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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt
Autoren: Stefan Wolf
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die vordere Tür. Von der Ecke bis zur
Seitenfront von Klunks Doppelgarage war eine freie Strecke von etwa drei Metern
— doch auch sie nicht gänzlich ungeschützt. Wuchs doch eine junge Hecke genau
an dieser Stelle quer durch Erichs Vorgarten.
    Der immergrüne Drahtverhau war
erst kniehoch gediehen.
    Kein Problem für Tim. Er ließ
sich nach vorn fallen und kroch auf Händen und Füßen.
    Seitlich der Garage richtete er
sich auf. Eine Flanke über den Zaun — und der TKKG-Häuptling stand vor Klunks
geöffneter Doppelgarage.
    Der Wagen roch benzinig.
    Tim hockte sich nieder und
untersuchte die Karosserie: die vorderen Kotflügel, Motorhaube, Kühlergrill.
    Nirgendwo zeigte sich eine
Beschädigung. Keine Delle, keine Beule, kein Riß und keine Absplitterung.
    Mit der Karre, dachte er, hat
er Erich nicht gerammt. Aber das hier ist eine Doppelgarage. Vielleicht besitzt
er zwei Kfz, der verwanzte Typ.
    Tim richtete sich auf. Klunk
hatte den Wagen rückwärts hineingefahren. Er stand links. Auf der anderen Seite
war Platz für einen Straßenkreuzer. An der rückseitigen Wand lehnten Bohlen und
Sperrholzplatten. Einige Gartenmöbel, von denen die Farbe abblätterte, waren in
der Ecke zusammengepfercht.
    In diesem Moment hörte Tim
Schritte.
    Jemand kam den Auerhahn-Weg
herab.
    Tim trat hinter den VW und
duckte sich.
    Wer auch immer da nahte — daß
er den TKKG-Häuptling überraschte, war nicht erwünscht.
    Durch Heck- und
Windschutzscheibe spähte er zur Straße.
    Jetzt tauchte der Mann vor der
Garage auf. Er machte halt, trat näher, starrte den Wagen an und verzog das
Gesicht.
    Tim duckte sich tiefer.
    Ein dumpfer Laut — der Wagen
schaukelte.
    Und Tim erriet: Der Mann hatte
dem VW einen Tritt versetzt. Hart gegen die vordere Stoßstange.
    Ein Verrückter? Was sollte das?
    Tim hob die Nase. Und sah
gerade noch, wie der Typ abschob.
    Energische Schritte führten zu
Klunks Haustür.
    Tim huschte nach vorn und
spähte um die Ecke.
    Tatsächlich — der Typ hatte bei
Klunk geklingelt und ließ soeben den Daumen sinken.
    Der Mann mochte 40 sein, hatte
ein schmales Windhundgesicht und Halbglatze. Unter der Cordjacke trug er einen
Pullover mit Rollkragen. Die abgeschnittenen Jeans-Hosenbeine hingen auf
Turnschuhe. Rechts war die Hose etwas länger als links.
    Jetzt drehte sich der Mann um.
    Tim zuckte zurück.
    Er hörte, wie die Haustür
geöffnet wurde.
     
    *
     
    Es kam völlig überraschend.
    Als Heinrich Klunk — von den
wenigen Freunden, die er hatte, Heini genannt — zur Haustür ging, dachte er:
Wieder ein verdammter Hausierer. Dem zeige ich, wie man die Kurve kratzt.
    Heini öffnete und wollte gerade
losblöken. Aber eine Pistolenmündung berührte sein Hemd — in Höhe des Magens.
    „Tag, Herr Klunk“, krächzte ihn
der Typ an. „Da bin ich also. Danke, ich trete gern näher. Bin so frei.“ Und
leise zischte der Kerl: „Tritt zurück, du Armleuchter! Keinen Laut!“

    Heini spürte, wie sich alles
Blut seines Körpers in den Füßen versammelte.
    Mit fast leergezapftem Gehirn
konnte er gerade noch denken: Überfall! Hoffentlich werde ich nicht ohnmächtig.
    Er wankte zurück.
    Der Kerl mit der Halbglatze
kickte die Tür hinter sich zu.
    Die Pistole war klein, sah aber
gefährlich aus.
    Heini Klunk wußte nicht, ob man
damit Tränengas abfeuerte oder gesundheitsschädliches Blei.
    Halbglatze grinste. „Wer auch
immer von den Nachbarn am Fenster hing — meinen Ballermann hat keiner gesehen.
Geschickt, was? Wer ist noch hier?“
    „Wie... wie? Was?“
    „Wer noch hier im Haus ist!“
    „Nie... niemand. Ich... lebe
völlig allein.“
    Halbglatze hatte den Kopf
schiefgelegt und lauschte.
    Weil nichts zu hören war außer
dem Ticken der altmodischen Standuhr, schien er zufrieden.
    „Rein in die gute Stube,
Klunk.“
    Dort sah es wüst aus.
    Heini Klunk beschäftigte keine
Putzfrau und war zum Aufräumen zu faul. Besuch erhielt er ohnehin nicht. Denn
wer konnte ihn leiden? Und die Idee, seine Putz- und Reinigungsmittel selbst zu
erproben, lag ihm fern.
    Zwei Dutzend benutzte Gläser
standen herum, Teller mit tagealten Speiseresten auch. Schmutzige Wäsche war
verstreut. Und als Aschenbecher für die stinkigen Zigarillos diente ohnehin
jedes Gefäß, in dem sich ein Glimmstengel ausdrücken ließ.
    „Setz dich auf die Couch“,
befahl Halbglatze,
    Klunk gehorchte. „Ich... habe
kein Geld im Haus.“
    „Nein?“ höhnte der Ganove.
„Woher weißt du, daß ich Geld will? Irrtum, Klunk!“
    „Was...
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