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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erhalten, sind wir längst irgendwo gelandet …‹ Himmelkreuzdonnerwetter! Das kostet den Herrn aus Bonn die Karriere!«
    Laut las er weiter, aber je weiter er las, um so leiser wurde seine Stimme. Auch Ratzel atmete schwerer.
    »›… Ich bin in Begleitung von Friedrich Volbert. Wir beginnen irgendwo ein neues Leben. Zum Abschied und zum Dank, daß Sie mich so höflich behandelt haben, sollen Sie Ihren großen Fisch bekommen: Peter Ostra, der Mann, den Sie suchen, wohnt in der Villa Volberts. Sie haben ihn selbst im Krankenhaus an meinem Bett gesprochen …‹«
    »Der Geschäftsmann aus Frankreich«, sagte Ratzel heiser.
    »›Ostra heißt gar nicht Ostra. Er ist der von den Alliierten gesuchte und in Abwesenheit zum Tode verurteilte ehemalige SS-Obersturmbannführer Fritz Ollenhoff.‹«
    Singert warf den Kopf in den Nacken. »Meine Ahnung!« rief er. »Als ich ihn zum erstenmal sah, dachte ich: Woher kennst du ihn? Wo hast du dieses Gesicht schon gesehen? Jetzt weiß ich es: auf der internationalen Fahndungsliste der Kriegsverbrecher.«
    »Prost Mahlzeit!« sagte Ratzel rauh.
    »›… Ostra ist nicht nur ein Agent, er ist auch ein Mörder‹«, las Singert laut weiter. »›Er hat gestern Herbert Bruckmayer ermordet –‹«
    Singert ließ den Brief sinken und starrte auf das unberührte Bett. Er hörte, wie Ratzel laut seufzte.
    »Wenn das stimmt, Herr Kommissar. Wenn das keine falsche Spur ist …«
    »Das nicht mehr. Das ist Wahrheit. Ich habe Rita Camargo richtig eingeschätzt. Wenn sie so etwas schreibt, ist es Tatsache. Mein Gott!« Singert setzte sich auf die Bettkante. Ein übles Gefühl drängte vom Magen zur Kehle. Ermordet! Dann war Bruckmayer doch ein ehrenwerter Mann? Dann war er ermordet worden, weil ihn der Ehrgeiz trieb, allein diesen Ostra zur Strecke zu bringen.
    Der junge Beamte, der Ritas Brief gebracht hatte, machte in diesem Augenblick eine neue Entdeckung. Vor dem Spiegel in der Garderobe lag ein Kuvert. Es war so hingestellt, daß man es sehen mußte, wenn man sich im Zimmer genau umsah.
    »Hier ist noch ein Brief«, sagte er. »An Sie, Herr Kommissar.«
    »Auch an mich?« Singert sprang auf und riß das Kuvert aus der Hand des jungen Beamten. Ein Kuvert des Hotels, aber die Handschrift meinte er zu erkennen. »Bitte weitergeben an Kommissar Horst Singert, Polizeipräsidium. Sonderkommissariat II. Nicht vor dem …« Es folgte ein mit Bleistift hinterher eingetragenes Datum.
    »Das wäre morgen.« Ratzel trat näher. Singert riß den Umschlag auf. Ein mit Schreibmaschine geschriebener Brief. Papier des Hotels. Es war ein knappes Schreiben. Beamtentrocken. Aktengemäß.
    »›Wenn Sie diesen Brief öffnen, lebe ich nicht mehr. Mein Mörder ist der gesuchte ehem. SS-Obersturmbannführer Fritz Ollenhoff alias Peter Ostra. Er ist die von mehreren Regierungen gesuchte Kontaktperson aus Südamerika, die Geheimwaffen und Spionagematerial nach Kuba und San Domingo liefern soll. Ostra-Ollenhoff wohnt in der Villa des Direktors Volbert in Grünwald. Ich selbst erkläre hiermit, daß ich ehemaliger SS-Sturmführer aus dem Stabe des Reichsführers SS Heinrich Himmler war und Ollenhoff wiedererkannte. Ich war mit ihm befreundet. Deshalb hat er mich jetzt auch getötet. Herbert Bruckmayer.‹«
    Es war totenstill im Raum, als Singert den Brief sinken ließ. Jeder der Männer hielt den Atem an. Mit steifen Beinen ging Singert langsam zum Telefon. Er hatte viel erlebt in seiner fast zwanzigjährigen Praxis als Kriminalbeamter, aber nichts hatte ihn so ergriffen wie diese Situation. Ein Fall, ein großer Fall war jetzt gelöst … aber es lag wie Blei in seinen Gliedern.
    »Das Präsidium!« sagte er, als sich der Portier meldete. »Mordkommission.«
    »Um Gottes willen!« Der Portier setzte sich erschüttert. »Die Konferenz … so diskret wie möglich … Ist … ist die Leiche …«
    »Niemand wird etwas merken. Und eine Leiche ist auch nicht hier.« Singert atmete ein paarmal tief ein, der innere Druck löste sich nur langsam. »Hören Sie mal zu … wählen Sie in folgender Reihenfolge weiter, wenn ich auflege: CIC-Zentrale, München … Bundesnachrichtendienst, Pullach … Militärischer Abschirmdienst, Bonn … Innenministerium, Bonn … Bundesverfassungsschutz, Köln … Alles Blitzgespräche –«
    Es war Mittag, als Singert das Hotel wieder verließ. Die Mordkommission war gar nicht erst hereingekommen, sie wartete zur Erleichterung des Portiers draußen vor dem Haus. Aber, unbemerkt von
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