Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten
Autoren: Veronika Bicker
Vom Netzwerk:
etwas tun, dann…«
    »Halt die Klappe!« Tristan schien jetzt echte Angst zu haben. »Du kannst doch nicht…«
    »Bei Mark hattest du auch keine Zweifel, oder? Lass mich durch!«
    Immer noch war niemand zu sehen, aber die Stimmen waren jetzt ganz nahe, nur noch um den einen Kiesberg … Elenas Füße rutschten und sie versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu bewahren. Endlich schlitterte sie um die letzte Biegung und konnte die anderen vor sich sehen. Es war, als hätte jemand die Ereignisse auf Zeitlupe geschaltet, so langsam und klar zeichnete sie die Situation vor ihr ab. Auf der einen Seite die Clique, Daniel, Lukas, Jennifer und Rebecca im Hintergrund, blass, mit nassen Haaren und verletzlich wirkend in ihren Badesachen. Weiter vorne Tristan, Malin und Julian. Malin schwankte zwischen Wut und Angst, Tristan wirkte irgendwie dünner als sonst, auch er hatte Angst, trotzdem klammerte er sich verzweifelt an Julians Arm. Julian hatte ein Schnappmesser gezogen und war drauf und dran, sich auf ihre Mutter zu stürzen.
    Ihre Mutter.
    Sie stand da, so hoch aufgerichtet und entschlossen, wie sie sie lange nicht mehr gesehen hatte. Auch sie hatte ein Messer, wie Elena zu ihrem Entsetzen bemerkte, eines der langen, scharf geschliffenen Dinger, die sie sonst verwendete, um Fleisch zu schneiden. In ihren Augen flackerte etwas, das Wut sein konnte, aber auch Wahnsinn. Elena war sich da absolut nicht mehr sicher. Sie rannte los.
    »Nicht!« Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie ihre Gedanken herausgeschrien hatte, aber Tristan und Malin fuhren herum und starrten sie entsetzt an. Tristan musste seinen Griff gelockert haben, nur ein klein wenig, aber das reichte Julian, um sich loszureißen und auf ihre Mutter zuzustürmen. Sein Messer schien im Sonnenlicht zu glühen.
    Elena schrie auf, als die Klinge direkt auf ihre Mutter zuschoss, aber erstaunlich gewandt wich diese aus und versuchte, mit der freien Hand nach Julian zu greifen. Ihr eigenes Messer hatte sie hoch erhoben.
    Schlagartig wurde Elena bewusst, dass sie ihre Mutter auch noch verlieren würde, so oder so, wenn sie die beiden Kämpfer nicht trennte. Und obwohl sie vorher schon geglaubt hatte, ihr Bestes zu geben, lief sie jetzt noch schneller. Ihre Füße schienen über den Schotter zu fliegen und dennoch hatte sie das Gefühl, nicht voranzukommen.
    »Ihr werdet mir meine Tochter nicht wegnehmen!« Ihre Mutter kreischte jetzt. Der Ton machte Elena Angst.
    »Tut was!«, schrie sie selbst der verdutzten Clique zu. Malin machte eine schwache Bewegung, als wolle sie eingreifen, blieb dann aber hilflos stehen, der Rest rührte sich überhaupt nicht. Tristan blickte nur verzweifelt von Elena zu ihrer Mutter und wieder zurück.
    Und den habe ich so bewundert, dachte Elena bei sich. Aber sie hatte keine Zeit mehr, sich zu ärgern. Mit einem einzigen Satz überbrückte sie die letzten zwei Meter bis zu der Gruppe, rutschte auf dem Kies aus und stolperte geradewegs gegen Julia.
    Ineinander verkeilt stürzten sie zu Boden. Elena versuchte, sich abzufangen, aber sie war einfach zu schnell gewesen. Der Boden schien ihr entgegenzuspringen, der Schotter riss ihre ausgestreckten Hände und die Arme auf, bevor sie sich zur Seite fallen ließ und hart mit der Schulter aufschlug. Brennender Schmerz erfüllte sie, Tränen schossen in ihre Augen, doch bevor sie sich richtig bewusst werden konnte, was passiert war, schloss sich eine Hand um ihren Arm und sie wurde hochgerissen. Etwas Kaltes legte sich an ihren Hals.
    »Legen Sie das Messer weg!«, zischte Julian neben ihrem Ohr.
    Elena blinzelte die Tränen weg und versuchte zu erkennen, was überhaupt los war. Sie konnte Julian hinter sich spüren, er hatte eine Hand um ihren Oberarm geschlossen, mit der anderen hielt er das Messer an ihre Kehle. Seine Hand zitterte leicht und sein Atem strich in hektischen Stößen über Elenas Nacken. Nur einen knappen Schritt von ihr entfernt stand ihre Mutter, das Messer in der Hand, unschlüssig, aber immer noch wütend.
    »Julian«, klang Tristans Stimme von irgendwoher, beschwörend und hilflos, doch sein Freund hörte nicht mehr auf ihn. Elena begriff, dass er die Kontrolle verloren hatte, dass sein Einfluss auf die Clique schon lange ins Wanken geraten war und vielleicht jetzt gerade zusammenbrach.
    »Messer weg!«, wiederholte Julian und drückte ein bisschen mit seiner eigenen Klinge zu. Erschrocken versuchte Elena, sich loszureißen, doch Julians Griff war zu fest. Stattdessen grub
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher