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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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außen verriegelt,danach saßen sie im Dunkeln. Die Taschenlampen hatte man ihnen abgenommen. Sie hörten nur noch die sich entfernenden Schritte, dann war es still.
    „Kandin scheint nicht da zu sein“, stellte Blanco lakonisch fest.
    „Gott sei Dank!“, meldete sich Sally zu Wort. „Sonst hätten sie uns vielleicht gleich in die Müllverarbeitungsanlage gesteckt und Humus aus uns gemacht.“
    Wie konnte Sally sogar noch in dieser Situation Witze reißen?, wunderte sich Paula. Sie zitterte am ganzen Körper vor Kälte, sie hatte Hunger und es war ihr zum Heulen zumute. „Was können wir tun?“, fragte sie in die Dunkelheit hinein.
    „Ein wenig schlafen“, antwortete Sally. „Da können wir wenigstens von vollen Tellern und kuscheligen Betten träumen.“
    Paula zog ihre nassen Schuhe aus, dann setzten sich alle drei nebeneinander, mit den Rücken an die Wand gelehnt, und breiteten die Jacken über sich aus. Es war in der Zwischenzeit gewiss schon weit nach zehn Uhr, und Paula hoffte, dass der Taxifahrer bereits mit dem Brief an Sallys Mann losgefahren war. Falls er nochmals zu Blancos Haus gekommen war und es nicht vorgezogen hatte, zu Hause in der guten Stube zu bleiben. Auch wenn sich Paula im Moment schwertat, an das Gute im Menschen zu glauben, so war es doch allemal besser, als sich vorzustellen, dass der Taxifahrer nicht gekommen war und daher niemand so bald erfahren würde, dass sie hier festgehalten wurden. Dazu kamen noch die Sorge um Ricarda und die Frage, was am nächsten Tag auf sie zukommen würde. Sally und Blanco schienen eingeschlafen zu sein, denn Paula hörte nichts weiter als ihren gleichmäßigen Atem. Sie selbst war aufgewühlt und ihr war bitterkalt. Wie würde Markus reagieren, wenn er sie nicht erreichte?
    Hoffentlich glaubte er nicht, dass sie ihn versetzt hatte, war Paulas letzter Gedanke, bevor sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

Einundzwanzig
    Sonntag
    1.
    Paula hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte, als sie ein Geräusch weckte. Zunächst glaubte sie, dass die Männer wieder zurückkommen würden, aber es war irgendetwas anderes. Es hörte sich an, als ob etwas auf dem Boden oder an der Wand kratzte. Das Geräusch kam aus dem Raum, in dem sie sich befanden. Wahrscheinlich mussten sie ihn mit Ratten oder anderem Getier teilen. Aber das typische Piepsen war nicht zu hören und dann war es wieder ruhig.
    Paula war nun hellwach. Wie spät war es? Wie lange mochte sie geschlafen haben? Ihrem Hunger nach vermutlich einige Stunden. Dann war mittlerweile wohl Sonntag. Happy Birthday to me!, dachte sie sarkastisch. Was hätte sie jetzt für einen Teller mit Reis und Bohnen gegeben! Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte von dem harten Boden, auf dem sie geschlafen hatte. Sie zog sich die Jacke über das Gesicht. In ihrer Kindheit hatte sie immer Angst gehabt, dass in der Nacht Käfer in ihre Ohren krabbeln könnten. Momentan war es ihr völlig egal, ob eine Maus über ihren Körper lief oder ein Insekt. Paula schlief noch einmal ein, und als sie wieder aufwachte, standen zwei Männer im Raum. Einer stellte einen Krug Wasser und einen Papiersack ab, der andere hielt das Gewehr im Anschlag. Draußen war es schon hell. Das Tageslicht durchflutete den vorderen Raum, und es fiel genug Licht durch die offene Tür, dass Paula in einer Ecke des Raumes einen bewegungslosen Körper wahrnehmen konnte. An den Haaren erkannte sie sofort, dass es sich um Ricarda handelte. Einer der Männerging zu ihr hinüber, schüttelte sie und drehte ihr Gesicht in seine Richtung. Paula konnte sehen, dass es blutverschmiert und angeschwollen war. Die Augen waren geschlossen.
    „Die Indianerin ist noch immer bewusstlos“, informierte der Mann seinen Begleiter. Der gab ein verächtliches Grunzen von sich.
    Paula stieß Sally mit dem Ellenbogen an.
    „Ricarda“, formten Paulas Lippen tonlos.
    Der Mann hatte es aufgegeben, Ricarda zu wecken. Er ließ sie los, sodass ihr Körper wie leblos auf den Boden sank, und verließ den Raum. Die Tür knallte ins Schloss, dann war es wieder totenstill und stockdunkel.
    Sie krochen auf allen vieren zu Ricarda hinüber. Die atmete ruhig, doch sie war bewusstlos. Paula hielt ihre Hand. Es dauerte eine ganze Weile, bis diese zuckte und die Freundin sich endlich zu bewegen begann.
    „Ricarda, wir sind es! Wach auf!“
    „Paula?“, lallte Ricarda und versuchte sich aufzusetzen. „Was macht ihr denn hier?“
    „Wir haben eine kleine Expedition durch den
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