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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
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allen, lief eine riesige Maschine des Staates an. In Bonn saß man wie gelähmt im Zimmer des Ministerialdirigenten. Auch der Staatssekretär war herübergekommen. Bleich, ratlos.
    »Bruckmayer …«, sagte er stockend. »Ein grundsolider, pflichtbewußter Beamter …«
    »Mein bester Mann.« Der Ministerialdirigent wischte sich über die Augen. »Das ist nicht zu fassen!«
    In München trafen sich vier Wagen auf der Straße nach Grünwald. Der schwere Straßenkreuzer von Major Britton, der schwarze Dienstwagen aus Pullach von General Gehlen, der Kombiwagen der Mordkommission und der alte VW Horst Singerts. In einigem Abstand fuhren zwei Mannschaftswagen der Polizei mit zweiundzwanzig Mann. Hintereinander bogen sie in das Grundstück von Friedrich Volbert ein und hielten vor dem schönen, langgestreckten Haus. Die Polizisten sprangen in den Schnee und rannten auseinander. In wenigen Minuten war das gesamte Grundstück abgeriegelt.
    Der letzte Akt begann.
    Die gnadenlose Jagd auf einen Menschen, der eine Bestie war.
    Es klopfte noch immer an der gläsernen Eingangstür der Villa von Friedrich Volbert. Eva Volbert war nach oben geflüchtet, aber sie spähte die Treppe hinunter, was Ostra tun würde. Als sie ihn unschlüssig herumlaufen sah, lief sie zu einem Dachfenster, klappte es einen Spalt auf und sah hinaus in den Garten.
    Am Zaun, am Schwimmbecken, an der Einfahrt, rund um das Grundstück sah sie Uniformen zwischen den Büschen. Sie ließ das Dachfenster zuklappen und lief zur Treppe zurück.
    »Polizei! Überall Polizei!« rief sie hinunter. »Peter … man hat das Haus umstellt! Was soll das alles?«
    Ostra stand mitten im Zimmer, die Hände in den Hosentaschen, und rauchte eine Zigarette.
    »Geh in dein Zimmer und schließ dich ein!« sagte er mit einer merkwürdig milden Stimme, die völlig verwandelt war gegenüber dem Ton, den er noch vor wenigen Minuten angeschlagen hatte. »Es ist kein schöner Anblick, den Zusammenbruch eines Mannes zu sehen, der bisher gewohnt war, nur zu siegen. Es wäre auch weiterhin so gewesen, aber ich habe einen großen Fehler begangen. Einen Fehler, der schon immer tödlich war: Ich habe Frauen in mein Spiel gezogen! Frauen sind der Untergang in unserem Metier. Ich wußte es, tat es trotzdem … und nun werde ich dafür büßen. Eva, mach schnell, schließ dich ein. Ich möchte jetzt allein sein …«
    Eva Volbert ging zurück zu ihrem Zimmer, öffnete die Tür, warf sie zu, drehte den Schlüssel herum, aber von außen. Dann schlich sie auf Strümpfen zurück zur Treppe und legte sich auf den oberen Podest. Den ganzen Raum und die Eingangshalle konnte sie überblicken.
    Ostra ging ruhig zur Bar, goß sich einen Whisky ein und trank ihn langsam und mit Genuß. Das Klopfen und Hämmern an der Tür hörte auf. Dafür hörte er viele Schritte, die sich der Terrasse näherten. Dann tauchten sechs oder acht in Wintermäntel gehüllte Gestalten auf und preßten die Gesichter an die Glasschiebetür.
    Ostra lächelte und hob sein Glas.
    »Prost!« sagte er laut. »Meine Herren, ein Mann wie ich ist kein Hase, der im Zickzack zu entfliehen sucht.«
    Mit ruhigen Schritten ging er zu der großen Schiebetür und erkannte beim Näherkommen zunächst Singert und Ratzel, dann sah er Major Britton in seiner amerikanischen Uniform. Das Gesicht Ostras wurde kantig und etwas fahl. Für ihn drehte sich jetzt die Zeit zurück. Zwanzig Jahre versanken in der Vergangenheit. Er sah sich wieder durch Europa flüchten, und er war herausgekommen aus dem Kreis, der sich um ihn gelegt hatte. Jetzt gab es keine Flucht mehr … noch nicht … Aber es folgten ja noch viele Tage und Nächte und Hunderte von Gelegenheiten. Warum sich aufregen? Die Panik ist für die Memmen.
    Er schloß die Tür auf und schob sie zur Seite. Dann trat er zurück und sah den Männern entgegen, die mit einer Wolke von Kälte in den großen Raum kamen. Ratzel, der Korrekte, schob die Tür hinter ihnen wieder zu.
    »Einen Drink, Major?« fragte Ostra und ging zur Bar. Major Britton folgte ihm und setzte sich auf einen der Barhocker. »Einen guten alten Bourbon? Heimatduft, Major …«
    »Bitte.« Britton sah sich um. Die deutschen Beamten standen wie zur Parade nebeneinander. Gleich mußte Singert vortreten und sagen: »Im Namen des Gesetzes …«
    Ostra folgte dem Blick des amerikanischen Majors. »Meine deutschen Brüder«, sagte er sarkastisch. »Sie haben keinen Sinn für Humor. Für schwarzen Humor schon gar nicht. Sie können
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