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Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
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schon, was das bedeutete.
    „ Mit Frank alles wieder im Lot?“ Tobis Grinsen wurde noch breiter. „Ja, wir haben uns gestern versöhnt. Ist das nicht romantisch, so kurz vor Weihnachten? Er kommt heute um drei. Und ich will, dass er mindestens dreimal kommt, bevor er wieder geht. War das deutlich genug?“
    „ Ein bisschen zu deutlich vielleicht“, erwiderte Can. „Nun lass mir doch meine Freude! Das Fest der Triebe sollte nun mal ordentlich gefeiert werden. Und was hast du so vor?“ „Nichts.“ Tobi wartete immer noch. „Gar nichts“, bekräftigte Can. „Das ist nicht viel.“
    „ Sag ich ja.“
    Tobi machte ein Gesicht, als wäre ihm gerade ein Rentier ins Auto gelaufen und vor seinen Augen krepiert. „Du kannst doch an Weihnachten nicht nichts machen! Komm zu mir, okay? Es ist genug da. Wir teilen einfach.“ Can sah ihn erstaunt an und erwiderte: „Wow, du willst Frank mit mir teilen?“
    „ Ich sprach vom Essen!“ Als sein Chef die Augen verdrehte, grinste Can. Dann wurde er wieder ernst. „Hör zu, Tobi, ich weiß die Geste wirklich zu schätzen. Aber eigentlich bin ich langsam echt genervt, weil alle zu denken scheinen, sie müssten an Heiligabend dafür sorgen, dass ich unter Menschen bin. Ist doch nur ein Tag wie jeder andere.“
    Tobi schien über das Gesagte nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich war selbst zu lange an Weihnachten alleine, um dir das abzukaufen. Aber was ist eigentlich mit deinem Mitbewohner?“
    „ Jo wird zu seiner Familie gehen. Und das ist gut so! Da kann er feiern, bekommt Geschenke, kann einen Weihnachtsbaum anschmachten ...“
    „ Heten schmachten Weihnachtsbäume an?“, fragte Tobi und tat verwirrt.
    „ Du weißt genau, was ich meine. Er ist da in seiner Welt. Und ich bleibe in meiner. So ist jeder zufrieden.“
    „ Soll das etwa heißen, du hast nicht mal einen Weihnachtsbaum?“ Can schüttelte den Kopf. Beherzt griff Tobi zum geschmückten Tannenzweig und drückte ihn Can an die Brust. „Dann nimm wenigstens den mit. Und ruf an, falls dir die Decke auf den Kopf fällt!“ Can verbiss sich die Frage, wann Tobi bei seinem geplanten Sexprogramm überhaupt noch ans Telefon gehen wollte. Stattdessen packte er den Zweig in eine der Plastiktüten und nahm ihn tatsächlich mit, als er sich eine halbe Stunde später vor dem geschlossenen Laden von Tobi verabschiedete. Es nervte ihn, dass sein Chef bis zuletzt diesen mitleidigen Blick gehabt hatte. Er hoffte nur, dass Tobi nicht wusste, dass für ihn eigentlich der bevorstehende Silvestertag ohne Familie noch schlimmer war, als der einsame Heiligabend.
    Als Can die Wohnung betrat, nahm er einen eigenartigen Geruch wahr. Es war, als würde er mitten im Wald stehen. Und tatsächlich stand im Zimmer ein Tannenbaum, der bereits zur Hälfte geschmückt war.
    „ Was zum Geier machst du da?“, fuhr er Jo an, der gerade dabei war, einen goldenen Stern an einem der Äste zu befestigen. Die blauen Augen schwankten zwischen Freude und Unsicherheit, als sein Mitbewohner erwiderte: „Ich schmücke den Baum.“
    „ Warum haben wir einen Baum?“ Nun zögerte Jo, da Can ihn immer noch verärgert ansah. „Na … weil Weihnachten ist.“
    „ Ich feiere kein Weihnachten. Und du gehst doch bei deiner Familie feiern, warum sollte ich also einen Baum brauchen, wenn ich ganz alleine hier hocke?“ Na, das war ja super gelaufen mit seinem Vorhaben, Jo nicht wissen zu lassen, dass er ihn vermissen würde. Can wurde noch ärgerlicher. Er stellte seine Tasche und die Tüte auf dem Boden ab und schälte sich aus der Jacke. Als er sich wieder umdrehte, sah er Jo's Blick, der auf die Tüte gerichtet war. Das blöde Ding war umgefallen und der Tannenzweig lugte mitsamt seiner frivol gestalteten Deko heraus.
    „ Ich wusste ja nicht, dass du selbst die Dekoration besorgen wolltest. Sieht ähm … gut aus“, sagte Jo. Can verfluchte seinen Chef für dessen Spielereien. „Tobi hat ihn mir aufgedrängt. Und er hat ihn auch dekoriert“, erwiderte er säuerlich. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein verrückter Chef auch die Gelegenheit genutzt hatte, um zwei kleine Weihnachtsmannfiguren in eindeutiger Stellung zu positionieren. Can hob den Zweig auf und entfernte rasch eine der Figuren, um sie an anderer Stelle wieder festzumachen. „Der Mann hat Sinn für Humor“, gab Jo zu bedenken. Can grummelte. Sollte das etwa heißen, er hätte keinen? „Wann brichst du auf? Müsstest du nicht längst unterwegs sein?“, fragte er, ohne Jo
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