscheinen wußten sie, was ihnen sonst blühte.
„Seit zwei Wochen kein faules Ei gelegt! Dabei haben die Hühner doch einen Mordszorn im Bauch. Da stimmt was nicht!“ meinte Witzbold Klaus.
„Sie wissen, daß sie das letzte Mal zu weit gegangen sind“, gab Dieter zu bedenken.
„Das hat die noch nie gestört!“ entgegnete Andi.
„Wahrscheinlich ist ihnen nichts eingefallen“, meinte Hans-Jürgen. „Den Flügel haben wir ja zurückgebracht.“
„Was sagt denn Sonja?“ Obwohl Dampfwalze sich nicht die
Mühe machte, den Kopf zu drehen, war klar, daß diese Frage
Ottokar und Stephan galt.
Wie immer von Zeit zu Zeit, war Sonja Waldmann am
Nachmittag auf die Burg gekommen, um ihren Vater zu besuchen. Meist brachte sie einen selbstgebackenen Kuchen mit und lud die beiden Ritter zur Vertilgung ein.
„Du weißt ja, wir fragen nie“, gab Stephan zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher