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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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betrat Jannick die Kajüte.
    »Nun, kannst du aufstehen?«
    »Wieso, brauchst du mich?«
    »Nein, aber ich dachte, du möchtest dir das Schauspiel nicht entgehen lassen, wenn unsere Feinde ihr gekapertes Schiff wieder in Besitz nehmen wollen.« Ein breites Grinsen zog sich über Jannicks Gesicht.
    »Gleich«, sagte Brida und verknotete geschickt den Verband. »Jetzt darf er gehen. Aber nur kurz.«
    Die Elisabeth und die Adela hatten schon einen beachtlichen Abstand zwischen sich und das gekaperte Dänenschiff gelegt. Aber die dänische Flotte holte auf. Es waren vier Koggen. Ob sie auf den Köder hereinfallen würden? Und war die Lunte lang genug?
    Noch war dem zum Tode verurteilten Schiff nichts anzumerken. Die beiden schnellsten Koggen erreichten das Ziel.
    »Sie gehen tatsächlich längsseits!«, jubelte Jannick.
    Simon zählte im Geist bis zehn. Der Schmerz in seiner Schulter war vergessen. Brida griff nach seiner linken Hand. Er umfasste sie und schloss seine Finger fest um die ihren.
    Acht … neun …
    Die Explosion war so stark, dass sie die Hitzewelle spürten. Die dänische Kogge zerriss förmlich, Trümmer flogen übers Meer. Die beiden Schiffe daneben wurden zur Seite gedrückt, das erste bekam starke Schlagseite, während das Segel der zweiten Kogge Feuer fing. Obwohl die Elisabeth schon weit genug entfernt war, wurde auch sie heftig durchgeschaukelt, als die Wellen der aufgewühlten See sie trafen.
    Kaum war der Donner verhallt, da brach Jubel aus. Nicht nur auf der Elisabeth . Auch auf der Adela neben ihnen. Simon beobachtete Cunard, wie er begeistert mit der Faust in die Luft hieb. Eine Geste, die Jannick sofort erwiderte.
    Johanna stimmte erneut das alte Spottlied an. »Erst wenn die Kuh kann Seide spinnen, soll König Erik unser Land gewinnen!«
    Alle außer den gefangenen Dänen stimmten mit ein. Im Takt des Lieds ließen sie die dänische Flotte hinter sich. Ein Haufen Flüchtlinge, die feierten, als wären sie die Sieger. Und als Simon sich so umsah, die Frauen und Kinder betrachtete, die gekämpft hatten wie die Männer, da wusste er mit letzter Gewissheit, dass König Erik der Verlierer war. Auch wenn Heiligenhafens Häuser zerstört waren, seine Bewohner waren es nicht.

27. Kapitel
    T rink davon, dann geht es dir besser.« Brida reichte Simon einen großen Becher mit Wein. Obwohl er sich nichts anmerken lassen wollte, waren ihm die Schmerzen deutlich anzusehen.
    »Was ist das?«, fragte er. »Doch nicht etwa der starke Rote, den Jannick seit drei Jahren hütet?«
    »Genau der«, antwortete Jannick, der soeben die Kajüte betreten hatte. Die Elisabeth lag sicher auf dem Kurs nach Lübeck, die Verfolger waren abgeschüttelt. »Und du solltest am besten den ganzen Krug leeren. Dir steht noch einiges in Lübeck bevor, wenn der Pfeil entfernt wird.«
    »Du weißt, dass ich diesen Roten nicht vertrage«, stöhnte Simon. »Das letzte Mal habe ich nur dummes Zeug geredet.«
    »Und danach tief und gut geschlafen«, entgegnete Jannick ungerührt.
    »Und das sollst du jetzt auch«, ergänzte Brida. »Nun trink endlich!«
    Simon gehorchte und nahm einen großzügigen Schluck. »Ist der eklig! Der schmeckt ja fast schon wie Essig. Mir wird gleich schlecht.«
    »Soll ich dir einen Eimer holen?«, fragte Jannick gleichmütig.
    »Du bist blöd!« Simon atmete tief durch, dann trank er einen weiteren Schluck. Brida strich ihm sanft über den Rücken. Es tat ihr weh, ihn in diesem Zustand zu erleben, aber zugleich wusste sie, dass er es überstehen würde. Es gab keinen Grund zur Sorge. Sie hatten überlebt. Die Zukunft lag vor ihnen. Die Ehe, die Pater Johannes geschlossen hatte, war gültig. Niemand konnte sie mehr trennen. Ganz gleich, welche Verbindung Simons Vater geplant haben mochte.
    Der schwere Wein tat seine Wirkung, lange bevor die Elisabeth im Lübecker Hafen einlief. Brida blieb die ganze Zeit bei Simon sitzen und hielt seine gesunde Hand, während er langsam zur Ruhe kam. Jannick verließ die Kajüte, nachdem sein Bruder eingeschlafen war, aber Barbara und Marieke leisteten ihr weiterhin Gesellschaft. Selten hatte Brida Marieke so schweigsam erlebt. Und auch von Barbara war sie mehr Lebendigkeit gewohnt. Doch der Kampf steckte ihnen noch in den Knochen – und schlimmer noch, in der Seele. Fünf Dänen hatten den Versuch, die Elisabeth zu stürmen, mit dem Leben bezahlt. Niemand konnte sagen, welche der Frauen den Todesstoß geführt hatte, zu gewaltig war der allgemeine Zorn gewesen, als sie
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