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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub)
Autoren: Marten t Hart
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diesen Taugenichts wirklich einmal fragen, aber wenn du dann hier bist, denke ich nicht daran. Doch heute habe ich Glück, heute habe ich tatsächlich daran gedacht, und ich kann es dich endlich fragen. Es ist eine lange Geschichte, aber um es kurz zu machen ... Dein Vater und ich tranken eines Nachmittags, es war ein Samstag, Tee. Da klingelte es, dein Vater ging zur Tür, und als er zurückkam, zitternd und mit knallrotem Kopf, da sagte er: ›Ein Mädchen war an der Tür.‹«
    Meine Mutter erhob sich aus ihrem Stuhl, streckte ihre bebende Hand aus, deutete mit einem bohrenden Zeigefinger auf mich und knurrte: »Die kam deinetwegen.«
    Sie nahm wieder Platz, schlürfte ihren Tee und sagte: »Das junge Ding hat deinen Vater völlig aus dem Konzept gebracht, er war vollkommen durcheinander, aber du warst nicht da, du warst in Leiden mit irgendwelchen widerlichen Wespen beschäftigt, und ich habe das Mädchen an dem Tag nicht gesehen, und du warst damals, glaube ich, auch schon mit dem flötenden Mädchen zusammen ... ich kann nicht verstehen, dass sie noch immer bei dir ist. Ich würde auf der Stelle Fersengeld geben, ständig in dieser Kälte ...
    »Katja ist von früh bis spät in der Musikschule, und da bullert die Heizung.«
    »Natürlich ... die sucht das Weite, die will nicht den ganzen Tag zu Hause bei einem Kerl hocken, der Blähungen hat, der nie richtig sauber geworden ist. Oh, oh, oh, du bist ja so ein kleines Dreckschwein, ich weiß nicht, von wem du das hast. Bei uns zu Hause, wir waren arm, aber sauber und ordentlich – doch du ... Die Raffinerien in Pernis sind nichts gegen dich, sogar dein Vater war reinlicher.«
    »Ich habe mich durchaus gebessert.«
    »Das glaube ich nicht, und was die Frauen angeht, so bist du genau wie dein Vater. Warum nur habe ich ihn nicht verlassen? Ein junges Ding an der Haustür, und er steht eine ganze Woche neben sich. Dabei kam das Mädel deinet- und nicht seinetwegen.«
    »Ein Mädchen hat nach mir gefragt? Wer könnte das gewesen sein? Weißt du ihren Namen?«
    »Und ob ich den Namen weiß. Aber hetz mich nicht, lass mich jetzt in aller Ruhe erzählen. So, wo war ich, ach ja, das junge Ding hat also geklingelt, doch du warst nicht da. Drei oder vier Wochen später stand sie wieder vor der Tür. Zum Glück war dein Vater nicht zu Hause, so konnte ich sie mir genau ansehen. Ich habe sie sogar ins Haus gebeten, um zu erfahren, was sie eigentlich wollte. Wir haben zusammen Tee getrunken, und dabei hat sie mir eine wirre Geschichte erzählt. Sie war mit dem Burschen zusammen, mit dem du unbedingt in den Polder musstest, um im Schlamm nach Egeln zu suchen. Und wenn ich sie richtig verstanden habe, dann klappte es mit dieser Beziehung nicht so recht, und daher wollte sie dich um Rat fragen, denn schließlich warst du der beste Freund dieses Kerls ... So habe ich sie jedenfalls verstanden.«
    Sie schwieg, schob ihre Teetasse mit dem Strohhalm ärgerlich weg und sah mich böse an. »So, wie sie von dir gesprochen hat ... Ich hörte aus allem, was sie über das Bürschchen ... Sag, wie hieß er gleich wieder, das alles ist schon so lange her ...
    »Jouri.«
    »Ach ja, Jouri, richtig, ich hörte also aus allem, was sie über diesen Jouri und dich sagte, heraus, dass sie eigentlich gar nicht so verrückt nach ihm war. Ich hatte es irgendwie im Urin, dass es mit der Verlobung nicht so recht lief. Es kann durchaus sein, dass ich das heraushörte, weil mir dieser unangenehm freundliche Kerl immer unsympathisch war, aber was mir auf jeden Fall ganz klar war, ist, dass sie – auch wenn sie sich selbst dessen vielleicht kaum bewusst war – von dir irgendwie sehr angetan war. Und das freute mich gar nicht, denn sie wollte ich garantiert nicht zur Schwiegertochter haben.«
    »Warum nicht?«
    »So ein aufgedonnertes Mädchen? Noch so jung, und schon dieses Zeug im Gesicht und Lippenstift und ... bah, nein, so ein widerlich hübsches Ding ... Deinen Vater hat ihr Anblick regelrecht umgehauen, die zur Schwiegertochter, ich darf gar nicht dran denken. Jedes Mal, wenn sie zu Besuch kommt, ist dein Mann anschließend eine Woche durch den Wind ... Dein Vater war sowieso schon so einer, der ständig nach den Weibern schielte ... in der Kirche schaute er ständig zu anderen Frauen rüber ... Mich machte das rasend, darum war ich auch froh, als du mit diesem mageren Klappergestell hier aufgetaucht bist. Katja war für deinen Vater überhaupt nicht attraktiv, aber dieses andere
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