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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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dieser Seite der Anlage war der Urwald noch nicht so nahe gerückt, wie auf der anderen, die Paula hinter sich hatte bringen müssen, um an den Strand zu gelangen. Sie benötigten hier kein Buschmesser, um sich den Weg zu bahnen, sondern gingen einen Pfad entlang. Wenn Paula die tiefen Kerben im Boden richtig deutete, musste er durch die Wagen der Bauarbeiter entstanden sein. Sie marschierten eine Weile, bis der Zugang abrupt endete.
    „Hier muss es irgendwo sein.“ Blanco leuchtete den morastigen Boden ab. Im Schein des Lichtkegels sah Paula etwas aufblitzen. Sie ging zu der Stelle und wischte die Erde, die vomRegen angeschwemmt worden war, mit den Händen beiseite. Eine Falltür kam zum Vorschein. Blanco zog am metallenen Haltegriff, aber erst nach mehreren Versuchen gelang es ihm, sie zu öffnen. Ein fauliger Geruch schlug ihnen entgegen und sie erkannten eine Treppe, die in die Dunkelheit hinabführte.
    „Bleibt ihr da. Ich gehe hinunter“, entschied Paula.
    „Wir gehen gemeinsam und keine Widerrede“, wies Sally sie zurecht. Sie steckte ihre Taschenlampe in das Tuch, das sie um den Kopf gebunden hatte, und sah damit wie ein Grubenarbeiter aus, an dessen Helm eine Leuchte montiert war.
    Langsam stiegen sie einer nach dem anderen die glitschigen Betonstufen hinunter. Paula zuerst, dann Sally und schließlich Blanco. Paula spürte, wie sie mit den Schuhen in Wasser eintauchte. Noch eine weitere Stufe, dann hatte sie den schlammigen Boden erreicht.
    Sie befanden sich nun in einem Raum, der knapp einen Meter breit und zwei Meter lang war. An seinem Ende war ein Durchgang zu erkennen. Schritt für Schritt tasteten sie sich vorwärts. Wände und Plafond waren betoniert. Von der Decke hingen unzählige Wassertropfen, die unaufhaltsam in die Schlammbrühe fielen.
    „Du meine Güte“, stieß Paula hervor, als sie den nächsten Raum erreicht hatte. Sally und Blanco folgten ihr und blieben dann ebenfalls wie angewurzelt stehen.
    Der riesige Raum war mit Fässern vollgeräumt. Auch hier war die Betondecke undicht und das Wasser rann stetig über die rostigen Behälter. Alle drei waren sicher, dass es sich hier um die Giftstofffässer handelte, von denen im Vertrag die Rede war.
    „Ich glaube, wir haben genug gesehen. Lasst uns zurückgehen. Wir müssen schleunigst Bescheid geben. Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert, wenn die Fässer durchgerostet sind und der Cyanidschlamm ausrinnt“, sagte Sally und strebte Richtung Ausgang.
    „Die Fässer halten noch eine Weile. Wir müssen zusehen, dass wir Ricarda finden“, widersprach Paula.
    „Hier, denke ich mal, wird sie nicht sein. Also lass uns bitte gehen“, insistierte Sally.
    „Sally, du und Blanco könnt gern schon mal vorgehen, ich will mich hier unten noch umsehen.“
    „Okay. Aber nur in unserer Begleitung. Wo soll es langgehen?“, fragte Blanco und leuchtete mit seiner Taschenlampe den Raum aus. „Vielleicht geht es dort hinten weiter?“
    Sie durchquerten den Raum.
    Tatsächlich gab es noch zwei Öffnungen. Eine führte in einen weiteren Bereich, der ebenfalls bis zum Plafond mit Fässern vollgeräumt war, die andere in einen langen schmalen Gang.
    Sie arbeiteten sich weiter vor, bis sie wieder vor einer steilen Treppe standen, an deren oberem Ende sich eine Tür befand.
    „Bleibt bitte hier. Ich werde hinaufklettern und schauen, ob wir uns Zugang verschaffen können“, sagte Blanco und stieg vorsichtig die glitschigen Stufen hoch.
    Oben angelangt, drückte er die Klinke herunter. Nichts rührte sich. Er hantierte am Schloss herum und die Tür sprang mit einem leisen Klicken auf.
    Blanco horchte in die Finsternis und gab Paula und Sally mit der Taschenlampe ein Zeichen, ihm nach oben zu folgen.
    „Wo sind wir?“, flüsterte Sally.
    „Ich weiß, wo wir sind.“ Paula konnte nichts dagegen tun, dass ihre Zähne leise klapperten, während sie sprach. „Hier war ich schon einmal. Das ist ganz sicher das Areal der Müllentsorgungsanlage, das ich bei der Besichtigungstour gesehen habe.“
    „Komisch, wozu haben die eine Falltür außerhalb der Anlage, wenn es ohnehin einen Zugang hier drinnen gibt“, wunderte sich Sally.
    Paula zuckte mit den Schultern.
    „Vielleicht wollte sich da jemand einen Fluchtweg offen halten“, mutmaßte Blanco. „Ist im Moment aber ziemlich egal. Was machen wir jetzt?“ Auch er zitterte vor Kälte.
    „Na, wenn wir schon da sind, dann schauen wir uns doch die Anlage mal an“, mischte sich Sally ein. „Deswegen
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