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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine andere Richtung davonflogen, um etwaige Spuren auseinanderzuziehen. Sie ist nicht dumm, die kleine Wildkatze. Und Bruckmayer. Na, meine Herren – ich brauche Ihnen die großen Qualitäten meines Freundes nicht zu schildern.«
    »Ihr Freund hat uns selbst geschrieben, daß Sie sein Mörder seien.« Singert lächelte matt und hielt den zweiten Brief hin. »Bitte, lesen Sie, Ollenhoff!«
    Ostra überflog die wenigen Zeilen. Sein markantes Gesicht war maskenhaft unbeweglich. Dann gab er den Brief an Singert zurück.
    »Sehr wirksam. Die beiden Briefe ergänzen sich. So etwas könnte lückenlos wirken, wenn es nicht doch eine Lücke gäbe: Bruckmayer lebt! Sie sehen doch ein, Kommissar, daß beide Briefe aufeinander abgestimmt waren!« Ostra hob wie resignierend die Schultern. »Ich weiß, es wird schwer sein, Sie zu überzeugen. Ich brauche den lebenden Bruckmayer – Sie brauchen den toten Bruckmayer. Keiner ist greifbar! Zerstechen wir diesen Luftballon, Herr Kommissar.«
    »Darüber unterhalten wir uns.« Major Britton nahm den letzten Schluck. »Sie sind von einem alliierten Gericht verurteilt, Ollenhoff. Ich werde alles versuchen, daß man Sie nicht in Deutschland aburteilt, sondern Sie an die USA ausliefert. Der Antrag geht noch heute zur Botschaft und nach Bonn.« Major Britton rutschte vom Barhocker und klopfte Ostra freundschaftlich auf die Schulter. »Glauben Sie nicht, Ollenhoff, daß wir zwei doch noch den toten oder den lebenden Bruckmayer finden?«
    Das Gesicht Ostras verfärbte sich etwas. Es wurde gelblich.
    »Das ist unfair, Major«, sagte er gepreßt. »Ich bin Deutscher! Ich bestehe auf einem deutschen Gericht. Die Kriegszeiten sind vorbei!«
    »Das wird ein Expertenstreit zwischen den Juristen sein. Auf jeden Fall bleibe ich Ihnen im Nacken wie ein Floh.« Major Britton sah sich um. »Können wir gehen, Boys?«
    Singert nickte. »Ja. Hausdurchsuchung, erstes Verhör von Frau Volbert und alles andere macht die Mordkommission. Wohin fahren wir? Ins Präsidium?«
    In diesem Augenblick sprach zum erstenmal ein großer, schlanker Mann, der bisher still im Kreise gestanden und zugehört hatte. Er war Mitte der Fünfzig und von der straffen Haltung alter Stabsoffiziere.
    »Bitte nach Pullach«, sagte er. »Der Chef möchte ihn selbst sehen. Er glaubt, Ollenhoff von früher zu kennen.«
    Ostra wirbelte herum. Zum erstenmal trat Unsicherheit in seine Augen. »Wer sind Sie?«
    »Oberst Reiners. Bundesnachrichtendienst. General Gehlen möchte Sie verhören.«
    »Der liebe Gehlen!« Ostra-Ollenhoff atmete tief auf. »Wissen Sie, daß er auf meiner Abschußliste stand? 1945. Befehl vom Reichssicherheitshauptamt. Sein Wagen sollte bei einer Fahrt zum Dienstsitz explodieren.«
    »Wir wissen es.« Oberst Reiners lächelte mokant. »Der General fuhr von da ab jeden Tag mit einem anderen Wagen –«
    Singert trat zur Schiebetür. Ratzel schob sie wieder auf. Eisige Kälte flutete in den Raum. Draußen standen die Polizisten um das Grundstück und froren erbärmlich.
    »Können wir?«
    Ostra nickte. »Wir können. Aber bevor ich noch weitere Worte sage, verlange ich die Gegenwart eines Anwaltes. Ich möchte den besten. Empfehlen Sie mir einen, Kommissar.«
    Er nahm seinen Mantel, zog ihn an und klappte den Kragen hoch. Dann blickte er noch einmal zurück zur Treppe.
    »Leb wohl, Eva.«
    Mit einem Ruck wandte er sich und ging Singert nach, der schon die Terrasse betreten hatte. Oberst Reiners und Major Britton folgten ihm.
    Kurz vor den wartenden Wagen verhielt Ostra den Schritt.
    »Ehe ich es vergesse, Kommissar: Die versiegelte Villa in Bogenhausen ist noch bewohnt.«
    »Bewohnt?« Singert und Ratzel riefen es gleichzeitig.
    »In einem netten Appartement lebt ein Fräulein Julia Bentrob. Ich mußte sie isolieren, weil ihr jugendlicher Leichtsinn meine Pläne störte.«
    »Aber wir haben alles abgesucht …«, stotterte Ratzel fassungslos. »Alle Wände abgeklopft.«
    Ostras Lächeln wurde breit. Er sah Ratzel an wie einen Jungen, der beim Aufsagen des Geburtstagsgedichtes steckenblieb. »In der Bibliothek, Regal der Klassiker, befindet sich hinter der illustrierten Sonderausgabe von Schillers einzigem Roman ›Der Geisterseher‹ eine eingelassene Klinke. Sie öffnet eine Tür zu einem Seitenkeller. Ich habe, als ich das Haus übernahm, diese Tür mit den Bücherregalen verblenden lassen.« Ostra steckte die Hände in die Manteltaschen. Es begann wieder zu schneien. »Ist das nicht ein charmanter Gag, meine
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