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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade
Autoren: Jeri Taylor
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grau, angeschwollen und gallertartig, ohne Ohren und Nase, mit kleinen Facettenaugen. Sie erinnerten Chakotay an Walköpfe. Wo sich bei gewöhnlichen Humanoiden die Arme befanden, bemerkte der Erste Offizier lange tentakelartige Gliedmaßen.
    Die drei Geschöpfe blieben vor ihm stehen und er sah, dass ihre Haut ständig klebrigen Schleim absonderte, der sofort gerann und eine schützende Schicht bildete – vielleicht diente sie dazu, die Körpertemperatur zu regulieren. Vermutlich fühlten sich die Fremden in dieser Hitze wohler als die Besatzungsmitglieder der Voyager, abgesehen vielleicht von Tuvok, der als Vulkanier an hohe Temperaturen gewöhnt war.
    Eine Öffnung bildete sich im Kopf des ersten Geschöpfs, und eine scharfe, kratzende Stimme erklang, vergleichbar mit der, die sie auch an Bord des Raumschiffs gehört hatten. »Sie bekommen einmal am Tag Nahrung. Wasser bietet der Fluss.
    Wenn Sie irgendwelche Probleme verursachen, werden Sie streng bestraft.« Im Anschluss an diese Worte wandte sich der Fremde ab.
    »Warten Sie!«, rief Chakotay ihm nach. »Wir gehören nicht hierher. Wir sind Reisende, die versuchen, in ihre
    Zehntausende von Lichtjahren entfernte Heimat
    zurückzukehren. Wir sind nicht an irgendwelchen Konflikten mit Ihnen oder mit Ihrem Volk beteiligt.«
    Das Wesen antwortete nicht, ging einfach weiter. Die drei Beine verliehen ihm eine rollende Gangart, die einem Trab ähnelte.
    »Mit wem kann ich darüber sprechen?«, fragte Chakotay.
    Das Geschöpf blieb stehen und drehte sich um. Plötzlich zuckte ein Tentakel nach vom, traf Chakotay am Hals. Heftiger Schmerz durchzuckte ihn und er sank zu Boden, tastete dabei nach der getroffenen Stelle.
    Tuvok und Tom Paris waren sofort an seiner Seite. Mit dem Stoff seiner Uniform wischte der Vulkanier den vom Tentakel zurückgelassenen Schleim fort und daraufhin ließ der Schmerz nach.
    Chakotay setzte sich auf. »Ich schätze, ich habe zu viele Fragen gestellt«, sagte er trocken. Sie beobachteten, wie die Dreibeinigen zur Metallwand schritten, vorbei an Gefangenen, die sich weiterhin gleichgültig und beschäftigt gaben.
    Bei einer schäbigen Hütte blieben sie stehen, in der Nähe von vier schrecklich dürren Humanoiden, die bestrebt zu sein schienen, den Bereich zu reinigen. Immer wieder griffen sie nach Gegenständen und legten sie an einer anderen Stelle auf den Boden. Keiner von ihnen reagierte auf die Präsenz der drei Subu.
    Wieder zuckte der Tentakel des Anführers nach vorn und schlang sich um den Oberkörper eines Gefangenen, der
    aufschrie und um Gnade flehte. »Ich habe mir nichts
    zuschulden kommen lassen! Nehmen Sie mich nicht mit!«
    Aber der Dreibeinige hob ihn hoch und ging weiter, während sich der Humanoide im Tentakelgriff hin und her wand. Die beiden bewaffneten Wächter folgten dichtauf.
    Es war ein grässlicher Vorgang und die Besatzungsmitglieder der Voyager beobachteten ihn ernst. Chakotay wandte sich den anderen zu und konzentrierte sich auf seine Aufgabe: Er musste dafür sorgen, dass sie unter den hiesigen harten Bedingungen überleben konnten. Außerdem galt es, die Flucht zu planen.
    »Zunächst einmal brauchen wir Wasser«, sagte der Erste Offizier. Er war sehr durstig und den übrigen Mitgliedern der Einsatzgruppe erging es sicher nicht anders. »Walkopf erwähnte eben einen Fluss. Wir sollten ausschwärmen und ihn suchen. Anschließend beginnen wir damit, Pläne zu
    entwickeln.«
    Die anderen nickten und brachen auf. Chakotay bemerkte eine gewisse Ordnung in dem riesigen Gehege. Breite Wege durchzogen es kreuz und quer, straßenartige Verbindungen, auf denen keine Hütten und Baracken standen. Er folgte dem Verlauf eines solchen Weges und hielt nach jemandem
    Ausschau, der bereit sein mochte, einige Fragen zu
    beantworten. Nach kurzer Zeit fiel ihm ein junger Mann auf, kaum mehr als ein Knabe. Er saß auf dem Boden und war furchtbar dünn; die gelbliche Haut spannte sich über seine Knochen. Aus großen, traurigen Augen sah der Junge auf und Chakotay ging vor ihm in die Hocke.
    »Kannst du mir sagen, wo der Fluss ist?«, fragte er.
    Der Junge starrte ihn an und in seinen Augen spiegelte sich ein Elend wider, das sich nicht mit Worten beschreiben ließ. Er gab keinen Ton von sich, neigte nur kurz den Kopf nach rechts, in die Richtung, in die der Weg führte.
    »Danke«, sagte Chakotay und auch diesmal blieb der Junge stumm.
    Er stand auf und wollte weitergehen, aber plötzlich
    versperrten ihm vier Humanoide den Weg.
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