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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt
Autoren: Stefan Wolf
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Schrottplatz?“
    „Nein. Er wurde eingestampft.
War ja völlig ausgeglüht.“
    „Dann hat sich das Rauschgift
in nichts aufgelöst.“ Ludwig seufzte abgrundtief. „Klunk, es war das
wertvollste Wrack der Welt.“

     
    „Schrecklich!“
    Ludwig stand auf, schüttelte
den Kopf und ging hinaus ohne ein weiteres Wort.
    Hinter ihm fiel die Eingangstür
zu.
    Heini Klunk rannte zum
Küchenfenster und sah noch, wie Ludwig in Richtung Hauptstraße stiefelte.
    Mit zitternden Fingern griff
der Vertreter zum Telefon.
    „Saßmann“, meldete sich der
Chef der Kfz-Reparatur-Werkstatt.
    „Hier Klunk. Sie wollten...“
    „Ja, Herr Klunk“, dröhnte ihm
Saßmann dazwischen. „Ihren Wagen wollte ich Ihnen bringen. Heute. Vorhin. Aber
leider stellten wir fest, daß am Radstand was..
    „Schon gut, schon gut“, kläffte
Klunk. „Ich möchte, daß Sie ihn bei sich lassen. Klar? Auf keinen Fall
herbringen, klar? Ich hole meinen Mercedes selbst ab. Ihren Leihwagen, den VW,
behalte ich solange. Oder brauchen Sie den?“
    „Keineswegs, Herr Klunk. Alles
klar. Der Mercedes bleibt hier. Sie fahren den VW und kommen dann selbst her.“
    „Genauso meine ich’s“, kläffte
Klunk. „Wiederhören.“ Er legte auf.

6. Keine Zeit für Bouillon
     
    Tim war weitergekrochen.
    Bis unter das Klunksche
Wohnzimmerfenster.
    Dort richtete er sich auf —
vorsichtig, näherte ein Ohr der Scheibe und versuchte zu lauschen.
    Doch leider — Klunks Haus besaß
schalldämpfende Doppelfenster mit ebensolcher Verglasung.
    Tims Ohren sind scharf.
Trotzdem — nur das dumpfe ,Rhabarber... Rhabarber...’ der beiden Männerstimmen
war zu hören. Verstehen konnte er nichts.
    Er kroch zur Garage zurück,
flankte in Erichs Anwesen hinüber und erreichte ungesehen die Haustür.
    Seine Freunde empfingen ihn mit
fragenden Blicken.
    „Ist es der Unfallwagen?“
fragte Karl.
    Tim schüttelte den Kopf. „Ich
konnte auch nichts hören. Fest steht aber, daß der Halbglatzen-Typ den Wagen
beglotzt hat. Und geärgert hat’s ihn auch. Er hat gegen das Kfz gekickt.
Sonderbar, wie? Ob der Typ Unfallzeuge war — und Klunk den Unfallwagen
inzwischen beiseite gebracht hat? Die Garage faßt zwei Autos. Also werden wir
feststellen, ob Klunk noch ein anderes hat, ein silbergraues.“
    Wieder postierten sie sich am
Vorhangspalt.
    Als Halbglatze aus dem Haus
kam, dachte Tim: Jetzt läßt er die Schultern hängen — die Ohren auch. Was haben
die besprochen?
    Der Mann schlurfte den
Auerhahn-Weg entlang zur Hauptstraße. Das rechte Hosenbein schien noch länger
zu werden. Ab und zu trat er sich drauf mit der Ferse.
    Gerade als er außer Sicht
geriet, kam Klunk aus dem Haus.
    Seine Gesten waren hastig. Er
zog noch die Jacke an, schloß gleichzeitig die Tür ab und hatte eine
Wurstsemmel zwischen den Zähnen, was ihn beim Atmen behinderte. Er hustete, war
jetzt auch im zweiten Ärmel und atzelte los: in dieselbe Richtung wie
Halbglatze.
    „Der will ihm nach“, sagte
Klößchen. „So was erkenne ich sofort.“
    „Und ich bin der Dritte“, sagte
Tim. „Ihr bleibt bitte hier. Einer fällt weniger auf.“
    „Wenn du in einer Stunde nicht
zurück bist“, seufzte Gaby, „suchen wir dich.“
    Es ging auf ein Uhr.
Mittagsstille umfing das Dorf. Die Frühjahrs-Sonne stand hoch. Tim schritt
stürmisch aus. Das fiel weniger auf, als wenn er gejoggt wäre.
    An der Ecke
Auerhahn-Weg/Hauptstraße sah er, wie Klunk auf der anderen Seite und 100
Schritte voraus den Dorfplatz überquerte.
    Im Schatten einer riesigen
Linde stand das Gasthaus ALTWIRT: eine Land-Einkehr der besten Art — mit
verräucherter Gaststube, Speisesaal für Groß-Hochzeiten und Betriebsausflüge,
Kegelbahn, angegliederter Metzgerei, großem Bierkeller und gefliesten
Toiletten.
    Klunk schien am Eingang zu
zögern. Dann verschwand er im ALTWIRT.
    Warum nicht? dachte Tim. Eine
Bouillon kriege ich dort bestimmt.
    Er sockte hinüber, jetzt ohne
auffällige Hast.
    Die Gasthaus-Tür war aus
schweren Bohlen gefertigt und mit Eisen beschlagen. Dahinter wölbte sich ein
Gang mit gerundeter Decke. Links ging’s in die GASTSTUBE, rechts in das
BIERSTÜBERL. Beide Türen standen offen.
    Tim überlegte, was wohl der
Unterschied sei, und entschied sich für rechts. Als er um den Türpfosten
herumging, wäre er beinahe an Klunks Kopf gestoßen.
    Der Typ hockte im BIERSTÜBERL
auf der Bank an der Wand, verdrehte sich den Hals und spechtete am Türrahmen
vorbei mit langem Mißtrauens-Blick hinüber in die
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