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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition)
Autoren: Liv Abigail
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fiel zur Seite und ihr Uhrwerkherz … tat noch einen einzigen Schritt. Und blieb dann stehen.
    „ Cera?“ Er hauchte ihren Namen und dann schrie er ihn. „Cera! Bitte, Cera, halt durch, stirb jetzt nicht, nicht jetzt! Du hast ihn get ö tet, das ist wundervoll, denn er war ein Mörder und ein Mistkerl und du hast mich gerettet, und Melissa, hörst du? Du hast Melissa das Leben gerettet, Cera. Du!“
    Doch davon hörte sie nichts mehr.
     
    Valender sah wie mechanisch nach Melissa, die noch schlief. Er rief die Polizei an und ging dann mit schweren Gliedern zurück in den Keller, wo Cera unverändert lag: Der Brustkorb offen, die Rippen zerstört, das Herz ganz still. Er wünschte sich, auch seines könnte stehen bleiben. Doch das war den echten Magischen vorbehalten. Er selbst, einer aus Fleisch und Blut, war schwach und musste sich se i nem Herz ergeben, das höhnisch weiterschlug.
    Irgendwann hörte er Schritte auf der Treppe. Er vermutete, es w ä ren Polizisten, doch stattdessen erschienen Nathaniel und Esra. Nathaniel stand stumm im Raum. Die Farbe lief ihm aus dem G e sicht. Und dann folgten Tränen.
    Esra dagegen betrachtete Cera, als wäre diese ein Kunstwerk von unbeschreiblicher Schönheit. Schließlich lächelte sie sogar und nahm Valenders Hand.
    „ Erinnerst du dich an ihren Schlüssel?“, fragte sie.
    Valender holte ihn aus der Tasche. „Der mit dem blauen Band g e hört Cera.“
    Esra nickte und trat zur Seite, um den Platz zu Cera freizumachen.
    Er wusste nicht, ob es richtig war oder falsch, aber er vertraute E s ra und dem bisschen Hoffnung in seiner Brust. Mit bebenden Hä n den löste er die letzten Schnallen um ihre Brust und drehte sie b e hutsam auf die Seite. An ihrem Rücken erkannte er den schmalen Schlitz für ihren Schlüssel. Ihre Haut und ihr synthetisches Fleisch darum herum waren verletzt, er vermutete von einem Werkzeug, mit dem man versucht hatte, sie aufzuziehen. Unter dem Tisch lag ein fortgeworfener Schraubendreher. Valender schluckte schwer und schob behutsam den Schlüssel in die Öffnung. Es klemmte ein w e nig, sie hatten bei den grobschlächtigen Versuchen, den Schlüssel zu ersetzen, ihre empfindsame Mechanik beschädigt. Doch schließlich gelang es ihm und er drehte den Schlüssel vorsichtig ein halbes Mal herum.

Epilog
     
    Meine liebste Melissa,
     
    ich habe einen Wunsch.
    Ich wünsche mir, dass Vater in diesem Moment an D einem Bett sitzt (oder auch in einem Gartenstuhl oder in seinem Lesesessel, während D u am Boden mit D einem Holzpferd spielst) und D ir me i nen Brief vorliest.
    Es ist nicht mein erster Brief an D ich – oh, es existieren Hunde r te von Briefen – aber es ist der erste, den ich nicht verstecken, so n dern abschicken werde. Der erste, von dem ich mir sehnlichst wü n sche, dass Vater ihn liest und ihn D ir dann vorliest. Der erste, den ich mit links schreibe, da meine rechte Hand noch immer nicht richtig fun k tioniert – die Schulter, Du weißt es ja.
    Ich hoffe, dass Vater mir nicht mehr grollt, wenn der Brief Dich erreicht, und sollte er es doch tun, so muss ich es wohl verst e hen und kann nur hoffen, dass er es Dich zumindest nicht me r ken lässt. Er ist immerhin etwas Besonderes, dieser erste Brief, der nur einer von Hunderten ist.
    Genug von meinen Wünschen.
    Wie geht es D ir, Schwesterlein? Genießt D u den Sommer? Ich bin sicher, dass Du das tust. Ich sehe D ich vor mir, wie D u die Augen schließt und den Duft der Douglasien im Garten atmest. Wenn D u sie wieder öffnest, siehst D u vielleicht die Hummeln und versuchst, eine zu fangen. Früher (ach, es ist so lange her!) ha t ten wir einmal Streit, weil ich glaubte, Hummeln würden nicht stechen können, sondern beißen. Du warst anderer Meinung. Ich habe D ir das nie gesagt, aber Du hattest recht. Hummeln beißen nicht, und sie kö n nen stechen. Du solltest das wissen, wenn D u wieder versuchst, eine zu fangen.
    Gott, D u fehlst mir so!
    Schottland ist schön, und entgegen der landläufigen Meinung ist auch hier Sommer und die Sonne scheint. Na ja, meistens jedenfalls.
    Wir haben ein kleines Cottage angemietet. Unser Garten ist voller Hummeln und riecht nach den Schafen der Nachbarn. Manchmal besuchen wir Mrs Charles, die Mutter eines Freundes. Sie züchtet die verrücktesten Hunde, die ich je erlebt habe. Du musst uns einmal besuchen kommen, D u wirst sie lieben – und überrede Vater unb e dingt, D ich zu begleiten.
    Cera hat sich gut von ihren Verletzungen erholt und
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