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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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alten Zeiten waren für immer vorbei. Den rechten Arm könnte er nie wieder so bewegen wie früher. Immerhin war das Gefühl in den Fingern vor einigen Monaten zurückgekehrt.
    »Soll ich dir etwas sagen, Kalle? Ich pfeife auf jeden Messerkampf. So ein kleiner Mensch fühlt sich doch viel besser an.« Zur Bestätigung schaukelte er seinen Sohn etwas schneller und freute sich, als der vor Begeisterung mit wohligem Glucksen antwortete.

Nachwort
    W ie in fast allen Romanen mischen sich in der vorliegenden Geschichte historische Fakten mit Fiktion. Wahr ist, dass der Ort Heiligenhafen im Jahr 1428 von der dänischen Flotte unter König Erich VII. vollständig zerstört wurde. Im Jahr zuvor, 1427, hatte die Hanse schon einmal eine große Niederlage gegen den dänischen König erlitten. Dabei geriet der einflussreiche Hamburger Bürgermeister Hein Hoyer in dänische Gefangenschaft und wurde erst im Jahr 1432 gegen ein hohes Lösegeld wieder freigelassen. Dem Lübecker Bürgermeister Tidemann Steen lastete die Hanse die Niederlage an und ließ ihn in Ketten legen. Ebenfalls wahr ist, dass zwei Wismarer Bürgermeister von den eigenen Bürgern aus Zorn über die Niederlage hingerichtet wurden.
    Während die neuzeitliche Geschichte Heiligenhafens sehr gut dokumentiert ist, liegt die mittelalterliche Geschichte weitestgehend im Dunkeln. Aus der Zeit um 1428 existiert nur noch ein Gebäude, das sein Antlitz im Lauf der Jahrhunderte stark verändert hat: die große Kirche. Um 1428 stand sie nahe am Wasser. Davon zeugt auch das zweitälteste Gebäude der Stadt, der alte Salzspeicher am Fuß des Kirchbergs, der 1587 erbaut wurde. Heute stehen diese Gebäude im Stadtkern, und der eigentliche Hafen liegt etliche Straßen weiter vorgelagert.
    Wie der mittelalterliche Hafen tatsächlich aussah, ist unbekannt, da er 1428 vollständig zerstört wurde. In späteren Jahren gab es keinen Kai mehr, sondern die Schiffe mussten im tiefen Wasser ankern und von Booten aus entladen werden. Aus dramaturgischen Gründen habe ich dem Ort in meiner Erzählung jedoch einen Kai verliehen, an dem die Schiffe anlegen können.
    Interessant ist, dass Heiligenhafen trotz der Zerstörung durch die Dänen recht schnell wieder aufgebaut wurde, auch wenn genauere Zeugnisse aus jener Zeit fehlen. Insofern liegt es nahe, dass die Einwohner tatsächlich gewarnt wurden und einen Großteil ihrer Habe in Sicherheit bringen konnten. Das Kloster Cismar, das ich im vorliegenden Roman erwähne, war zu jener Zeit ein Benediktinerkloster. Es war durchaus üblich, in Kriegszeiten Wertgegenstände in Klöstern zu verstecken. Die Klostergebäude existieren auch heute noch, obwohl dort längst keine Mönche mehr leben.
    Die Anwesenheit von Vitalienbrüdern auf der Burg Glambeck ist ebenfalls historisch belegt. Im Jahr 1420 hatten die Dänen die Insel Fehmarn bereits einmal erobert und zwei Drittel der Bevölkerung getötet. Zunächst war es den Insulanern noch gelungen, den dänischen Angriff zurückzuschlagen und die Eroberung hinauszuzögern. Aus dieser Zeit stammt der historisch überlieferte Spottvers, den ich Johanna als Kampflied in den Mund lege: »Wenn de Koh kann Siede spinnen, sall König Erich unser Land gewinnen.«
    Nach der Rückeroberung Fehmarns im Jahr 1424 holte der Graf von Holstein die Vitalienbrüder auf die Insel, damit sie Fehmarn von der Burg Glambeck aus gegen künftige Angriffe verteidigen. Heute stehen nur noch vereinzelte Mauerreste der Burg.
    Die Vitalienbrüder blieben den Quellen zufolge vermutlich bis 1435 auf der Burg. In jenem Jahr wurde der Krieg zwischen Dänemark und der Hanse durch den Friedensvertrag von Vordingborg beendet. Einige Sagen berichten jedoch, dass die Vitalienbrüder bis weit ins 15. Jahrhundert hinein auf der Burg residierten.
    Die Familie von Wickede gab es wirklich. Es handelte sich um ein einflussreiches Patriziergeschlecht, das zahlreiche Ratsherren und Bürgermeister stellte und über lange Zeit die Geschicke Lübecks lenkte. Mein Held Simon entstammt einem fiktiven Zweig dieser Familie.
    Bei dem Gedächtnisverlust, den Simon zu Beginn der Geschichte erleidet, handelt es sich um eine dissoziative Amnesie. Dieses Phänomen tritt vor allem dann auf, wenn ein Mensch mit einem schweren Schock konfrontiert wird, den er nicht mehr verarbeiten kann. Dabei sind nur die Erinnerungen an die eigene Identität ausgelöscht, die Fähigkeiten bleiben vollständig erhalten, auch wenn die Personen nicht mehr wissen, wo und wie sie
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