Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
Vom Netzwerk:
die von der Decke herabhing, machte den Eindruck, als wäre nur noch ein Streichholz nötig, um sie anzuzünden. Aber während sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnten, erkannten sie, dass das, was zuerst wie zwei Kleidersäcke auf dem Tisch ausgesehen hatte, in Wirklichkeit die mumifizierten Überreste zweier Männer waren, die von Angesicht zu Angesicht gestorben waren. Ihre Haut hatte sich grau verfärbt und erschien so brüchig wie altes Papier, während ihre Körper ausgetrocknet waren. Einer trug nichts als ein Lendentuch um die Hüften und Federkiele, die allerdings ihre Befiederung verloren hatten, in einem Band um den Schädel. Der andere war in eine robuste Buschkleidung gehüllt, und neben der Stelle, wo sein Kopf ruhte, lag ein breitkrempiger Hut, der vor elf Jahrzehnten einmal weiß gewesen sein musste.
    »H.A. Ryder«, flüsterte Sloane. »Der andere muss einer der Herero-Krieger sein, die der König hinter ihnen hergeschickt hat, um die Steine zurückzuholen.«
    »Sie müssen angegriffen haben, während der Sturm tobte«, sagte Austin und kam aus einem kurzen Korridor zurück. »In den Kabinen liegen ein Dutzend oder mehr Leichen. Die meisten sehen aus, als wären sie im Kampf gestorben. Zahlreiche Stichwunden. Die Leichen der Hereros sind unversehrt, daher sind sie wahrscheinlich verhungert, während die
Rove
unter den Sandmassen begraben wurde.«
    »Aber sie haben ihn nicht getötet.« Juan deutete auf Ryders Leiche. »Ich frage mich: Warum?«
    »So wie es aussieht, waren die beiden die letzten Lebenden«, meinte Zavala. »Wahrscheinlich sind sie verdurstet, als der Wasservorrat des Schiffes erschöpft war.«
    »Ryder war zu seiner Zeit so etwas wie eine Berühmtheit«, sagte Sloane. »Möglich, dass sie sich kannten. Vielleicht waren sie vor dem Diebstahl sogar befreundet gewesen.«
    »Das ist ein Rätsel, das wir niemals lösen werden«, sagte Max, trat vor und griff nach einer der Taschen, die unter dem Tisch lagen. »Und jetzt dazu.«
    Als er die Satteltasche anhob, zerbrach das ausgedörrte Leder, und ein Strom Diamanten ergoss sich in den Sand. Ungeschliffen und im spärlichen Licht funkelten sie trotzdem wie kleine Sonnen. Alle applaudierten gleichzeitig. Sloane hob einen Zwanzigkaräter auf und hielt ihn vor das Bullauge, um ihn zu inspizieren. Mafana nahm eine Handvoll Diamanten und ließ sie durch seine Finger rieseln. Sein Gesichtsausdruck verriet Juan, dass er nicht an sich selbst dachte, sondern sich vorstellte, welchen Wert diese Steine für sein Volk hatten.
    Der alte Unteroffizier öffnete die anderen Taschen und begann die Steine zu sortieren, wobei er die größten und reinsten heraussuchte. Die Auswahl war großartig, denn die alten Minenarbeiter, die die Steine damals für ihren König stahlen, hatten nur die schönsten von denen mitgenommen, die sie der Erde entrissen hatten. Als seine Hände voll waren, wandte er sich zu Cabrillo um.
    »Moses sagte, Sie hätten ihm eine Handvoll Steine als Anzahlung gegeben«, erklärte Mafana mit ernster Stimme. »Er befahl mir, Ihnen zwei Hände voll zurückzugeben – als Zeichen des Dankes unseres Volkes.«
    Juan war von dieser Geste überwältigt. »Mafana, das ist nicht nötig. Sie und Ihre Männer haben für diese Steine gekämpft und sind zum Teil dafür gestorben. Das war unsere Abmachung.«
    »Moses sagte auch, dass Sie so reagieren würden, deshalb soll ich sie Mr. Hanley übergeben. Moses meint, er sei nicht so sentimental wie Sie und würde sie als Belohnung für Ihre Mannschaft annehmen.«
    »Da hat er nicht ganz Unrecht«, sagte Max und streckte die Hände aus. Mafana gab ihm die Steine. »Da ich vor nicht allzu langer Zeit den Diamantenexperten gespielt habe, würde ich schätzen, dass das etwa eine Million Dollar sind.«
    »So gut scheinen Sie Ihre Rolle dann aber nicht gespielt zu haben.« Sloane nahm den größten Stein aus dem Haufen und hielt ihn hoch. »Der allein bringt schon eine Million, wenn er geschnitten und geschliffen ist.«
    Max konnte den Diamanten nur wortlos anstarren, was die Umstehenden in schallendes Gelächter ausbrechen ließ.
    Eine Stunde später, nachdem alle einen Rundgang durch das Schiff unternommen hatten, fand Sloane Juan am Bug der
Rove.
Er stand dort ganz allein und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    »Wie heißt es so schön?«, fragte sie, während sie auf ihn zuging. »Gebt mir ein großes Schiff und einen Stern, und ich segle um die Welt.«
    Er wandte sich um und lächelte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher