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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition)
Autoren: Liv Abigail
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hinter sich aufs Pferd. Er sollte sie fragen, ob noch jemand im Gebäude war, aber seine Brust war dicht, da war überall nur noch beißender Qualm. Kein Sauerstoff mehr. Weißes Gleißen leuchtete vor seinen Augen auf, wurde zu Schwarz und flammte wieder auf.
    Raus hier!, dachte er an sein Pferd gewandt und krallte sich mit beiden Händen in der Mähne fest. Bring uns nach draußen!
    Nathaniel hätte den Weg nicht mehr gefunden. Der Rauch war überall, selbst in seinem Kopf. Er sah kaum etwas anderes mehr, nicht, als Coffee ihn durch das brennende Theater trug und nicht, als Kühle ihn umfing und Stimmen auf ihn einredeten. Selbst als Coffee stehen blieb und Esra von seinem Rücken sprang, sah er noch nichts außer grauem Rauch. Keine Konturen, keine Farben.
    „ Sofort stehen bleiben“, brüllte jemand. Die Stimme erhob sich über alle anderen und Nathaniel wusste sofort, dass er einem stin k wütenden Polizisten gegenüberstand. Sein Bild wurde ihm unter dem Arm weggerissen. Er ließ es geschehen, solange sie das Gemälde für Diebesgut hielten, würden sie es pfleglich behandeln. Dass nun Hände nach den Zügeln seines Rappen griffen, konnte er nur verm u ten, da Coffee tanzte und den Kopf herumwarf. Er würde sich von niemandem anfassen lassen, und das wiederum würden die Polizisten nicht akzeptieren. Nathaniel hatte keine Wahl, als abzusitzen und Coffee mit einem Schlag auf die Flanke loszulassen. Donnernder Hufschlag prasselte über das Pflaster und verhallte. Das Pferd würde in seiner Nähe bleiben, definierte Nähe allerdings ganz anders als er.
    „ Sie sind festgenommen!“ Der Polizist drehte ihm die Arme auf den Rücken und kalte Handschellen schnappten um seine Handg e lenke. „Wir verdächtigen Sie der Beihilfe zur schweren Brandstiftung sowie des versuchten Diebstahls. Haben Sie etwas zu Ihrer Verteid i gung zu sagen? Wir werden das gegen Sie verwenden, damit Sie es wissen.“
    Doch Nathaniel hatte gar nichts zu sagen. Er schwankte. Zum Teufel, er würde hier noch schlappmachen. Er atmete hektisch, aber es war, als wäre Teer in seinen Atemwegen, er bekam einfach nicht genug Luft. Ihm wurde übel und zu allem Überfluss schnarrte der Polizist ihn weiterhin an, wollte Fragen beantwortet haben, die man ihm ohnehin auf dem Revier noch Dutzende Male stellen würde, ganz egal, was er nun erwiderte. Er sparte sich die Argumente und übergab sich stattdessen, was ihm Zeit verschaffte.
    Erst als er damit fertig war und sich den Mund mühsam an der Schulter abwischte, vernahm er Esras aufgeregte Stimme, gleich d a rauf die des Polizisten.
    „ Und warum darf ich ihn nicht festnehmen, Miss?“ Die Betonung des letzten Worts troff vor Ironie. Er nahm sie nicht ernst, weil sie nur eine Puppe war. Im Hintergrund schnatterten die Menschen wild durcheinander. Offenbar bekam man das Feuer langsam unter Ko n trolle, es bestand jedoch keine Rettung mehr für das Theater. Das Dach begann einzustürzen.
    „ Er hat mich gerettet.“
    „ Wohl eher versucht, dich zu stehlen.“
    „ Aber nein! Ich wurde eingesperrt. Ich sollte verbrennen. Weil ich zu viel wusste. Weil ich gesehen habe, wer das Feuer gelegt hat.“
    „ Dem Zeugen zufolge war das Valender Beazeley, offenbar der beste Freund unseres Gefangenen hier. Wir fahnden bereits nach ihm.“
    „ Aber der war es doch gar nicht!“, rief Esra aufgebracht.
    Und nun musste Nathaniel seine Taktik ändern und reden, denn dass Esra nun Mr Keyman beschuldigen würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche. Noch sicherer war, dass Keyman auf Brandschäden versichert war und abkassieren würde, sofern er das Feuer nicht selbst gelegt hatte, nur knapp gefolgt von der ebenfalls sicheren Tatsache, dass Keyman ein Mann war, der ohne jeden Skrupel einen Polizisten bestach, um eine Puppe aus dem Weg rä u men zu lassen, die zwischen ihm und seinem Geld stand.
    „ Ich war es!“, zwang er so laut er es vermochte über seine Lippen, darauf hoffend, dass Esra ihn durchschaute und mitspielte. „Ich h a be es getan, ich ganz allein. Und ich fürchte … ich muss mich nochmal übergeben.“
     
    ***
     
    Dr. Harold machte Experimente mit der Seele.
    Valender erinnerte sich genau daran, was die Witwe Macallistor ihm über die Seele der Puppen gesagt hatte und wie sie geschaffen wurde. Es passte erschreckend gut mit Dr. Harolds Auffassung von Melissas Erkrankung zusammen. Schwachsinnig hatte er sie genannt. Er hatte keinen Zweifel: Der Doktor wollte versuchen, Ceras Seele zu
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