Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Garage
abgeschlossen ist. Warum wohl? Weil dort Erichs Fiat steht. Klunk könnte
nachsehen. Und merkt dann gleich: Aha, er ist nicht verreist, sondern anwesend.
Also keinen Anschlag. Was natürlich voraussetzt, daß er von dem Unfall nichts
weiß. Halte ich für sehr wahrscheinlich. Denn ein Streithammel wie Klunk wird
hier sicherlich auch beim Tratsch ausgegrenzt. Die Garage hat kein Fenster.
Klunk kann also annehmen: Der Fiat ist weg — und Erich in London.“
    „Du denkst wirklich an alles“,
meinte Gaby.
    Tim schlappte raus zur Garage,
wo er freilich feststellte, daß sie bereits abgeschlossen war.
    Inzwischen blieben seine
Freunde nicht untätig.
    Sie erkundeten. Küche, Gäste-WC
und das weitläufige Kaminzimmer richteten ihre Fenster zu Klunk hinüber. Alle
Fenster besaßen Vorhänge, und die wurden zugezogen. Nur je ein fingerschmaler
Spalt diente zur Beobachtung.
    Auch an den übrigen Fenstern —
man mußte damit rechnen, daß Klunk ums Haus schlich — wurden die Vorhänge
dichtgemacht.
    Noch drang Sonnenlicht durch
die bedruckten Stoffe. Doch gegen Abend würde es ziemlich dunkel werden im
Innern des Bungalows.
    Im Kaminzimmer standen sechs
Polstersessel und drei Sofas. Die Gruppierung verriet: Erich hatte gern Gäste.
    Die TKKG-Bande igelte sich ein.
    Tim setzte sich so, daß er
durch den Vorhangspalt zu Klunks Straßenfront sehen konnte.
    Klößchen schaltete den
Fernseh-Apparat ein, fand aber kein Programm nach seinem Geschmack.
    „Jetzt könnten wir im
Krankenhaus anrufen“, meinte Gaby. „Machst du das?“
    Tim griff zum Telefon.
    „Bitte, Dr. Lehner“, verlangte
er.
    „Moment, bitte“, gebot der
Telefonist mit Automaten-Stimme. Tim wartete.
    Nach einer Minute hieß es: „In
seinem Zimmer ist Dr. Lehner nicht.“
    „Können Sie ihn suchen?“
    Der Telefonist versuchte es.
Wenig später meldete sich Dr. Lehner auf seinem Apparat.
    „Du willst wissen, wie es Herrn
Schotten geht, Tim. Wir können aufatmen. Er ist bei Bewußtsein. Gefahr besteht
nicht mehr. Allerdings wird er eine Weile hierbleiben müssen. Die
Gehirnerschütterung verlangt Bettruhe. Drei Rippen sind gebrochen. Am linken
Arm ist eine tiefe Wunde, und auch das Schultergelenk hat was abgekriegt.“
    „Ich finde, das reicht.“
    „Es war ein schwerer Unfall.“
    „Hätte er verbluten können?“
    „Ohne schnelle Hilfe wäre es
schlimm ausgegangen.“
    „Also ein besonders krimineller
Fall von Unfallflucht.“
    „Die Polizei wird sich darum
kümmern. Ich habe Gabys Vater verständigt. Kommissar Glockner war schon hier.
Er kennt Herrn Schotten.“
    „Und? Was hat er ausgesagt?“
    „Nicht viel. Er kann sich nur
erinnern, daß er einen Wagen hinter sich hörte. Der fuhr schnell. Dann der
Anprall — danach nichts mehr.“
    Tim bat, den Lehrer zu grüßen,
bedankte sich und legte auf. Kaum hatte der TKKG-Häuptling seine Freunde
informiert, als drüben vor dem Klunk-Haus ein Wagen hielt.
    „Er kommt“, rief Klößchen.
    Augenblicklich klebten alle am
Vorhangspalt: vier Köpfe, übereinandergetürmt wie die Bremer Stadtmusikanten.
    Tim, der als Größter ganz oben
lugte, sah, wie Klunk — er mußte es sein — ausstieg und das Tor seiner
Doppelgarage öffnete.

    Der Wagen — eins der größeren
VW-Modelle — war mehr maus- als silbergrau.
    Statt den Motor auszuschalten,
was die Umwelt geschont hätte, ließ sich Klunk Zeit: und der Auspuff sonderte
blubbernd seine Stinkschwaden ab.
    „Das also ist Klunk“, sagte
Gaby in verächtlichem Ton.

5. Angeblich verschrottet
     
    Tim kniff die Augen zusammen,
was eigentlich nicht nötig war, denn keine Sonne blendete ihn. Aber schmale
Augen drücken auch Mißfallen aus. Und Klunk gefiel dem TKKG-Häuptling gar
nicht.
    Der Putzmittel-Vertreter war
stämmig und zog ständig die Schultern hoch, weshalb für den Kragen kaum Platz
blieb. Fahles Haar war in der Mitte gescheitelt. Erdbraune Koteletten umrahmten
ein knochiges Gesicht. Kleine Augen bewegten sich wieselflink.
    Klunk trug seinen Musterkoffer
zur Haustür und entzog sich den Blicken.
    „Er wirkt kein bißchen
unsicher“, meinte Tim nachdenklich.
    „Sondern satt und zufrieden“,
sagte Gaby, „vielleicht weil er seine Rache genossen hat.“
    „Ich pirsche raus“, kündete Tim
an. „Wenn ich mich im toten Winkel seitlich seiner Garage halte, kann er mich
nicht sehen. Ich glaube, sie ist offen. Gnade ihm Gott, wenn an dem Wagen Lack
abgesplittert ist.“
    Seine Freunde blieben am
Fenster. Tim verließ das Haus durch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher