Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
Vom Netzwerk:
über diese kurzzeitige Beziehung erzählt zu haben. Es war, wie gesagt, für mich eine Art Test. Und ich kam zu dem Schluss, dass das Gefühl zwar endlich richtig war, nur Kai eben der falsche Mann dafür. Ich erzählte auch Anne nicht, dass er und ich ein Paar waren. Sie weiß nichts davon, dass ich schwul bin. Aber ich bin mir ganz sicher, dass sie es ahnt, denn wir hatten schon als Kinder einen guten Draht zueinander. Und von dir wusste sie ja offensichtlich, dass du schwul bist. Ich traue ihr durchaus zu, dass sie uns verkuppeln wollte. Tja … was soll ich sagen?“
    „ Ich denke, du hast vorerst genug gesagt“, erwiderte Can mit einem leichten Lächeln. Jo nickte. Sie standen sich gegenüber und Can konnte spüren, wie Hitze ihn erfasste und ein Prickeln seinen ganzen Körper in Besitz nahm. Jo trat ihm nun so nahe, dass sie sich direkt gegenüber standen.
    „ Die Dinge, die du mit mir tun willst, klingen verlockend. Ich denke, wir sollten hiermit anfangen“, sagte Jo und ließ seine Lippen sanft die von Can berühren. Es war eine vorsichtige Einladung, die Can nur zu gerne annahm. Er öffnete die Lippen und scheu erkundeten sich die Zungen der beiden Männer gegenseitig, bevor sie sich gieriger umkreisten. Jo legte seinen Arm um Can und flüsterte schließlich: „Ich war wirklich enttäuscht, als du am Bahnhof sagtest, wir müssten uns nicht küssen. Das wäre so ein netter Einstieg gewesen.“
    Can lachte. „Wenn ich das da schon gewusst hätte, hätte ich dich noch auf dem Bahnsteig vor allen Leuten geküsst.“ Jo lächelte gutmütig. „Sei vorsichtig! Ich denke, ich könnte darauf zurückkommen, dass du mich in der Öffentlichkeit küsst. Bist du soweit?“ Can überlegte. „Ich weiß nicht. Ich denke, wir sollten das vorher noch ein bisschen üben.“ Das ließ sich Jo nicht zweimal sagen. „Endlich weiß ich, wie du schmeckst“, raunte er und küsste Can erneut.
    Als sie sich widerstrebend voneinander lösten, murmelte Can: „Das gibt’s doch gar nicht!“ Jo folgte irritiert seinem Blick, dann lachte er. „Der Wahnsinn! War das angekündigt?“ Can schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht.“ Vor dem Fenster fielen die dicksten Schneeflocken vom Himmel, die Can je gesehen hatte. Von der Straße waren Kinder zu hören, die fröhlich lachten. Can sah Jo prüfend an.
    „ Hast du etwa einen Draht zu Petrus?“
    „ Nicht, dass ich wüsste. Komm, lass uns rausgehen!“ Can zögerte. „Draußen ist es kalt.“ Jo verdrehte die Augen, aber er lachte. „Okay, ich denke, dann wird es Zeit für das hier.“ Er drehte sich um und ging zu seinem Rucksack. Als er ein Geschenkpaket herausholte, stammelte Can sofort: „Das geht nicht! Ich kann das nicht annehmen!“ „Doch, kannst du! Dein Name steht drauf.“ Tatsächlich hatte Jo Can's Namen in einen der goldenen Sterne auf dem Geschenkpapier gekritzelt.
    „ Aber ich habe kein Geschenk für dich!“, sagte Can kleinlaut.
    „ Vielleicht hast du ja doch später noch eins für mich. Es kommt ganz darauf an, ob du möchtest oder nicht“, sagte Jo mit glänzenden Augen. Can spürte erneut Hitze in sich aufsteigen. Er grinste und nickte bedeutsam.
    „ Na, dann freue ich mich jetzt schon mal aufs Auspacken. Aber nun bist du erst mal dran!“, forderte Jo ihn auf. Can gab nach und begann damit, das Geschenkpapier aufzureißen. Ein kuscheliger Schal und eine passende Mütze aus weißer Wolle kamen zum Vorschein. Can hielt beides in der Hand und sah Jo überrascht an. Dieser wand sich ein bisschen vor Verlegenheit. „Ich dachte, Weiß steht dir bestimmt gut, bei deiner dunkleren Haut und den schwarzen Haaren. Aber ich habe natürlich nicht so viel Ahnung von Mode wie du.“
    Can erwiderte nichts, sondern zog sich die Mütze über den Kopf und schlang sich den Schal um den Hals.
    „ Und?“, fragte er. Jo strahlte. „Sieht super aus!“ Nun lachte Can und erwiderte: „Du willst mich also mit allen Mittel raus in den Schnee locken. Dann schlüpf mal in deine Schühchen und los geht’s!“
     
      *~*~* 
     
    Am Rheinufer waren ausnahmsweise nur wenige Leute unterwegs. Die Schneeflocken wirbelten so dicht umher, dass man Mühe hatte, über das Wasser hinweg die Deutzer Seite zu sehen.
    „ Ich war mir eigentlich ganz sicher, dass du hetero bist. Du hast nicht ein einziges Mal körperlich auf mich reagiert“, sagte Can und bemühte sich, seine Stimme locker klingen zu lassen. Aber er war tatsächlich verunsichert, ob er Jo überhaupt gefiel.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher