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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift
Autoren: Val McDermid
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schüttelte den Kopf. »Ich meine, sie wollte ihn glauben machen, dass sie plane, ihn zu treffen.«
    Stacey warf ihm einen anerkennenden Blick zu. »Oh, das ist sehr schlau«, sagte sie. »Sehr böse, aber sehr schlau.« Ihre Finger huschten schon über die Tastatur. »Ich glaube, ich werde vielleicht auch ein paar Anrufe nach Kanada tätigen.«
    »Lassen Sie sich nicht stören, ich lese einfach die Zeitung«, meinte Tony, lehnte sich zurück und entspannte sich.

    Die Fahrt von Schloss Pannal zurück nach Bradfield nahm bedeutend weniger Zeit in Anspruch als die Anfahrt, aber sie kam ihnen dennoch unendlich lang vor. »Beeilt euch«, trieb Chris jedes Mal die Autos vor sich an, wenn sie langsamer fahren musste.
    »Ich kann nicht glauben, dass niemand im Büro eine Liste der potenziellen Mieter hatte«, wiederholte Carol zum dritten oder vierten Mal. »Man würde doch denken, dass es von so etwas mehr als eine Kopie gibt.«
    »Ja, wir hätten Stacey darauf ansetzen können. Vielleicht herausfinden können, wer sein nächstes Mordopfer ist. Los, du Trottel«, rief Chris dem trödelnden Minivan vor ihr zu.
    »Außer wenn …« Carol verstummte, als sie eine andere Möglichkeit zu ahnen begann.
    »Außer wenn was?« Chris klang ungeduldig, als sie den Trödler überholte.
    »Außer wenn es überhaupt keine Liste gibt. Vielleicht war das nur eine Ausrede gegenüber Lord Pannal, mit der er sich absicherte. Vielleicht hat sein nächstes Opfer gar nichts mit dem Kunstgewerbedorf zu tun.«
    Chris trat auf die Bremse und drückte auf die Hupe. Der erschrockene Fahrer eines SUV wich ihr aus, als sie vorbeischoss. »Das ist jetzt eigentlich egal, oder? Es zählt nur, dass wir die Wohnung erreichen, bevor Jack, Jake, John oder wer immer dem Nächsten ein Gift verabreicht, gegen das es kein Gegenmittel gibt.«
    Als sie sich dem Stadtrand näherten, versuchte Chris den kürzesten Weg zum Hart Tower zu finden. »Ich wünschte, Kevin wäre dabei«, sagte sie. »Niemand kennt die Schleichwege so gut wie er.«
    »Sie machen es doch ganz gut«, beruhigte Carol sie. Aber sie war nicht sicher, ob sie damit die Wahrheit sagte.

    »Ein schöner Traum, der Wirklichkeit wird. Schöner Träumer.« Kevins Stirn kräuselte sich. Hatte er sich gerade wiederholt? Jedes Mal, wenn er dachte, er hätte alles über seinen wunderbaren Wagen gesagt, was es zu sagen gab, fiel ihm noch etwas anderes ein, das er äußern wollte. Aber wenn er es dann erklärte, kam es ihm vor, als hätte er es schon gesagt. Mehr als einmal.
    Er rutschte auf dem Sessel hin und her, der gefährlich glatt geworden zu sein schien. Seine Gliedmaßen taten nicht genau das, was er wollte. Mehr als einmal hatte er sich an der Lehne des Sessels mit dem interessanten Muster festhalten müssen, um nicht auf den Boden zu rutschen. Und da lag ein wirklich schöner Teppich in den Farben von Edelsteinen, die er gerne berührt hätte.
    Ein merkwürdiges Klümpchen kreuzte immer wieder sein Blickfeld. Rosa mit Borsten und oben mit dickem braunem Fell wie ein Bär. Aber das Fell war irgendwie anders. Vorher war es wie die fließende Mähne eines Pferdes gewesen, aber plötzlich war die Mähne explodiert, eine Spirale seidiger Strähnen. Er hatte sie in Zeitlupe durch die Luft wirbeln und dann auf dem Holzboden landen sehen.
    Kevin drehte seinen schweren Kopf, seinen schweren vernebelten, dumpfen Kopf, um sie noch einmal zu betrachten. Wie ein Puschel, den jemand platt gewalzt hatte. Schön. Alles, wirklich alles war schön.
    Plötzlich war der Puschel vor ihm und machte ein Geräusch. Es kam ihm alles sehr plötzlich vor, als sei er eingeschlafen und an einem anderen Ort wieder aufgewacht. Aber nein, er war noch auf dem gleichen Sessel. Zumindest meinte er, schon einmal auf diesem Sessel gesessen zu haben. Vor langer, langer Zeit.
    Und plötzlich war er nicht mehr dort. Er stand. Hände hatten seine Hände gefasst und führten ihn. Zu fest. Zu merkwürdig und fest.
    Kevin ging in die Knie und fiel nach vorn. Ach, wie weich der schöne Teppich war. Er küsste den Teppich und spürte, wie ein Kichern in ihm aufstieg. Als er lachte, begann er zu rollen und wurde sich der Hände auf seinem Körper bewusst. Hundert Hände, abertausend, Millionen von Händen, die ihn herumrollten.
    Er glaubte, er könne ewig über den Planeten kullern. Für immer und ewig.

    Der Zutritt zu dem Gebäude war kein Problem. Lord Pannal war sehr bemüht gewesen zu helfen, als sei er dadurch, dass er ein schwarzes
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