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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade
Autoren: Jeri Taylor
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Das Yeager-Manöver wollte Tom beim Übergang von der
    Mesosphäre in die Stratosphäre durchführen.
    Flüge in Atmosphären fanden immer mit Hilfe von
    Düsentriebwerken statt, so wie vor Beginn des Warpzeitalters.
    Natürlich gab es heutzutage Sicherheitsmechanismen, die früher nicht existiert hatten, aber solche Sicherheitssysteme konnten deaktiviert werden. Tom nahm entsprechende
    Schaltungen vor, als der Planet immer größer wurde und das ganze Fenster füllte.
    Als sich die Gravitation spürbar auf den Shuttle auszuwirken begann, zog der Pilot den Bug nach oben und deaktivierte das Triebwerk – mit dem Heck voran und antriebslos fiel das kleine Raumschiff dem Planeten entgegen.
    An dieser Stelle setzte bei Tom Paris eine automatische Reaktion des Körpers ein. Das Herz schlug schneller und der Blutdruck stieg, als es zu einem Adrenalinschub kam. Diese Reaktionen waren biochemischer Natur und so alt wie die Menschheit. Sie hoben Toms Bewusstsein auf eine neue, fast sakrale Ebene und schärften alle seine Sinne. Endorphine beeinflussten sein Fühlen, schufen eine sonderbare,
    geheimnisvolle Mischung aus Furcht und Vergnügen.
    Er warf einen kurzen Blick auf den schwarzen Himmel, der bald seine Farbe verändern würde. Mit zunehmender Dichte der Atmosphäre würde ein immer intensiveres Blau
    erscheinen. Von jetzt an musste er seine ganze
    Aufmerksamkeit auf die Anzeigen der Instrumente
    konzentrieren. Er erwartete bald ein heftiges Trudeln des Shuttles, und wenn er dann aus dem Fenster sah, musste er mit einem Schwindelanfall rechnen. Dazu durfte es nicht kommen.
    Wenn er die Orientierung verlor, drohte eine Katastrophe.
    Um die Düsen zu reaktivieren, musste sich der Bug des Shuttles nach unten neigen, sodass Luft in die Ansaugstutzen strömte und eine Drehung der Magnaturbinen bewirkte.
    Anschließend vermischte sich der atmosphärische Sauerstoff in der Ultraschall-Brennkammer mit Treibstoff aus den
    Shuttletanks und lieferte Energie für das Düsentriebwerk.
    Das kleine Raumschiff begann zu rotieren, drehte sich wie ein Windrad um seinen Schwerpunkt. Die Zentrifugalkraft presste Tom in den Sessel.
    Dies war der Moment, auf den er gewartet hatte.
    Er konnte den Shuttle wieder unter Kontrolle bringen, wenn er sich genau richtig verhielt. Dazu brauchte er sein ganzes geistiges Potenzial und jeden einzelnen Instinkt. Die Furcht half ihm, alle seine mentalen Kräfte zu mobilisieren und das Bewusstsein zu erweitern, damit er die Aufgabe bewältigen und sich retten konnte.
    Es kam vor allem aufs Timing an. Mit einer Kombination aus Geschick, Erfahrung und Glück musste er den richtigen Zeitpunkt für das Senken des Bugs finden. Geschah dies zu früh, dann kam es zu einer Rotation um die waagerechte Achse, die sich fast nicht mehr kontrollieren ließ. Griff er zu spät ein, war die Atmosphäre bereits so dicht, dass sie ein Absenken des Bugs verhinderte. In dem Fall trudelte das kleine Raumschiff weiterhin der Oberfläche des Planeten entgegen und verglühte schließlich aufgrund der Reibungshitze.
    Immer stärkte presste die Zentrifugalkraft Tom Paris in den Sessel und gleichzeitig stieg ihm das Blut in den Kopf. Er zwang sich, die Augen offen zu halten und auf die Anzeigen zu blicken. Der Shuttle fiel mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Metern pro Sekunde, dreitausend Meter in der Minute. Tom schätzte, dass er das Bremsfeld in einer Höhe von
    dreißigtausend Metern aktivieren musste, und dieser kritischen Distanz näherte er sich schnell.
    Bei einer Höhe von einunddreißigtausend Metern begriff Tom Paris, dass er in Schwierigkeiten war. Sein Blickfeld trübte sich immer mehr, und zwischen den Schläfen pochte es schmerzhaft. Er sollte das Feld besser schon jetzt aktivieren…
    Aber er wusste, dass es noch zu früh war. Wenn er den Bug jetzt absenkte, kam es zu einer Folge von Saltos – bis sich der Shuttle aufgrund der enormen Reibungshitze in einen
    Feuerball verwandelte.
    Er musste warten, bis er den richtigen Zeitpunkt für
    gekommen hielt. Aber konnte er sich unter den gegenwärtigen Umständen noch auf seine Instinkte verlassen? Die
    Zentrifugalkraft presste ihn nicht nur in den Sessel, sondern drückte ihm auch das Blut in den Kopf, was vielleicht sein Urteilsvermögen beeinträchtigte. Na los, ertönte eine Stimme in ihm. Du bist der richtigen Höhe nahe genug. Aktiviere das Bremsfeld. Mit geübtem Geschick glitten seine Finger über die Kontrollen.
    Nein!, heulte es durch sein Bewusstsein und die
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