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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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verschafft, aber sie ist gleichfalls in Gefahr. Sagt mir, wollt ihr kämpfen oder warten, bis sie uns doch noch in Grund und Boden schießen?«
    »Kämpfen!«, brüllten die Männer.
    »Kämpfen!« Das war die Stimme der kleinen Johanna, erstaunlich fest, unverzagt, so, als hätte sie das Unheil, das ihr an diesem Tag schon widerfahren war, nur umso stärker gemacht.
    »Ja, lasst uns kämpfen!«, brüllte Simon. »Wir Männer entern die feindliche Kogge. Und ihr Frauen, ihr schlagt auf jeden Dänen ein, der es wagen sollte, die Elisabeth zu betreten. Sie kennen keine Gnade, aber wir auch nicht mehr. Dass Männer kämpfen, das ist nichts Neues, aber sie erwarten wohl kaum, dass ihr Frauen unser Schiff schützt.«
    Brida griff als Erste nach einem langen Holzstück, das sich gut als Keule verwenden ließ.
    »Wir verteidigen die Elisabeth! «, rief sie. »Und ihr werft die Dänen ins Meer!«
    Eine Welle des Stolzes durchflutete Simon. Bridas Beispiel machte den anderen Mut. Johanna war die Zweite, die einen Knüppel zur Hand nahm. Umherfliegende Holzteile gab es mehr als genug. Sogar in Barbaras Gesicht zeigte sich heiliger Kampfeswille. Selbst die alte Elsa stapfte mit einer Bratpfanne an Deck.
    »Die sollen nur kommen!«, rief die Köchin. »Wir schicken sie allesamt zur Hölle.«
    »Habt Ihr auch eine Waffe für mich?«, fragte Pater Johannes.
    Simon nickte und reichte ihm ein langes Messer. »Könnt Ihr damit umgehen, Pater?«
    »Ich war nicht immer Pater.« Der Benediktiner grinste breit und wog das Messer geschickt in seiner Hand aus.
    »Dann los!«, rief Simon. »Die Dänen werden es noch bereuen, unseren Zorn geweckt zu haben! Wir kämpfen! Wir siegen!«
    »Wir kämpfen! Wir siegen!«, tönte es aus allen Kehlen, und Johanna stimmte das alte Spottlied an, mit dem die Fehmarner vor acht Jahren gegen die Dänen in den Kampf gezogen waren.
    »Erst wenn die Kuh kann Seide spinnen, soll König Erik unser Land gewinnen!«
    Johannas Lied wurde zum Schlachtruf. Immer mehr Frauen stimmten mit ein.
    Die Elisabeth hatte die feindliche Kogge fast erreicht. Gerade hatte das dänische Schiff noch eine Breitseite auf die Adela abgefeuert, aber Cunard war geschickt ausgewichen. Nur eine Kugel hatte getroffen und einen Teil der Reling weggerissen. Kein großer Schaden, wie Simon mit einem Blick feststellte.
    Die Elisabeth schwankte kurz, als ihr Bug gegen das feindliche Heck stieß. Sofort schlugen Simons Männer Bootshaken mit Seilen in den feindlichen Schiffskörper und zurrten sie fest. Jetzt war die dänische Kogge ihre Beute!
    »Folgt mir!«, brüllte Simon und sprang als Erster auf das gegnerische Schiff. Die dänischen Söldner waren völlig überrascht. Gewiss, sie hatten das alte Spottlied gehört, aber vermutlich hatte niemand geglaubt, dass ein Schiff mit Flüchtlingen sie zu entern wagte.
    Unbarmherzig drang Simon auf die Gegner ein, stach einen nach dem anderen nieder, bevor sie noch wussten, wie ihnen geschah. Auf einmal fühlte er sich wieder wie vor elf Jahren, damals, als seine Mutter von dänischen Kaperfahrern angegriffen worden war. Der gleiche Hass, der ihn damals durchströmt hatte, verlieh ihm nun die Kraft, sich gegen seine Feinde zu stellen. Sein Arm wurde nicht müde, er kämpfte und tötete, von loderndem Zorn beflügelt. Diese Söldner waren keine Menschen mehr für ihn. Es war eine gesichtslose Masse, die den Tod bedeutete, wenn man sie nicht vernichtete. Neben ihm kämpfte Jannick. Nicht ganz so rasend, aber ebenso tödlich. Auch Pater Johannes erwies sich als geschickter Fechter, der die Feinde den heiligen Zorn Gottes spüren ließ. All das nahm Simon wahr, aber es drang nicht in sein Herz vor. Er kämpfte einen alten Kampf, nahm endlich Rache für den Tod der Mutter, ließ die Wut frei, die er seit ihrem grauenvollen Ende in sich trug.
    Schreie, Flüche, Gebrüll. Aber die Kanonen schwiegen. Simon stürzte sich auf einen Mann, den er für den dänischen Kapitän hielt. Hinter ihm hörte er die Kampfrufe der Frauen. Ein Mann brüllte vor Schmerz. Das Triumphgeheul der Frauen verriet, dass es ein Däne sein musste. Ein schwerer Körper fiel ins Wasser. Die Frauen jubelten.
    Der dänische Kapitän verteidigte sich, so gut er konnte, doch gegen Simons rasenden Hass konnte er nicht bestehen. Der Wütende ist immer der Stärkere. Einst hatte Simon diese Lektion gelernt, aber nie hatte er die Kraft so gut nutzen können, wenn sich Hass mit Können paart, wenn der Körper handelt, ehe der Geist noch
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