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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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lassen. Eigentlich verdanken wir es ihm, dass wir so rasch auf die Ungereimtheiten mit Kandin gestoßen sind. Er hat aufgrund von Marktanalysen, Unternehmensberichten im Internet und inoffiziellen Kontakten zu Informanten vor Ort herausgefunden, dass Cargo-Schiffsladungen an Blausäure nach Costa Rica versandt wurden. Das passte nicht zu den offiziellen Meldungen der Firma, in denen mitgeteilt wurde, dass der Goldabbau in Costa Rica schon Anfang 2000 gestoppt worden war.“
    „Unternehmensberichte im Internet?“
    Markus lachte. „Ja, das konnte ich auch nicht glauben, aber Lowel erklärte mir dann, dass alle börsenotierten Unternehmen quartalsmäßig Berichte abgeben müssen, die sie ins Internet stellen. Bei seinen Recherchen stellte sich heraus, wohin die Chemikalien geliefert worden waren, nämlich sehr wohl nach Costa Rica. Damit wurde bestätigt, was Lowel durch einen Informanten vor Ort erfahren hatte. Der erzählte ihm nämlich, dass von einer Schließung der Goldmine keine Rede sein konnte, weil immer wieder neue Arbeiter aufgenommen wurden.“
    „Das erklärt natürlich auch, warum sie den giftigen Schlamm nicht ordnungsgemäß entsorgen konnten. Dann wäre man ihnen schon viel früher auf die Schliche gekommen …“
    Erschöpft schloss Paula die Augen. Sie war noch nicht fit genug für so viele komplexe kriminelle Verflechtungen.
    „Da bin ich mir nicht so sicher, ob die jemals daran gedacht haben, die Rückstände ordnungsgemäß zu entsorgen. So wiees aussieht, hatte Kandin schon in den Jahren zuvor seine Finger im Spiel. Aber darüber müssen wir zwei uns nicht den Kopf zerbrechen. Das tun jetzt die zuständigen Behörden und Institutionen.“ Markus strich ihr die Haare aus der Stirn und küsste sie. „Alles Gute zum Geburtstag.“
    Paula lächelte ihn dankbar an. Sie war so müde.
    „Was hast du eigentlich damals am Telefon gemeint mit dem Wind und dem Feuer?“
    Markus lächelte.
    „Das war die Übersetzung eines wunderschönen italienischen Sprichworts, das besagt, dass die Entfernung wie der Wind ist. Sie verstärkt große Feuer und löscht die kleinen. Oder anders ausgedrückt: Eine große Liebe wächst durch eine Trennung, während eine kleine wahrscheinlich zu Ende geht.“
    Paula war froh, dass Markus da war und sie nicht mehr allein war. Sie hatte noch nie verstanden, warum manche Leute von einem Leben auf einer abgeschiedenen Insel träumten. Für sie war die Vorstellung von Einsamkeit, die sie nicht jederzeit selbst beenden konnte, ein Albtraum.

EPILOG
    Wien
    Wienerin deckt Umweltskandal in Costa Rica auf. So und ähnlich titelten die österreichischen Medien und berichteten über Paulas Erlebnisse. Einige Boulevardzeitungen und Privatsender wollten Interviews mit ihr machen. Doch Paula zog es vor, alle Angebote abzulehnen. Ihr Name wurde schon oft genug erwähnt, nachdem Markus mehrere Artikel über die Vorfälle für die Austria Presse Agentur verfasst hatte, in denen er sie zitierte, und diese ohnehin an alle Redaktionen geschickt wurden.
    Von Eleonora, ihrer Mutter, hatte Paula erfahren, dass Tante Irma sich bestürzt bei den Eltern gemeldet hatte, nachdem die ersten Artikel in den Zeitungen erschienen waren. Nicht, weil sie sich nachträglich Sorgen um ihre Nichte machte und wissen wollte, wie es ihr ging, sondern weil sie sich genierte, von Leuten auf den Fall angesprochen zu werden, in den Paula verwickelt war. So etwas passierte ihren Bekannten nicht, hatte sie sich bei Paulas Mutter mokiert, weil deren Kinder und Kindeskinder ordentliche Berufe hätten und nicht ihre Zeit mit Kriminellen im Urwald verbrachten. Eleonora hatte ihr daraufhin gehörig die Meinung gesagt und sie bis auf Weiteres ausgeladen. Paula musste lächeln, als ihre Mutter das erzählte. Es wäre nicht das erste Mal, dass Tante Irma nach einem solchen Eklat plötzlich wieder vor der Türe stand, so tat, als wäre nichts gewesen, und rasch wieder in die gewohnte Bösartigkeit verfiel.
    Früher hätte Paula sich sehr über solche Gemeinheiten aufgeregt. Nach den Erlebnissen in Costa Rica prallten derlei Banalitäten wie Gummibälle von ihr ab. Paula war dem Todvon der Schippe gesprungen. Damit hatte alles, worüber sie sich vorher aufgeregt und geärgert hatte, einen völlig neuen Stellenwert bekommen. Es zahlte sich nicht aus, sein kurzes Leben mit emotionalem Mist und kleinen Ärgernissen anfüllen zu lassen.
    Nachdem Markus und Paula nach Wien zurückgekehrt waren und die meisten Freundes- und
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