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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt
Autoren: Stefan Wolf
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20 Kilo
vom allerbesten Heroin dort verstauen und die Öffnungen wieder verschweißen.
    Alter Trick, dachte er. Ich
mache Klunk zu meinem Drogen-Kurier. Er weiß es nur nicht. Dann in
Dickelheim... ja, mein System funktioniert.
    Noch während der Nacht würde er
den Wagen zurückbringen. Und irgendwo parken im Bahnhofsviertel. Vielleicht
hatte Klunk den Diebstahl schon bemerkt, vielleicht nicht. Egal.
    Dem alten Fahrzeug würde man
nicht ansehen, wie wertvoll es jetzt war: mit einem Vermögen an Heroin unter
dem Stahlblech.
     
    *
     
    2.14 Uhr.
    Eine mondlose Nacht. In der Via
Corini, wo Brendl seine 1-Zimmer-Wohnung hatte, schien alles zu schlafen. Nur
drüben in der Trattoria lallten noch ein paar Betrunkene herum.
    Auch hier parkten zahlreiche
Fahrzeuge — und das eine mit der langen Antenne fiel nicht auf.
    Brendl öffnete die Haustür und
machte sich an den Aufstieg über die knarzige Treppe hinauf in den vierten
Stock.
    Der Polizist im Antennen-Auto
war tief hinters Lenkrad gerutscht. Jetzt richtete er sich auf und sprach leise
ins Sprechfunkgerät.
    „Commissario — er kommt.“
    „Du hast ihn erkannt?“ fragte
der Commissario zurück.
    „Si. Es muß der Aushilfsportier
aus dem BOBOLI sein. Mit der Visage — da kann ich mich nicht irren.“
    Inzwischen hatte Brendl den
vierten Stock erreicht und betrat den Flur, wo zwei Männer vor seiner
Wohnungstür warteten.
    Der eine sprach in ein
Sprechfunkgerät und sagte gerade auf italienisch:
    „Du hast recht, Mario. Er ist
es. Ende!“
    Der andere riß seine Pistole
unter der Jacke hervor, spreizte die Beine, als müsse er einen Meisterschuß
anbringen, und richtete die Mündung auf Brendl.
    „Signore Ludwig Brendl?“
    Der Aushilfsportier nickte
erschrocken und streckte beide Hände in die Höhe, wobei ihm kalter Schweiß ausbrach.
    „Sie sind verhaftet“, sagte der
mit dem Sprechfunkgerät, der Commissario. Er hieß Corone und hatte einen fetten
Schnauzbart, den er schwarz färbte.
    „Das... das muß ein Irrtum
sein“, stammelte Brendl. „Ich war’s nicht, was auch immer Sie mir vorwerfen.“
    „Das behaupten alle Halunken“,
sagte Corone und zog Handschellen aus der Tasche.
    „Ja, aber... worum geht es?“
    „Um Einbruch. In die Villa
Capilutto. Das Hausmädchen hat Sie gesehen. Sie mußten fliehen und haben die
Beute zurückgelassen. Das Hausmädchen sah Sie dann zufällig im Hotel BOBOLI.
Ihr Pech, Brendl.“
    „Aber... das ist wirklich ein
Irrtum.“
    Corone grinste, wobei sich sein
Schnauzbart bog.
    „Sie haben Fingerabdrücke
hinterlassen. Damit kriegen wir Sie.“

2. Auf nach Dickelheim
     
    Es war auf den Tag genau ein
Jahr später.
    Die Osterferien hatten
begonnen, und Tim — den man früher Tarzan genannt hat — war eingeladen von
seinem Freund Computer-Karl, die erste Ferienwoche in dessen Elternhaus zu
verbringen. Tim war das sehr recht. Denn gestern, am letzten Schultag, hatte
ihn ein Anruf erreicht: von Erich Schotten, seinem alten Lateinlehrer. Schotten
war pensioniert und lebte in einem Dorf namens Dickelheim.
    Wie verabredet, traf sich die
TKKG-Bande an diesem Vormittag. Auf Tims Gesicht brannte noch der Zorn.
    Sicherlich — das Telefonat mit
Erich Schotten war gestern gewesen. Aber das reichte nicht aus zur Beruhigung.
    „Dir lodern die Augen.“ Gaby
lächelte und pustete gegen ihren Pony. „Ist es so schlimm?“
    Tim grinste wie ein Wolf, der
sich zu einer größeren Mahlzeit entschließt.
    „Sagt euch der Name was: Erich
Schotten? Aha, ihr erinnert euch. Der war o. k., nicht wahr, und ist immer noch
wahnsinnig nett. Und den Kontakt zu ihm lasse ich nicht abreißen. Dreimal im
Jahr — mindestens — besuche ich ihn. Über uns weiß er Bescheid. Deshalb fragte
er ganz bescheiden an, ob wir ihm helfen könnten.“
    „Worum geht’s?“ fragte
Klößchen. „Ist er krank? Wird er bedroht? Braucht er Geld? Oder tropft der
Wasserhahn?“
    Tim streckte die Hände aus und
schloß den Reißverschluß von Gabys Windjacke, weil plötzlich eine kalte Brise
wehte.
    „Erich hat einen Nachbarn. „
Tim sah zu, wie Gaby den Reißverschluß wieder öffnete — zur Hälfte. „Der
Armleuchter nennt sich Heinrich Klunk. Seit Erich denken kann, sind sie
verfeindet. Anfangs ging’s wohl darum, daß Klunk ihn wegekeln wollte — weil er
scharf war auf Haus und Grundstück, das Erich damals nur gemietet hatte.
Inzwischen ist es sein Eigentum: ein hübscher, kleiner Bungalow.“
    „Mir ist warm genug“, sagte
Gaby und schob den
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