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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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der Pudding über die Ziellinie zitterte.
Achtzig-Phon-Beifall dröhnte ihnen wie aus einer Verstärkeranlage entgegen, daß Mauersäge ruckartig erwachte. Trotz des hohen Kulturgehalts war er schon auf den ersten fünfhundert Metern eingenickt.
„Theater- und Konzertschlaf verraten hohes Talent zur Entspannung. Sie zählen zu den genialsten Kurzzeiterfrischungen überhaupt“, dozierte Dr. Waldmann. Einige Mädchen lachten. Das sollte ihnen jedoch umgehend vergehen.
Mit selbstklebendem Kreppband, wie es statt Schnur für Pakete verwendet wird, mit mehreren Rollen davon von den Knöcheln bis zum Hals an eine Stange gebunden, trugen Werner und Fritz die Oberkratzbürste geschultert herein. Die überragenden Enden der Stange legten sie auf zwei der Verschläge, so daß die Umwickelte waagerecht dazwischen hing.
„Wir wollen dieses Paket nach Rosenfels aufgeben!“ erklärten sie der Leiterin, die ihren Augen nicht traute.
„Mußte das sein?“ fragte der Rex.
Fritz nickte. „Zur Sicherheit. Sie hat Andi so getreten, daß sein Fuß geröntgt werden muß. Er kann nicht mehr drauf stehen.“
„Ich krieg keine Luft!“ wimmerte Esther.
„Lüg nicht!“ fuhr Werner sie an und wandte sich dann an den Rex. „Wir haben sie beim Wickeln extra gefragt, damit’s nicht zu stramm wird. Außerdem spielt sie schon seit zwanzig Minuten Wickelkind. Da müßte sie ja längst einen blauen Kopf haben.“
„Mir fehlen die Worte“, schnaubte Fräulein Doktor Horn. „Befreit sie! Alle vier. Sofort!“
Ausnahmsweise stimmten ihr die Mädchen zu. Da schaltete sich Ottokar ein. „Nicht hier auf dem wertvollen Parkett!“ sagte er laut. „Bringt das Gepäck schon zum Wagen.“ Unter freudigem Johlen der Ritter, die sofort anpackten, wurden Stange und Verschläge hochgenommen und abtransportiert.
„Raus mit den Hennen, bevor sie Eier legen!“ alberte Klaus und erntete Lachen und Murren.
Ottokar trat zu Fräulein Doktor Horn und sagte betont höflich: „Den Flügel schicken wir Ihnen morgen mit dem Röntgenbild von Andis Fuß, damit Sie sich selbst überzeugen können, daß es Notwehr war.“
„Ich werde sofort nach ihm sehen!“ Damit entschuldigte sich der Rex und stiefelte davon. Und Mauersäge, als Hausherr, meinte: „Es war ein schönes… ks… Kon… ks…, und langweilig ist es bei… ks… uns ja nie. Finden Sie nicht… ks… auch?“
Wieder blieb der Leiterin die Sprache weg. Doch sie lächelte, wenn auch süßsauer.
Draußen vor der Tür hatten Stephan und Mücke ein Spalier organisiert. Keines der aufgebrachten Mädchen sollte sich im Nordflügel verstecken und nachher noch etwas anstellen können.
Als Fräulein Böcklmeier mit Sonja vorbeikam, riefen alle im Sprechchor: „Vielen Dank für das Konzert! Vielen Dank für das Konzert…“
Sonja blieb vor Stephan stehen. „Ihr wart sehr hart diesmal.“ Mücke neben ihm schaltete schneller. „Für Vandalen erstaunlich mild“, antwortete er.
„Was deine Hühner heute geboten haben, ist dumm, brutal und humorlos!“ fügte Stephan hinzu. „Bei einem Streich soll niemand und nichts zu Schaden kommen und er soll Witz haben!“
Sonja wußte das, ebenso Beatrix, die sich dazugesellt hatte und gleich darauf anspielte. „Findest du sehr witzig, was ihr gemacht habt?“
Stephan grinste. „Hat niemand behauptet. Nennen wir’s Notwehr in ansprechender Verpackung.“
Lehrerin und Schülerin konnten ein Lächeln nicht unterdrücken und verabschiedeten sich ungleich freundlicher.
Hinter dem Burgherrn und der Internatsleiterin, dem falschen Geschwisterpaar, das den Schluß bildete, schloß sich das Spalier. Dampfwalze sperrte den Rittersaal ab; die vier Minis schalteten alle Lichter ein und durchstöberten erneut den gesamten Schulbereich, während die übrige Ritterschaft teils von den Fenstern aus, teils im Hof das Einsteigen der Mädchen überwachte. Unter den taghellen Tiefstrahlern konnte sich keine unbemerkt entfernen. Strehlau zählte sogar ab.
Dabei biß Martina dem Musterschüler in den Finger. „Laß das!“ fauchte sie ihn an. „Wir sind kein Schlachtvieh.“
„Im Erziehungsheim wird auch abgezählt“, erwiderte Beni. „Und da gehört ihr hin. Du auf jeden Fall!“
In diesem Moment kam ein Wagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern über die Zugbrücke. Doktor Schüler, der rasende Lateinlehrer, stieg aus und schwenkte eine Zeitung in der Hand. „Die neue Neustädter! Druckfrisch!“ rief er. „Da habt ihr eure Rettungsaktion schwarz auf weiß.“
Mit
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