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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade
Autoren: Jeri Taylor
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eine schreckliche
    Entdeckung.
    »Commander«, brachte Harry Kim unsicher hervor, »ich
    glaube, das ist eine Person.«
    Er hatte Recht – ein ausgemergelter Körper lag im Schlamm.
    Tuvok watete zu ihm und zog den Leichnam aus seinem
    feuchten Grab.
    Es war eine alte Frau, das Gesicht von vielen Furchen durchzogen, das graue Haar vom Schlamm verklebt. Die
    offenen Augen starrten blicklos ins Leere und der Mund war geöffnet. Darunter schien sich ein zweiter Mund zu befinden.
    Diesen Eindruck gewann Chakotay jedenfalls, bis Tuvok sagte:
    »Man hat ihr die Kehle durchgeschnitten.« Tatsächlich: Ein langer waagerechter Riss zeigte sich im Hals, eine Wunde, aus der das Leben der Alten herausgeflossen war.
    Sie hatten den Leichnam gerade erst auf trockenen Boden gezogen, als sich mehrere Gefangene näherten, um der Toten Kleidung und Schuhe zu nehmen, obgleich sie nur Lumpen trug und die Sohlen der Schuhe fast ganz durchgelaufen waren.
    Den nackten, dürren Leib ließen sie achtlos zurück. Es dauerte nicht lange, bis die Insekten sich dort tummelten.
    Chakotay bemerkte, dass Harry Kim bleich geworden war.
    »Wir müssen trinken«, erinnerte er seine Begleiter und führte sie zum Fluss zurück, aus dem sie gerade eine Tote geborgen hatten. Am schlammigen Ufer sank er auf die Knie, wölbte die Hand und schöpfte damit brackiges Wasser, das schrecklich schmeckte. Aber es gab seinem Körper dringend benötigte Flüssigkeit.
    Die anderen folgten seinem Beispiel und tranken trotz des grässlichen Geschmacks. Nur ein Sicherheitswächter, Brad Harrison, zögerte. »Ich glaube, ich bin noch nicht durstig genug, Sir«, wandte er sich an Chakotay.
    »Trinken Sie trotzdem, Fähnrich. Das ist ein Befehl. Wir können es uns nicht leisten, schwach zu werden. Wir müssen trinken und essen, was zur Verfügung steht, um unsere Kräfte zu bewahren. Es kann Wochen dauern, die Energie
    zurückzugewinnen, die wir aufgrund einer versäumten
    Mahlzeit verlieren.«
    Harry lächelte schief. »Sie klingen wie Commander
    Nimembeh«, sagte er. »Er war mein Überlebens-Ausbilder an der Akademie.«
    »Meiner auch«, entgegnete Chakotay. »Allerdings war er zu meiner Zeit noch Lieutenant. Na schön, geben Sie den anderen Bescheid; sie sollen ebenfalls hierher kommen und trinken.
    Anschließend überlegen wir, wo wir unser Lager aufschlagen.«
    Harry Kim eilte mit Tom Paris fort. Chakotay versuchte, nicht zur Leiche der Alten zu blicken, die inzwischen fast ganz unter Insekten verschwunden war.
    Drei Stunden später fand die Einsatzgruppe der Voyager einen freien Bereich und wählte ihn als Lagerplatz. Chakotay und den anderen ging es inzwischen ein wenig besser, denn immerhin litten sie nicht mehr an Durst. Sie hatten gerade erst auf dem Boden Platz genommen, als ein Alarm erklang.
    Zahlreiche Öffnungen bildeten sich in der Metallwand und Fahrzeuge kamen aus ihnen hervor. Alle Gefangenen erhoben sich und bezogen an den Wegen Aufstellung. Die Fahrzeuge näherten sich und verteilten Rationen.
    Die Besatzungsmitglieder der Voyager standen ebenfalls auf und bekamen kurze Zeit später bröckeligen Kuchen, der aus gebackenem Teig bestand, durchsetzt mit Schmutz und
    Steinen. Voller Kummer blickten sie darauf hinab. Chakotay beschloss, den anderen erneut ein Beispiel zu geben, brach einen kleinen Teil ab, schob ihn sich in den Mund und kaute vorsichtig, wegen der Steine.
    »Essen Sie«, sagte er und bemühte sich, fröhlich zu klingen.
    Die Gruppe setzte sich und nahm ihre erste Mahlzeit als Gefangene der Subu ein. Schließlich ging die heiße Sonne unter und mit der beginnenden Nacht sank die Temperatur, was ihnen allen Erleichterung brachte. Am nächsten Tag wollten sie sich um das Problem der Unterkünfte kümmern; dazu mussten sie vielleicht Tauschhandel mit den anderen Gefangenen treiben und außerdem brauchten sie geeignete Materialien, um ein Feuer anzuzünden. Sie beabsichtigten auch, das Lager genauer zu erkunden und dabei nach
    möglichen Fluchtwegen Ausschau zu halten. Niemand von ihnen hielt es für unmöglich, aus der Gefangenschaft der Subu zu entkommen. So unappetitlich Nahrung und Wasser auch sein mochten: Sie hatten den Besatzungsmitgliedern der Voyager Zuversicht und Optimismus zurückgegeben.
    »Commander…«, sagte Harry Kim, nachdem sie gegessen
    und sich auf dem Boden ausgestreckt hatten. Sie waren müde nach den Ereignissen der beiden letzten Tage. »Wie kamen Sie mit Commander Nimembeh zurecht?«
    »Wie ich mit ihm zurechtkam?
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