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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition)
Autoren: Liv Abigail
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glaubte.
    „ Mädchen!“ Harold schnaubte abfällig. „Das ist kein Mädchen, das ist ein Krüppel. Und ich werde sie heilen!“
    „ Sie könnte dabei sterben, das hast du selbst gesagt. Der letzte Versuch …“
    „ Blablabla! Der letzte Versuch fand an Leichen statt und die haben sich immerhin am Ende bewegt. Dass ich keine Leichen dauerhaft wiederbeleben kann, heißt nicht, dass ich kein schwachsinniges Gör heilen kann. Die Ausgangslage ist eine andere, es wird funktioni e ren.“
    „ Und wenn es misslingt?“
    „ Herrje, was wäre das für ein Verlust!“ Die Ironie färbte Dr. Harolds Stimme abgrundtief widerwärtig. „Es wird gelingen. Es muss.“
    „ Ich weiß ja, Paul, ich weiß. Deine Tochter … Aber ich finde wir k lich, dass wir zu weit gehen, wenn wir das Mädchen benutzen. Du hattest mir versprochen, dass die Familie einverstanden ist. Das war meine Bedingung.“
    „ Ihre Familie wird mir dankbar sein!“, brüllte Dr. Harold. „Ich lass dich und deine kleine kleptomanische Sammlung auffliegen, wenn du jetzt nicht still bist.“
    „ Kleptomanisch, pah! Ich verhindere bloß, dass dreckige Magische die heiligen Reliquien in die Finger bekommen.“
    „ Das wird die Polizei anders sehen.“
    „ Du Verräter! Diese Sammlung finanziert deine Versuche.“
    „ Ja, alter Freund und dafür schließe ich dich jeden Abend in meine Gebete ein, das muss reichen.“
    Fothergill murmelte etwas, das wie eine Bitte um Vergebung klang, und sagte dann: „Wir dürfen das nicht tun.“
    Harold erwiderte ein zorniges „Ich mach es allein!“ und dann war es für einen Augenblick totenstill. Bis ein Schuss diese Stille zerriss. Ein Schmerzlaut versoff in einem schwachen Stöhnen, es klang, als entwich einem Dudelsack die Luft. Etwas fiel polternd zu Boden.
    Valender wagte sich nicht , zu bewegen. Er war Ohrenzeuge eines Mordes, so viel war klar. Aber wer hatte geschossen? Der Doktor? Der Pfarrer? Wer war erschossen worden?
    Gewaltsam löste er sich aus seiner Starre und lief hinauf. Er war noch nicht bis zur Hälfte der Treppe gekommen, als in ihrem Kopf eine große Silhouette erschien, kaum zu erkennen, da das Licht den Mann von hinten einrahmte wie ein Halo. Er blieb stehen – übe r rascht. Die Gestalt war hochgewachsen und schlank. Dr Harold. In seiner Hand lag die Pistole und um ihn herum waberte der feine G e ruch von verbranntem Eisen.
    „ Hol mich der Teufel!“, rief der Doktor. Für Valenders G e schmack hatte er seine Fassung all zu schnell wiedergewonnen. „Va l ender Beazeley, du verdammte, kleine Kröte!“
    Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit blickte Valender in den Lauf einer Waffe, wissend, dass Dr. Harold keine leeren Drohungen ausstieß. Er war wahnsinnig geworden, vollkommen besessen von seinen makabren Versuchen und der fixen Idee, seine Tochter zu heilen – koste es, was es wolle. Er würde sich von nichts und ni e mandem aufhalten lassen.
    Valender hob die Hände und trat vorsichtig, Schritt für Schritt, rückwärts die Treppe hinab. Jetzt nur keinen Fehler machen. Nicht nervös werden! Er musste ruhig bleiben und seine Chance nutzen, sobald sie kam.
    „ Doktor“, sagte er leise. „Dr. Harold. Nehmen Sie die Waffe ru n ter. Das ist doch nicht Ihr Ernst – Sie haben mir das Leben gere t tet, als ich als Kind die Masern hatte. Sie wollen mich doch jetzt nicht erschießen, oder?“
    Der Blick des Arztes blieb eiskalt. „Ich tu es, Valender.“
    „ Das müssen Sie nicht.“ Im Gang blieb Valender stehen. Oben hörte er ein Schaben auf dem Holzboden. War da ein leises Stöhnen? Vielleicht war der Pfarrer doch nicht tot, sondern nur verwundet. Oder Melissa wachte auf.
    „ Ich habe über all die Jahre so hart gearbeitet. Ich lasse nicht zu, dass sich mir jemand in den Weg stellt.“
    „ Alles in Ordnung, Doktor“, zwang Valender über seine Lippen. „Ihre … Arbeit ist faszinierend. Erklären Sie mir …“
    „ Schnauze!“ Harold stieß Valender die Pistole gegen die Brust. „Ich diskutiere nicht und erkläre nichts. Es ist meine Arbeit, sie geht dich nichts an!“
    „ Können Sie meine Schwester wirklich heilen?“ Es schien schwi e rig, den Doktor in Sicherheit zu wiegen, aber nicht aussichtslos, das Flackern in seinen Augen zeigte es.
    „ Ich bin mir sicher, dass ich es kann. Da könnt ihr euch alle in meinen Weg stellen, ich führe das zu Ende, hast du das kapiert?“
    „ Mehr als deutlich. Darf ich ehrlich sein, Dr Harold?“
    Misstrauisch blickte er ihn an.
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