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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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weiß, was zu tun ist. Der dänische Kapitän sank tödlich getroffen zusammen. Zum ersten Mal, seit er auf die gegnerische Kogge gesprungen war, hielt Simon inne, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Blick streifte die Masten. Dort oben im Krähennest, da hatte sich noch einer versteckt. Feigling, dachte er, doch im selben Moment erkannte er die Armbrust in der Hand des Mannes. Und sie war auf Jannick gerichtet.
    »Jannick!«, schrie Simon, warf sich vorwärts und riss seinen Bruder zu Boden. Ein heftiger Schlag traf ihn in der Schulter, dann ein Schmerz, so grausam, dass ihm alle Kraft geraubt wurde. Das Messer fiel ihm aus der Hand. Da erst begriff Simon, dass er nicht schnell genug gewesen war. Der tödliche Pfeil, der für Jannick bestimmt gewesen war, hatte seine rechte Schulter durchschlagen. Für einen Moment tanzten ihm schwarze Flecken vor den Augen.
    »Simon!« Jannicks Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Nur ein Kratzer«, keuchte er. Von wegen, der Schmerz raubte ihm fast den Verstand. Aber schlimmer noch – sein Arm und seine Finger wurden taub. Jannick zog ihn auf die Beine. Der Mann im Krähennest war verschwunden.
    Anfangs hatte Simon noch einzelne Stimmen im Kampfeslärm unterscheiden können, inzwischen war alles zu einem unerträglichen Sirren geworden. Ihm wurde übel, und ringsum drehte sich alles. Hätte Jannick ihn nicht gehalten, wäre er gestürzt.
    »Ist es schlimm?« Das war Bridas Stimme. Verdammt, was suchte sie auf dem feindlichen Schiff?
    »Ich weiß nicht«, antwortete Jannick. »Kümmert Euch um ihn!«
    Irgendwo hatte Brida einen Stoffstreifen aufgetrieben, den sie rings um den Pfeilschaft auf die blutende Wunde presste.
    Simon biss die Zähne zusammen, jede Berührung schmerzte unerträglich.
    »Es ist alles gut«, flüsterte sie. »Die letzten Dänen haben sich ergeben.«
    Ergeben? Tatsächlich, eine Handvoll Söldner hatte die Waffen gestreckt und wurde gefesselt an Bord der Elisabeth gebracht.
    »Ein schönes Schiff, auch wenn es übel zugerichtet ist«, hörte er einen Mann sagen. »Wahrhaft fette Beute.«
    Beute? Simon horchte auf. Ja, es mochte ihre Beute sein, aber es war auch eine Gefahr. Die Dänen führten viele Schiffe mit sich, und der Kanonendonner war den Gefährten gewiss nicht entgangen. Was, wenn sie zu Hilfe eilten? Wir müssen nach Lübeck, durchzuckte es ihn. Wir können uns nicht erlauben, die Kogge in Besitz zu nehmen. Die Dänen würden uns einholen.
    Mühsam rappelte er sich auf. »Jannick!«
    Sogleich war sein Bruder bei ihm.
    »Wie geht es dir?«
    »Unwichtig. Aber das Schiff darf nicht unsere Beute sein.«
    »Warum nicht?«
    »Feindliche Schiffe von achtern!«, brüllte jemand aus Leibeskräften.
    »Deshalb!« Simon zeigte mit der gesunden Hand auf die sich nähernden dänischen Kriegsschiffe. »Wir können dankbar sein, wenn wir mit der Elisabeth schnell genug sind.«
    »Verdammt!«, schrie Jannick. »Was jetzt?«
    Ein kühner Gedanke durchzuckte Simon.
    »Dieses Schiff wird uns retten! Pass auf, lass es Anker werfen und alle Pulverfässer, die du findest, im Rumpf zusammentragen. Dann zünden wir eine Lunte, die lang genug ist, um das Pulver erst hochzujagen, wenn die Dänen das Schiff erreicht haben.«
    »Das ist gut!« Sofort gab Jannick die entsprechenden Befehle.
    »Und du kommst mit auf die Elisabeth «, mahnte Brida ihn sanft. Er nickte und folgte ihr. Noch immer konnte er den Arm nicht bewegen, hatte kein Gefühl in den Fingern. Aber der Schmerz verfolgte ihn weiter. Er hätte viel dafür gegeben, den verdammten Pfeil loszuwerden, doch zugleich fürchtete er sich vor der Qual, die ein solcher Eingriff bedeutet hätte.
    Brida führte Simon in die Kajüte seines Bruders.
    »An den Pfeil wage ich mich nicht«, sagte sie, nachdem er sich aufs Bett gesetzt und sie ihm das Hemd ausgezogen hatte. »Der ist unmittelbar in den Gelenkspalt gedrungen. Wer weiß, ob die Spitze abbricht, wenn ich ihn herausziehe. Ich werde dich erst einmal notdürftig verbinden, bis wir in Lübeck sind.«
    »Und mich dann den Metzgern überlassen?« Simon zwang sich zu einem Lächeln.
    »Nein, nur den besten Ärzten.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich schaue denen dabei scharf auf die Finger.«
    Ein Ruck ging durch das Schiff. Die Elisabeth hatte wieder Fahrt aufgenommen. Simon warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Die Adela segelte dicht neben ihnen.
    Noch während Brida ihn behutsam verband und die Blutung trotz des Pfeils in der Wunde stillte,
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