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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade
Autoren: Jeri Taylor
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widerlich süßen Geruch in der Luft, den er unmittelbar nach dem Verlassen des Shuttles wahrgenommen hatte. Als er ihn erwähnte, erwachten in den übrigen Crewmitgliedern ähnliche Erinnerungen.
    »Es begann ganz plötzlich«, sagte B’Elanna nachdenklich.
    »Zunächst existierte der Geruch überhaupt nicht, und plötzlich war er überwältigend.«
    »Offenbar ein Gas irgendeiner Art«, spekulierte Chakotay.
    »Aber war es natürlichen Ursprungs? Oder hat man uns
    angegriffen?«
    »Der Umstand, dass wir uns hier befinden – wo auch immer
    ›hier‹ sein mag –, deutet meiner Ansicht nach auf einen Angriff hin«, sagte Tom. »Man hat uns mit Gas außer Gefecht gesetzt und dann in diesem Raum untergebracht.«
    Nichts deutete auf Ein- oder Ausgänge hin. Es gab keine Türen, keine Fenster, keine Kontrolltafeln, nur nackte Wände und die wenigen Lampen. Es fehlte jeder Hinweis auf ihren Aufenthaltsort – sie konnten praktisch überall sein.
    Mit seinem Gespür als Pilot stellte Tom Paris eine
    Vermutung an, die sich erst viel später, beim Verlassen des Raums, als richtig erweisen sollte. »Wir sind an Bord eines Raumschiffs«, sagte er. »Darauf würde ich alles wetten. Es fühlt
    sich nach einem Raumschiff an, das mit
    Warpgeschwindigkeit fliegt.«
    Eine Besorgnis erregende Vorstellung. Wenn man sie
    fortbrachte von dem Planeten, auf dem sie das Bewusstsein verloren hatten, so entfernten sie sich auch von der Voyager.
    Sie waren ohne Schiff und Captain, wussten nichts vom Schicksal der Besatzungsmitglieder, die sich nach wie vor an Bord der Voyager befanden. Sie saßen in einem dunklen Raum fest, der keine erkennbaren Ein- oder Ausgänge aufwies, waren hilflos den Fremden ausgeliefert, die sie ohne jede
    Vorwarnung angegriffen hatten.
    Und sie waren sehr durstig. Das Betäubungsgas hatte ihnen Kopfschmerzen und ausgedörrte Kehlen beschert.
    Sie alle sehnten sich nach einem Glas Wasser, aber niemand von ihnen rechnete damit, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging.
    Was sie noch nicht wussten: Während der kommenden Tage und Wochen sollte es ihnen viel schlechter ergehen als jetzt.
    Chakotay träumte von einem wilden Waldbrand, dem er zu entkommen versuchte, als ihn ein jäher Ruck weckte. Er setzte sich auf und stellte fest, dass Paris ebenfalls etwas gemerkt hatte.
    »Wir sind in die Atmosphäre eines Planeten eingedrungen«, sagte Tom.
    Sie spürten beide, wie das Schiff tiefer sank.
    Nur wenige Sekunden später erklang eine scharfe körperlose Stimme. »Bereiten Sie sich darauf vor, von Bord zu gehen«, ertönte es aus verborgenen Lautsprechern, und dann herrschte wieder Stille.
    Sie wussten nicht genau, wie lange sie sich schon an Bord dieses fremden Raumschiffs befanden. Das von ihnen auf dem Planeten eingeatmete Gas hatte sie nicht nur betäubt, sondern auch geschwächt. Die meisten von ihnen waren eingeschlafen und über die inzwischen vergangene Zeit konnte man nur Mutmaßungen anstellen. Chakotay hoffte, dass sich wenigstens einige ihrer Fragen bald beantworten ließen.
    Das Schiff schien langsamer zu werden und dann kam es zu einer recht starken Erschütterung, die sie alle in den Knochen fühlten. Es folgte – nichts.
    Sie warteten, geduldig und aufmerksam. Die meisten spürten eine gewisse Beklemmung, waren jedoch erfahren genug, sie nicht zu zeigen. Wachsam und gefasst standen sie da, bereit, alles zu geben, was man von ihnen erwartete.
    Nach einer Weile vernahm Chakotay ein dumpfes Knirschen, das schnell lauter und schriller wurde. Eine Wand des Raums sank nach unten. Grelles Sonnenlicht flutete herein und blendete die Männer und Frauen. Sie blinzelten und hoben die Hände, um die Augen abzuschirmen.
    Schließlich formte die herabgesunkene Wand eine Rampe, die nach draußen ins helle Licht führte. Noch immer ließen sich keine Einzelheiten in dem Gleißen erkennen.
    Erneut erklang die Stimme. »Gehen Sie langsam hinaus.«
    Chakotay machte den Anfang und die anderen folgten ihm.
    Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse, und das erlaubte ihm, einen ersten Eindruck von der Umgebung zu gewinnen.
    Der Anblick erstaunte ihn.
    Eine große Wiese erstreckte sich vor ihm, und darauf sah er tausende von Geschöpfen, wie man sie sich elender kaum vorstellen konnte. Sie stammten aus vielen verschiedenen Völkern, waren alle ausgemergelt und schmutzig. Die meisten von ihnen trugen zerrissene Lumpen. Hier und dort brannten kleine Feuer; ihr Rauch bildete einen beißenden
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