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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift
Autoren: Val McDermid
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beschäftigt, als Carol und Chris ins Einsatzzentrum gehumpelt kamen. »Erfolgsmeldung«, verkündete Carol. »Wir haben Anderson, Andrews oder Anson, wie immer man ihn nennen will.« Dann sah sie Tony. »Du hattest recht«, meinte sie. »Das Unterbewusstsein. Es ist ein großartiges Werkzeug. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen, um das nächste Opfer zu retten. Anderson hatte es zwar geschafft, ihn benommen zu machen, aber wir sind ziemlich sicher, dass er ihm das Gift noch nicht verabreicht hatte.«
    »Erzähl.« Tony wurde leicht übel.
    »Du lagst richtig, dass du Kevin gewarnt hast. Du wusstest nur nicht, vor wem du ihn warnen solltest«, sagte Carol.
    »Geht’s ihm gut?«, fragte Tony.
    »Die Sanitäter meinen, dass er sich wohl erholen wird. Er ist immer noch total high, aber er hat nur Symptome von Rohypnol, GHB oder so etwas.«
    »Haben wir denn eine Ahnung, was genau passiert ist?«
    »Anderson hat schon vor Wochen das Treffen arrangiert, lange bevor er Danny Wade umbrachte.«
    »Woher weißt du das? Ich meine, wenn Kevin noch ganz benommen ist?«
    »Weil ich diejenige bin, bei der man sich wegen einer Beurlaubung melden muss, und Kevin hat sich schon vor mindestens einem Monat diesen Vormittag freigenommen. Anderson gab sich als freier Journalist einer Automobilzeitschrift aus, der über Kevin und seinen Wagen schreiben wollte.«
    »Ich wusste, dass er vorausplant. Aber das ist ja verblüffend. Redet er?«, wollte Tony wissen.
    »Nein«, antwortete Chris hinter einem Tuch mit roten Flecken, das sie sich an die Nase hielt. »Kein Wort.«
    »Er will keinen Anwalt und weigert sich, etwas zu sagen. Er gibt nicht einmal zu, Anderson zu sein.« Carol ließ sich auf einen Stuhl fallen und wendete sich Tony zu. »Wir haben ein Zäpfchen und antiretrovirale Medikamente in seiner Jacke gefunden. Wir haben Zeugen, die ihn mit den Opfern in Verbindung bringen, und wir können seinen Zugang zu dem Garten mit Giftpflanzen nachweisen. Aber ich hätte gern ein Geständnis. Hast du vielleicht eine schlaue Idee?«
    »Lass mich mit ihm sprechen.«
    »Du weißt, dass es so nicht geht«, erwiderte Carol.
    »Wir haben das doch schon mal so gemacht.«
    »Aber nicht, wenn die Öffentlichkeit uns so beobachtet, wie das bei Robbie Bishops Mörder der Fall sein wird.«
    »Er sagt nichts, Carol. Was hast du zu verlieren?«
    Sie wandte den Blick ab, denn sie kämpfte mit sich, weil sie dies einerseits korrekt zu Ende führen musste, andererseits aber auch ein Ergebnis brauchte. Sie wusste, dass ihr Team sie beobachtete und sich wünschte, sie möge das Nötige tun, um die Sache abzuschließen. Sie brauchten ein einwandfreies Ergebnis, kein Teilresultat. »Gut«, seufzte sie. »Aber nur, wenn wir es mit Rechtsbelehrung machen und er sich bereit erklärt, dass wir es auf Band aufnehmen können.«
    »Einverstanden«, sagte Tony.
    Er stemmte sich auf seinen Krücken hoch und begann, auf die Tür zuzuhumpeln. »Wo ist Paula?«, wollte Carol wissen. »Und Sam? Ich könnte sie draußen in Kirkby Pannal bei den Technikern brauchen, die Andersons Häuschen durchsuchen.«
    Stacey und Tony tauschten einen Blick. Sie wussten beide, dass die Antwort auf Carols Frage sehr wohl Tonys Chance, mit Jack Anderson zu sprechen, zerstören konnte. »Sie sind unterwegs wegen eines Hinweises zu Aziz«, sagte Stacey.
    Tony verbarg sein Erstaunen. Stacey verteidigte sonst nie jemanden. Dann fiel ihm ein, mit wem Paula unterwegs war, und es fing an, ihm einzuleuchten. Er nickte ihr kurz zu, als Carol gerade nicht hinschaute, und machte sich dann zu dem Teil des Gebäudes mit den Zellen auf.

    Die Neuigkeit, dass eine wichtige Verhaftung vorgenommen wurde, spricht sich auf einem Polizeirevier immer schnell herum. Als Tony und Carol aus dem Einsatzzentrum kamen, standen die Kollegen an den Türen und gratulierten und applaudierten ihnen, als sie vorbeigingen. Selbst am Eingang zum CTC-Stützpunkt hatten sich Männer in Schwarz versammelt und äußerten wortkarg ihre Zustimmung. Als sie im Flur warteten, spuckte der Aufzug David und Johnny aus. »Gute Leistung«, sagte David, als er an Tony und Carol vorbeikam, die zum Aufzug gingen.
    »Aber ich höre, dass er sich weigert auszusagen«, fügte Johnny hinzu. »Hoffen wir, dass die Jungs in Weiß etwas Stichhaltiges für Sie aufspüren.«
    Die Türen schlossen sich, bevor Carol antworten konnte. Tony meinte: »Du kannst dich freuen, die bald los zu sein.«
    Carol lachte prustend. »Das wird wohl nicht so
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