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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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gepoltert und mußte wegen der Leiter scharf abgebremst werden.
Sonja stieg aus. Merkwürdig kühl entschuldigte sie sich bei ihrem Kollegen. Sie habe es eilig, müsse zu ihrem Vater, es sei dringend.
Doktor Waldmann kam gerade mit Dings, Mauersäge und dem Rex die Freitreppe herunter.
Dings sah sie, bezog ihre Eile auf sich und strahlte. „Das ist aber eine freudige Überraschung!“ Er streckte ihr die Hand entgegen und wich nicht mehr von ihrer Seite. „Die schöne Sonja!“ feixte Pummel.
„Paßt auf, gleich kommt Schießbude angegeigt!“ mutmaßte Werner, und so war es. Der kleinste Lehrer der Burg blieb ihr auf den Fersen, wie ein auffallend unauffälliger Leibwächter. Dings nahm Sonja am Arm. Sie mußte mit zum Wagen, wo sich Bums einfand, und die ganze Händeschüttelei mit den Lehrern abwarten, ohne auch nur ein Wort mit ihrem Vater reden zu können.
Ottokar trat zu Stephan. „Hat sie dich auch nicht begrüßt?“ Der schüttelte den Kopf. „Pfeilgrad an mir vorbeigerauscht!“
Mit einem Karton voller Weinflaschen auf den Unterarmen erschien Jean am Portal.
„Aha! Mauersäge sorgt für gute Erinnerung!“ flachste Andi. „Schreckensteiner Burggraben Nordseite, Zu-Spätlese!“ witzelte Klaus.
Bums mußte den Zündschlüssel noch einmal abziehen, um den Kofferraum zu öffnen. Dann wiederholte sich unter Sonjas ungeduldigen Blicken das Händeschütteln mit dem Burgherrn.
Von den Rittern hatten sich Dings und Bums nach dem Essen verabschiedet. Jeder von jedem. Bums bekam von Ralph eine Bandkopie des Jazzkonzerts, Dings von Hans-Jürgen ein getipptes Manuskript. „Es ist der fertige Bericht über Schreckenstein. Für Ihre Behörde. Damit Sie sich die Arbeit nicht machen müssen. Er ist natürlich kolossal positiv. Stimmt aber alles.“
Jetzt stand die Ritterschaft Spalier und schmetterte ihren Schlachtruf. Peter Dings und Paul Bums rollten winkend zum Tor hinaus.
„Muß i denn, muß i denn…“, trompetete der Rex.
Wohlgelaunt stiegen Ritter und Lehrer die Treppe hinauf. Sonja hielt ihren Vater im Burghof zurück und redete heftig auf ihn ein. Mauersäge sah sich um und trat hinzu. Auch auf ihn redete sie ein, bis er bestürzt die Hände zusammenschlug. „Also nichts Privates!“ brummte Ottokar und machte mit Stephan kehrt, um sich Klarheit über ihr merkwürdiges Verhalten zu verschaffen.
Sonja wiederholte die Schreckensnachricht. „Euer Rex soll versetzt werden! Fräulein Horn war in Neustadt auf dem Schulamt wegen einer anderen Sache – da hat sie’s gehört –, sagt sie. Ich bin sofort rübergefahren.“
Ottokar stand starr. „Das hätten uns Dingsbums gesagt!“
„Vielleicht… ks… wissen sie’s noch… ks…“, gab Mauersäge zu bedenken.
„Vielleicht haben sie’s nur dem Rex gesagt“, meinte Waldmann.
„Drum hat der ,Muß i denn…’ trompetet!“ Stephan sprach’s, rannte die Freitreppe hinauf und kam mit dem Rex zurück.
„Was gibt’s denn Geheimnisvolles?“ Direktor Meyer hatte keine Ahnung. Ohne sichtbare Bewegung hörte er zu und sagte dann: „Ich glaub nichts, bevor ich’s nicht schriftlich habe!“
Auch alle anschließenden Überlegungen zur Sache nahm er unheimlich gelassen hin.
Gerücht oder Tatsache — das ging alle an. In der Teepause hielt Ottokar im Eßsaal eine Schulversammlung ab.
„Wir haben eine unbestätigte Nachricht vom Schulamt: Der Rex soll wegversetzt werden!“ Und er erklärte die Sache.
Zuerst war die Ritterschaft wie gelähmt, dann explodierte sie. Alles brüllte durcheinander. „Wenn der Rex geht, gehen wir auch! Wir demonstrieren! Sitzstreik vor dem Amt! Hungerstreik! Dingsbums haben uns verraten! Das hat die Horn verbrochen…!“
„Keine Verdächtigungen!“ brüllte Ottokar dagegen. „Keine Überreaktionen!“
Der Rex kam herein, und in einer leidenschaftlichen Aufwallung versicherten ihn die Ritter ihrer Treue. Vielen wurde jetzt erst bewußt, wie untrennbar er zu Schreckenstein gehörte. Bewegt senkte er in Dirigentenpose die Hände, bis das Pianissimo erreicht war. „Ich danke euch. Und ich bitte euch: Macht vorerst gar nichts! Vor allem keinen Streich. Wir können diskutieren und überlegen. Nur nicht handeln. Es wird Tage dauern, bis wir zu einer ausgewogenen Betrachtungsweise finden werden…“
Vierzehn Tage lag der Schock inzwischen zurück.
Vierzehn tatenlose Tage, ohne die gewohnte Fröhlichkeit, ohne Schwung, ohne brauchbare Ideen, was man tun könnte. Und ohne Nachricht.
Der Rex unternahm überhaupt nichts. Dr. Waldmann
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