Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
in München-Riem auf die Startbahn. Die Düsen heulten auf, ein Zittern flog durch den riesigen silbernen Leib, dann rollte die Erde unter den Rädern weg, versank, die Wolken kamen näher, ein blauer Winterhimmel, eine kalte, weißgelbe Sonne. Eine weite Schleife … unten, klein wie ein Spielzeug, glänzte die Riesenstadt im Morgenlicht. Die Frauenkirche, das Rathaus, der Alte Peter, die Theatinerkirche, das schimmernde Band der Isar … eine herrliche Stadt im weißen Schneekleid.
    Volbert starrte hinunter auf München und tastete nach der Hand Ritas, die auf seinem Knie lag. Sein Herz zuckte.
    Lebe wohl, dachte er. Das da unten sehe ich nie wieder. Nie! Wir nehmen Abschied für immer.
    »Ist es schwer?« fragte Rita leise.
    Volbert lehnte sich zurück und blickte an die gewölbte Kabinendecke mit der Klimaanlage.
    »Nur ein bißchen«, sagte er stockend. »Nicht viel … du bist ja bei mir –«
    Dann starrte er in den Himmel und nicht mehr zurück auf die Erde, die für ihn keine Bedeutung mehr hatte.
    Eine Stunde später landete Eva, von Zürich kommend.
    Es war ihr unheimlich geworden in der Schweiz. Kein Telefongespräch, kein Brief, keine neue Überweisung, kein Bote. Zehnmal hatte sie in München angerufen – es meldete sich niemand. Sie schickte ein Telegramm: Sofort anrufen! Aber auch darauf erfolgte keine Reaktion.
    »Es ist etwas passiert«, sagte sie zu Marlies Düppel, die schon am ersten Tag einen Verehrer eingefangen hatte. Einen Engländer, der selbst noch in Unterhosen ›sorry‹ sagte, ehe er sich zu Marlies legte. Aber er war ein zäher Bursche, indienerprobt und safarierfahren, an Strapazen gewöhnt. »So etwas habe ich lange gesucht!« jubelte Marlies und ließ Eva von da an allein mit ihren Sorgen.
    »Dann sieh nach«, antwortete Marlies. »Ich fahre ohnehin mit James nach Brissago. Du kannst ja nachkommen, meine Liebe.«
    »Ja, natürlich. Ich komme bestimmt nach.«
    Noch einmal versuchte Eva ein Telefongespräch, dann nahm sie das erste Flugzeug von Zürich nach München.
    Sie fand das Haus in unheimlicher Stille vor. Der Kaffeetisch war noch für drei Personen gedeckt und gebraucht. Das beruhigte sie etwas. Sie waren also vor ganz kurzer Zeit noch hier. Warum sind sie nicht ans Telefon gegangen? Warum – das war für Eva eine ganz wichtige Frage – war die Putzfrau nicht da? Jeden Morgen um acht Uhr kam sie sonst. Alles war unaufgeräumt. Benutzte Gläser standen herum, volle Aschenbecher, schiefgeschobene Sessel.
    Eva Volbert wurde von einer merkwürdigen Unruhe erfaßt. Der feine Instinkt, den alle Frauen haben, ließ sie eine Gefahr ahnen. Die Fabrik anzurufen, wagte sie nicht. Dort konnte sie eine Katastrophe auslösen, wenn sie nach ihrem Mann fragte und er nicht dort war.
    Voller Ahnungen lief sie ins Schlafzimmer und riß die Schränke auf. Dort quoll ihr ein Durcheinander von Wäsche und Hemden entgegen, so, als habe jemand schnell das Nötigste und Wichtigste zusammengerafft. Im Anzugschrank fehlten drei Anzüge. Auch der Pelzmantel Friedrichs war nicht da.
    Hinüber zum Kofferwandschrank.
    Der leichte Flugkoffer fehlte. Die Reisetasche.
    Hinunter zum Safe. In den Keller.
    Die Stahltür war nur angelehnt. Die Fächer des Panzerschrankes waren leer. Nur unwichtige Papiere lagen darin. Eva ergriff sie, schleuderte sie an die Decke und ließ sie herabregnen.
    »Das ist doch unmöglich«, stammelte sie. »Das hat er doch nicht getan: So etwas kann er doch nicht tun …«
    Sie taumelte die Kellertreppe hinauf und ließ sich in einen Sessel fallen. In ihrem Kopf kreiste das Zimmer, als säße sie in einer Riesenradgondel.
    »Was nun?« sagte sie so laut, daß sie vor ihrer eigenen Stimme in der Stille des Hauses erschrak. »Sie können mich doch nicht allein lassen! Das gibt es doch gar nicht.«
    Aber je länger sie im Sessel saß, um so mehr wurde ihr klar, daß sie allein war. Völlig allein. Friedrich Volbert war gegangen. Wohin, das wußte noch keiner.
    War er allein geflüchtet?
    Wo waren Rita und Ostra?
    Was war hier geschehen, als sie in der Schweiz war?
    Ihr Blick fiel auf den dunklen Fleck im Teppich, und ihre Augen wurden starr. Sie erkannte sofort, was es war. Und dann schrie sie auf, rannte aus dem Zimmer und flüchtete nach oben in ihr Schlafzimmer.
    Sie haben ihn umgebracht, dachte sie. Ostra hat Friedrich umgebracht! O Gott – soweit sollte es nicht kommen. Sie fiel auf das Bett und starrte an die mit Seide bespannte Decke.
    Für sie war auf einmal alles klar. Nun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher