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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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folgte ihnen. Simon betrat das Haus, neben dem er den Toten gefunden hatte. Keinen Moment später rannte er wieder heraus und stellte sich schützend vor Brida und Johanna. »Haltet euch die Ohren zu!«, rief er ihnen zu.
    Ein kurzer Augenblick der Stille, dann brach die Hölle los. Kein Donnerschlag konnte lauter sein, nicht einmal der Kanonendonner von damals, als ihr Vater die Kaperfahrer auf Abstand gehalten hatte. Eine Hitzewelle schlug ihnen entgegen. Das Haus zerbarst.
    Holzsplitter, Dachschindeln und Steine flogen durch die Luft, regneten über den Hafen. Es roch nach Feuer, Rauch und Schwefel. So musste es sein, wenn sich die Tore der Hölle öffneten. Obwohl Brida die Hände auf die Ohren presste, hörte sie den Söldner brüllen, dem Simon den Arm abgeschlagen hatte. Dann verstummten seine Schreie. Sie wandte sich um. Die Trümmer des Hauses hatten ihn erschlagen. Tief in ihrer Seele spürte Brida Genugtuung. Dieser Mörder hatte es nicht besser verdient.
    Es donnerte ein weiteres Mal.
    »Wir müssen weg!«, rief Simon. »Gleich fliegt alles in die Luft.«
    Brida griff nach Johannas Hand und folgte Simon.
    »Habt Ihr Pferde?«, fragte der Pater.
    »Nein, die Elisabeth erwartet uns hinter Ortmühle. Kommt Ihr mit uns, Hochwürden?«
    »Zurück zur Kirche wäre wohl Wahnsinn«, erwiderte er. »Ich …« Seine Worte gingen in einer neuen Explosion unter. Brida warf einen Blick zurück. Das Haus ihres Vaters fiel in sich zusammen …
    »Komm und bleib nicht stehen wie Lots Weib!« Simon zerrte sie vorwärts. Sie schüttelte die kurze Starre ab, dann folgte sie ihm.
    Ihr Weg führte sie vom Hafen weg, blieb aber noch immer in Sichtweite der Ostsee. Ein einzelnes dänisches Schiff lag hier vor Anker. Eine große Kogge. Größer als die Elisabeth . Ob die Mörder von Johannas Mutter zu diesem Schiff gehört hatten? Und ob sie der Elisabeth begegnet waren?
    Ein Ruderboot näherte sich dem Strand. Sechs Söldner waren an Bord.
    »Schnell!« Simon zerrte Brida ins Strauchwerk. »Legt euch auf den Boden, dann sehen sie uns nicht.« Er nahm sein Messer in die Hand.
    Die Männer zogen das Boot an Land. Über Heiligenhafen lastete eine dichte schwarze Rauchwolke, und noch immer brachten Explosionen den Boden zum Erzittern. Sodom und Gomorrha. Schlimmer konnte kein göttliches Strafgericht über die Welt hereinbrechen. Brida legte die Arme um Johannas Schultern. Es tat gut, einen Menschen beschützen zu können. So hielt sie der eigenen Angst besser stand.
    Die Söldner liefen in Richtung Heiligenhafen, ohne auf die Straße oder gar das Strauchwerk zu achten. Simon sah ihnen nach. Schließlich erhob er sich.
    »Weiter! Wir haben es bald geschafft.«
    Die Elisabeth wartete an der vereinbarten Stelle. Sie schaukelte auf den Wellen, denn Jannick hatte keinen Anker werfen lassen. Er wollte schnell sein, falls die Dänen das Schiff entdeckten.
    Das Beiboot war schon im Wasser, als Simon an den Strand trat und zur Reling hinaufwinkte. Zwei Männer ruderten den Ankömmlingen entgegen. Brida zog die Schuhe aus und raffte ihr Kleid, bevor sie dem Boot entgegenlief. Johanna machte es ihr nach, während es Simon und den Pater nicht zu stören schien, dass ihr Schuhwerk nass wurde.
    In Sicherheit! Endlich. Brida atmete auf und schlüpfte wieder in die Schuhe. Doch dann fiel ihr Blick auf Simon. Sein Gesicht hatte sich verfinstert. Sie wandte sich um. Das dänische Kriegsschiff, an dem sie vorübergekommen waren, hatte seine Segel gesetzt. Und es hielt auf die Elisabeth zu.
    Die beiden Ruderer gaben alles. Brida griff als Erste nach der Strickleiter, dann folgte Johanna. Das Mädchen erklomm die Sprossen fast so geschickt wie Brida.
    Jannick hatte die drohende Gefahr ebenfalls bemerkt und, noch während sie an Bord kletterten, das Segel setzen lassen. Er warf Simon nur einen kurzen Blick zu. Es blieb keine Zeit für lange Berichte. Kurze, schnelle Befehle hallten über das Deck.
    »Deern, so viel Sorgen machste mir aber nie wieder!« Hinrich drückte seine Tochter fest an sich.
    »Nein, Vater. Nie mehr.« Es war alles gut. Vater war unsterblich. So, wie die Adela unsinkbar war. Nur dass sie nicht auf der Adela waren …
    Das dänische Kriegsschiff nahm rasch an Fahrt auf.
    Kapitän Hinrich runzelte besorgt die Stirn. »Die sind schneller als wir.«
    »Vermutlich hoffen sie auf Beute, nachdem sie bemerkt haben, dass in Heiligenhafen nichts mehr zu holen ist«, erklärte Simon, der sich zu ihnen gesellt hatte. Schwarze Rauchsäulen
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