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Schluss mit frustig

Schluss mit frustig

Titel: Schluss mit frustig
Autoren: Christoph Emmelmann
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Sie sich vor, zwei Damen treffen sich beim Friseur. Die Opferdame ist gleich an ihrer angespannten Art zu erkennen, sie wirkt insgesamt sehr unzufrieden mit sich und der Welt. Sie trifft Aussagen wie: »Die Schulen verlangen immer mehr von den Kindern, wer soll denn da noch mitkommen? Die Zeiten sind einfach schlecht. Den Leuten sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche. Die Unterstützungen im Ausbildungsbereich sind deshalb auch nicht mehr das, was sie mal waren.«
    Die Gestalterdame macht dagegen einen humorvollen, sonnigen und ausgeglichenen Eindruck. Von ihr kommen Sätze wie: »Es gibt ganz wunderbare neue Angebote und neue Fachrichtungen im Fortbildungsbereich. Heute Abend gehen wir zu einer Informationsveranstaltung. Meine Jungs bessern ihr Taschengeld mit Nachhilfe auf. In meiner Freizeit widme ich mich meinem Hobby, dem Malen.
    Ganz klar: Die Opferdame macht die Rahmenbedingungen für sämtliche (echten wie scheinbaren) Schwierigkeiten verantwortlich, während die Gestalterdame gar keine Schwierigkeiten sieht, sondern ausschließlich Erfolge, die sie auf sich selbst und ihre Mitmenschen zurückführt.
Die Opferfrage: Wer ist schuld?
    Wenn ein Mensch sich als Opfer erlebt, landet er früher oder später in einem Gefühl der Ohnmacht, das in einer Art von Untergangsstimmung mündet. Es ist sehr schwierig, diesen Teufelskreis zu verlassen, wenn die Schuldigen (und somit Verantwortlichen) jenseits der eigenen Möglichkeiten gesucht werden. Wenn ich nichts dafür kann, dann kann ich auch nichts ändern. Der eigene Handlungsspielraum wird immer kleiner, was sich am Jammerpegel ablesen lässt. Je lauter und länger gejammert wird, desto schneller schrumpft der Handlungsspielraum. Die Frage nach dem Warum ist ein Kennzeichen der Passivität. Die Möglichkeit zu handeln wird von vornherein ausgeschlossen. Sie existiert gar nicht mehr. Die Frage nach dem Warum dominiert alles. Nur sie steht im Fokus der Aufmerksamkeit.
Warum ist mein Partner zurzeit so mies drauf und hat zu nichts Lust, obwohl ich so gern ins Kino gehen würde?
Warum ist das Wetter heute bloß wieder so schlecht?
Warum wird im Job die neue Abteilung aufgelöst, obwohl ich erst vor zwei Jahren versetzt wurde und mich so gut eingelebt habe?
Warum kommen die Schwiegereltern heute schon wieder zum Essen? Mir graut schon, wenn ich an das letzte Mal denke.
Warum ist das Benzin wieder so teuer? Das verstehe ich nicht.
Die Gestalterantwort: Was kann ich tun?
    Sobald wir uns auf unsere Handlungsmöglichkeiten konzentrieren, unterbrechen wir den Teufelskreis der Passivität und nehmen Einfluss. Je aktiver wir handeln und uns auf den eigenen Einflussbereich fokussieren, desto aktiver gestaltet sich unsere Umwelt und umso stärker entwickelt sich unser Einflussbereich. Gestalter bleiben nicht beim Warum stecken, sie fragen aktiv: Was kann ich tun? Sie verharren nicht bei Problemen, sondern sie finden Lösungen:
Mein Partner braucht mal eine Auszeit. Heute werde ich mit ihm sprechen und ihm Vorschläge unterbreiten, wie wir unsere Beziehung verbessern können.
Ich genieße das Wetter, wie es ist, und gehe heute in die Sauna, anstatt zu joggen.
Ich fühle mich wohl in der jetzigen Abteilung und werde mit meinem Chef sprechen, welche Möglichkeiten bestehen, dortzubleiben oder zumindest bei der Gestaltung der neuen Abteilung aktiv mitzuwirken.
Ich mache heute früher Feierabend und fahre noch Rad, bevor die Schwiegereltern kommen, dann bin ich ausgeglichener.
Der Benzinpreis steigt seit Jahren. Ich entscheide mich für Carsharing, dann fahre ich nicht mehr jeden Meter mit dem Auto.
Wie kommen Sie ins Tun?
    In vielen Gesprächen mit meinen Seminarteilnehmern konnte ich feststellen, dass den meisten zum Jammern neigenden Menschen die Unterschiede zwischen Opfer und Gestalter durchaus bewusst sind. Sie wissen, was zu tun wäre, um endlich aus ihrem Jammerkreislauf herauszukommen.
    Das Problem ist also offensichtlich nicht, dass wir nicht wissen, was wir tun sollen. Das Problem ist, dass wir das, was wir wissen, nicht in die Tat umsetzen. Wir bleiben passiv. Ein Schlüssel zum Jammerstopp liegt im Verständnis der Tragweite unserer Trägheit.
    »Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.«
    Georg Christoph Lichtenberg

Wie tief stecken Sie in der Komfortzone?
    Komfort hat immer zwei Aspekte. Einerseits ist es herrlich, zum Beispiel auf unserem gemütlichen
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