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Schiffbruch

Schiffbruch

Titel: Schiffbruch
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Wider Erwarten schmeckt mir die warme Sahne und es turnt mich sogar an, Tomaso so zum Kommen zu bringen. Flugs ist die Stellung gewechselt und er kniet vor mir.
     
    Logbuch Tag 45:
    Die Tage vergehen in einem Meer aus Sperma. Inzwischen sind jegliche Hemmungen von Tomaso und mir abgefallen. Wir necken uns, geilen uns gegenseitig auf und fallen ständig übereinander her. Inzwischen hab ich von dem Kleinen einen aus Blättern gebastelten Orden erhalten, für den geilsten Blowjob aller Zeiten, den er je von einem Hetero bekommen hat. Erst war ich sehr stolz, bis mir einfiel, dass er sicher noch nie in diese Verlegenheit gekommen ist. Behalten habe ich den Orden trotzdem.
     
    „Magst du ein paar Bananen besorgen? Ich brauche welche für das Abendessen!“, ruft Tomaso, der gerade mal wieder seinen Acker begießt.
    Erste Pflänzchen sind dort wirklich gesprossen und er ist furchtbar stolz auf sein Kornfeld. Ich mag es, wenn er so vergnügt ist. Ohne zu murren, stecke ich das Buch weg und mache mich auf den Weg. Wenn ich zurück bin, muss ich mal wieder nach dem Sender gucken, was ich in den letzten Tagen ganz vergessen habe. Oder habe ich es getan? Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht, da Tomaso mein ganzes Denken für sich einnimmt. Der kleine Kerl ist unter meiner Haut und sein Anblick lässt mein Herz schneller schlagen.
    Ich nehme mir fest vor, ihn endlich zu küssen, sobald ich die Bananen geerntet habe.
     
    Logbuch Tag 46:
    Alles ist grau. Die Sonne strahlt wie jeden Tag, doch innerlich bin ich wie tot. Tomaso hat mich belogen und dazu gebracht, seinen Schwanz zu lutschen, und das aus eigennützigen Gründen. Er hat mich schwul gemacht, damit ich ihm zu Diensten bin.
    Als ich gestern von der Bananenernte zurückgekehrt war und – bevor ich ihn endlich küssen wollte – nach dem Sender gesehen hatte, war dieser aus. Nein, nicht die Batterien waren leer, sondern er war abgeschaltet. Das erklärte natürlich, weshalb diese noch immer funktionierten, als ich das Gerät anstellte. Ein Blick zu Tomaso und die Sache war klar.
    Er stritt es nicht ab, als ich ihn schreiend beschuldigte, uns absichtlich hier festhalten zu wollen. Wie ein Häufchen Elend saß er nur da und ließ alles über sich ergehen. Als ich fertig war, erhob er sich stumm und holte sich seine Klamotten aus dem Rucksack. Dann ging er fort und kehrte erst nachts irgendwann wieder.
    Zu dem Zeitpunkt war ich an einer Stelle, an der ich mich nach seiner Nähe sehnte, doch er schnappte sich nur eine Decke und trottete zum Fluss, wo er sich auf das Gras legte.
     
    Dort verharrt er auch jetzt noch und glotzt ins Wasser. Was ist nur in ihn gefahren? Kein Wunder, dass niemand zu unserer Rettung aufgetaucht ist. Das Signal sendet inzwischen seit einem halben Tag ununterbrochen und irgendwann am frühen Nachmittag fliegt eine Propellermaschine im Tiefflug über die Insel.
    ENDLICH! Ich springe auf und rudere wild mit den Armen, während Tomaso weiter teilnahmslos dahockt.
    „Hey, hilf mir mal“, brülle ich wütend und wedele noch hektischer herum, doch er senkt den Kopf und rührt sich nicht.
    „Scheiße, verdammte“, fahre ich ihn an, nachdem die Maschine verschwunden ist. „Wenn du schon nicht hier weg willst, ich will es.“
    „Dann verschwinde doch“, zischt Tomaso unerwartet, springt hoch und starrt mich wütend an, „verschwinde in deine Welt. Ich bleibe hier.“
    Er fährt herum und wetzt davon.
     
    Eine Stunde später höre ich einen Hubschrauber herannahen. Aufgeregt springe ich auf und schaue nach oben, bis ich die Umrisse des Stahlvogels über mir sehen kann. Rettung! Endlich! Ich winke und springe auf und ab, bis ich sicher sein kann, dass ich entdeckt worden bin. Der Vogel sinkt und eine Strickleiter wird herabgeworfen.
    Ich eile zum Unterstand und schnappe mir meine Tasche, als mein Blick auf Tomasos Rucksack fällt. Plötzlich rauscht es in meinen Ohren und mir wird speiübel. Ich kann ihn nicht hierlassen.
    „Sie da, klettern Sie herauf“, ertönt eine verzerrte Stimme durch ein Megaphon.
    Jetzt muss ich mich entscheiden. Entweder hierbleiben, für den Rest meines Lebens, oder einen Schnitt tun, Tomaso zurücklassen und mein Leben weiterführen. Sekunden schwebe ich zwischen dem einen und anderen, dann packe ich den Henkel der Tasche fester.
     
    „Wo ist der andere Schiffbrüchige?“, brüllt mich ein sonnenbebrillter Kerl an, nachdem er mich an Bord gehievt hat.
    Ich werfe einen Blick runter auf die Insel und mein Herz
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