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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia
Autoren: Stephen King
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später dem Reporter der Derry News. »Mache ich einen unfähigen Eindruck auf Sie, junger Mann? Oder einen senilen? Ich habe Ralph Roberts über zwanzig Jahre gekannt. Ein guter Mann. Selbstverständlich nicht aus demselben Holz wie seiner ersten Frau geschnitzt - Carolyn war eine Satterwaite, von den Bangor-Satterwaites -, aber trotzdem ein sehr anständiger Mann. Ich habe auch den Fahrer des grünen Ford-Automobils sofort erkannt. Pete Sullivan hat mir sechs Jahre meine Zeitung gebracht, und er hat es gut gemacht. Der neue, der Junge der Morrisons, wirft sie immer in mein Blumenbeet oder auf das Dach der Veranda. Soweit ich weiß, hatte Pete den vorläufigen Lernführerschein und fuhr zusammen mit seiner Mutter. Ich hoffe, er nimmt sich nicht allzu sehr zu Herzen, was geschehen ist, denn er ist ein guter Junge, und es war wirklich nicht seine Schuld. Ich habe alles gesehen und würde jeden Eid darauf schwören.
    Wahrscheinlich denken Sie, dass ich dummes Zeug rede. Streiten Sie das nicht ab; ich kann in Ihrem Gesicht lesen wie Sie in Ihrer eigenen Zeitung. Aber machen Sie sich keine Sorgen - ich habe fast alles gesagt, was ich zu sagen habe. Ich wusste auf der Stelle, dass es Ralph war, aber etwas werden Sie falsch verstehen, selbst wenn Sie es in Ihrer Geschichte bringen … was Sie wahrscheinlich nicht tun. Er kam aus dem Nichts, um dieses kleine Mädchen zu retten.«
    Esther Perrine fixierte den respektvoll schweigenden jungen Reporter mit einem Respekt einflößenden Blick - wie
ein Insektenforscher einen Schmetterling auf der Nadel, nachdem er ihn chloroformiert hat.
    »Ich meine nicht, dass es ausgesehen hat, als käme er aus dem Nichts, junger Mann, auch wenn ich wette, dass Sie das drucken werden.«
    Sie beugt sich zu dem Reporter, ohne den Blick von seinem Gesicht abzuwenden, und sagt es noch einmal.
    »Er kam aus dem Nichts, um das kleine Mädchen zu retten. Können Sie mir folgen? Aus dem Nichts. «

18
    Der Unfall war die Schlagzeile der Derry News des nächsten Tages. Esther Perrines Bemerkungen waren so farbenprächtig gewesen, dass sie einen eigenen Kasten am Rand bekam, und der Fotograf Tom Matthews machte eine Aufnahme von ihr, auf der sie aussah wie Ma Joad aus Die Früchte des Zorns . Die Schlagzeile über dem Kasten lautete: »ES WAR, ALS WÄRE ER AUS DEM NICHTS GEKOMMEN«, SAGT DIE AUGENZEUGIN DER TRAGÖDIE.
    Als Mrs. Perrine dies las, war sie nicht im Geringsten überrascht.

19
    »Letzten Endes bekam ich, was ich wollte«, sagte Ralph, »aber nur weil Klotho und Lachesis - und derjenige auf der höheren Etage, für den sie arbeiten - Ed um jeden Preis aufhalten wollten.«
    »Höheren Etage? Welcher höheren Etage? In was für einem Gebäude? «
    »Unwichtig. Du hast es vergessen, aber es würde auch nichts ändern, wenn du dich erinnern würdest. Wichtig ist nur Folgendes, Lois: Sie wollten Ed nicht aufhalten, weil Tausende Menschen gestorben wären, wenn er direkt ins Bürgerzentrum hineingerast wäre. Sie wollten ihn aufhalten, weil das Leben eines Menschen unter allen Umständen verschont werden musste … ihrer Meinung nach jedenfalls. Als sie schließlich einsahen, dass ich über mein Kind genauso dachte wie sie über ihres, wurden Vereinbarungen getroffen.«
    »Da haben sie dich geschnitten, richtig? Und dann hast du dein Versprechen gegeben. Von dem du im Schlaf gesprochen hast.«
    Er warf ihr mit großen Augen einen verblüfften und herzzerreißend jungenhaften Blick zu. Sie erwiderte den Blick unverwandt.
    »Ja«, sagte er und wischte sich über die Stirn. »Das nehme ich an.« Die Luft lag schwer wie Metallsplitter in Ralphs Lunge. »Ein Leben für ein Leben, das war die Abmachung - Natalies im Tausch gegen meines. Und …«
    [He! Hör auf, dich davonschleichen zu wollen! Hör auf, Streuner, oder ich trete dir dein Arschloch eckig!]

    Ralph verstummte, als er diese schrille, herrische, grässlich vertraute Stimme hörte - eine Stimme, die kein Mensch auf der Harris Avenue hören konnte, außer ihm -, und sah über die Straße.
    »Ralph? Was …«
    »Pst!«
    Er zog sie zu der durch die Sommerhitze braun gewordene Hecke vor dem Haus der Applebaums zurück. Inzwischen schwitzte er, höflich ausgedrückt, nicht mehr nur; sein ganzer Körper stank nach einem übel riechenden Schweiß, so dick wie Motoröl, und er konnte spüren, wie jede Drüse in seinem Körper ihre heiße Ladung in seine Blutbahnen pumpte. Seine Unterwäsche versuchte ihm in die Poritze zu kriechen und zu
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