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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
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solcher Art sind nirgendwo beliebt.
    »Kriminalpolizei.«
    »Ach so.«
    »Ja.« Ratzel wollte weitersprechen, aber Singert nahm ihm den Hörer aus der Hand.
    »Hier Kommissar Singert. Es ist dringend. Ist Herr Bruckmayer wirklich nicht im Haus?«
    »Sein Zimmerschlüssel hängt am Brett. Im allgemeinen …«
    »Danke.« Singert legte auf. Er kannte Hotelportiers genug. Es war sinnlos, nach Einzelheiten zu fragen. Ein am Brett hängender Schlüssel ist etwas Endgültiges. Eine Woge von Menschen spült Stunde um Stunde durch die Hotelhalle – wie soll man da gerade auf einen einzigen Menschen achten, auch wenn er Ministerialrat aus Bonn ist?!
    »Fahren wir hin, Ratzel!« sagte Singert, einer Eingebung folgend. »Verdammt, ich kriege das komische Gefühl nicht los, daß Bruckmayer mehr weiß, als er sagt. Ich sehe mir das Zimmer einmal an.«
    »Das kann Schwierigkeiten geben, Herr Kommissar.« Ratzel streichelte seine Nase. Er tat das immer, wenn er nachdachte oder erregt war. »Ohne Haussuchungsbefehl …«
    »Begeben wir uns auch einmal ›etwas außerhalb der Legalität‹. Was Minister bei Nichtigkeiten können, sollte uns bei wichtigen Dingen auch erlaubt sein. Los, Ratzel, kein Herz in die Hose, sondern in die Hand! Wir fahren!«
    Mit Singerts Privatwagen, so unauffällig wie möglich, fuhren sie zum Hotel. Der Chefportier bekam einen harten Blick, als er in der hohlen Hand Singerts kurz die Polizeimarke aufblitzen sah.
    »Bitte ohne Aufsehen«, sagte er gedämpft. »Sie sehen, die Halle ist voll. Worum handelt es sich?«
    Singert lehnte sich an die gläserne Theke der Rezeption. In der Halle bemerkte er einige durch die Zeitungen bekannte Gesichter. Konzernherren, durch deren Hände Milliarden liefen. Es fiel ihm auf, daß die Reichsten unter ihnen die am schlechtest sitzenden Anzüge trugen.
    »Ich möchte das Zimmer von Herrn Bruckmayer sehen«, sagte er halblaut.
    »Unmöglich.« Der Portier hob abwehrend die Hand.
    »Warum?«
    »Das fragen Sie, Herr Kommissar? Ohne richterliche …«
    »Halten Sie keinen Vortrag über Staatsbürgerkunde.« Singert drehte sich zu dem Portier. »Ich nehme es auf meine Kappe. Sagen Sie, ich hätte Sie dazu gezwungen. Ich verspreche Ihnen, daß Sie keinerlei Nachteile haben werden …«
    »Ich weiß von nichts.« Der Portier machte ein zerknittertes Gesicht, ging zum Schlüsselbrett und gab Singert den Zimmerschlüssel. »Was ich jetzt tue, ist ungeheuerlich. Wissen Sie das, Herr Kommissar? Alle Kollegen, die das erführen, würden mich aus der Zunft ausstoßen!«
    »Sie werden bald sehen, wie notwendig es war, daß Sie einmal aus der Reihe tanzten.« Singert steckte den Schlüssel in seinen dicken Wintermantel, nickte Ratzel zu, der am Zeitungsstand die Titelbilder der Illustrierten studierte, und ging zum Lift. Ratzel folgte ihm schnell. Seufzend sah der Portier, wie sie nach oben entschwanden.
    Schon beim Aufschließen des Zimmers hörten sie, wie das Zimmertelefon läutete. Einen Augenblick zögerte Singert, dann rannte er durch den kleinen Flur ins Zimmer und nahm den Hörer ab.
    »Ja?« sagte er kurz. Wer auch anrief, er mußte denken, es sei Bruckmayer. Aber am anderen Ende war nur der Hotelportier.
    »Eben ist vom Präsidium ein Bote für Sie gekommen. Mit einem Brief. Soll ich ihn …«
    »Herauf zu mir!« Singert warf den Hörer zurück. Er sah sich kurz um. Das Bett war noch vom Vorabend aufgedeckt, der Schlafanzug neckisch entfaltet aufs Laken drapiert. »Er hat gar nicht hier geschlafen«, sagte Singert zu Ratzel, der an der Tür stand, als müsse er einen Staatspräsidenten bewachen. »Und vom Präsidium kommt jemand.«
    Es klopfte. Ein junger Beamter des Dezernates wedelte mit einem länglichen Brief. »Kam soeben an, Herr Kommissar. Als ich den Absender sah, dachte ich mir, daß es am besten sei …«
    »Zeigen Sie mal!« Singert nahm den Brief und las den Absender. »Rita Camargo!« sagte er laut. Er drehte den Brief um. »Abgestempelt auf dem Flugplatz Riem. Kinder, eine solche Sauerei!«
    Er riß mit zitternden Fingern das Kuvert auf. Ratzel blieb ruhig und lächelte nur schief.
    »Wir haben doch ihren Paß, Herr Kommissar …«, sagte er breit.
    »Solch internationale Luder haben mehr Pässe. Aber der Herr Ministerialrat aus Bonn! Freilassen, als Köder! Wäre es nach mir gegangen, säße diese heiße Rita noch in Stadelheim. Nun haben wir den Teufelssalat! Hier …« Singert schlug mit der flachen Hand auf den Brief. »Sie ist weg! ›Wenn Sie diesen Brief
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