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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade
Autoren: Jeri Taylor
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Gut, denke ich. Er war nur während meiner Zeit in der Vorbereitungsgruppe mein
    Ausbilder, bevor das Erstsemester begann. Er war sehr streng, aber alle respektierten ihn.«
    Harry wirkte ein wenig verlegen. »Ich habe einiges bei ihm durchgemacht«, sagte er. »Wir hatten nichts zu lachen.«
    »Nimembeh steht nicht gerade in dem Ruf, sehr lustig zu sein«, erwiderte Chakotay. Stille folgte, aber Kim schien über etwas nachzudenken. Nach einigen Momenten wandte er sich erneut an Chakotay.
    »Sir… wenn ich Ihnen zu neugierig erscheine… Sie brauchen nicht zu antworten. Aber wie kam es dazu? Ich meine, wieso verließen Sie Starfleet, um sich dem Maquis anzuschließen?
    Sie brachten die Starfleet-Akademie hinter sich, wurden Offizier… Und dann gaben Sie alles auf. Was veranlasste Sie dazu?«
    Chakotay atmete tief durch. Er hatte oft darüber nachgedacht und wusste nicht, ob er eine einfache Antwort anbieten konnte.
    »Um es Ihnen zu erklären, müsste ich Ihnen praktisch die Geschichte meines Lebens erzählen.«
    »Wenn Sie dazu bereit sind… Ich würde sie gern hören.«
    Chakotay sah sich um. Einige andere Besatzungsmitglieder hörten zu und interessierten sich ganz offensichtlich dafür, mehr über den Ersten Offizier zu erfahren. Nun, warum sich nicht die Zeit auf diese Weise vertreiben? »Na schön. Wenn sich jemand langweilt, kann er schlafen. Ich nehme keinen Anstoß daran.«
    Er zögerte und dachte darüber nach, wo er anfangen sollte.
    Sein Blick glitt zum Nachthimmel mit zahllosen Sternen empor und plötzlich formte sich ein Bild vor seinem inneren Auge. Seit zwanzig Jahren hatte er sich nicht mehr an jenes Erlebnis erinnert und er wusste jetzt, dass es den Beginn seiner Geschichte markierte. »Als ich fünfzehn war, nahm mich mein Vater zu einem Ausflug mit, und er erwies sich als
    Wendepunkt meines Lebens.«
    2
    Es gab noch keine Menschen, Tiere, Vögel, Fische, Bäume, Felsen, Schluchten und Wälder. Nur der Himmel existierte, und nur das Meer erstreckte sich darunter. Nichts bewegt sich.
    Noch gibt es nichts von dem, was einmal sein wird. Aber in der Anderswelt bereiten sich die Heldenzwillinge darauf vor,
    *
    die Macht von Sieben-Ara zu brechen, so dass ihr Vater, der Maisgott, wiedergeboren werden kann.«
    Chakotay ließ die Gedanken treiben, während die sonore Stimme seines Vaters ertönte. Sie lagen rücklings auf einem grasigen Hügel in Mittelamerika, auf dem Planeten Erde, wo ihre Vorfahren gelebt hatten. Der Himmel war eine schwarze Decke und die Sterne dort oben leuchteten so hell, dass sie imstande zu sein schienen, Löcher in Chakotays Augen zu brennen. Er hielt den Anblick keineswegs für majestätisch und wäre viel lieber an einem anderen Ort gewesen.
    »Die Heldenzwillinge stießen Sieben-Ara aus dem
    Krokodilbaum, in dem er saß, und dann setzten sie den Kopf ihres Vaters auf seinen toten Körper, woraufhin er wieder lebendig wurde. Mit einem unter dem Panzer einer Schildkröte versteckten Himmelskanu brachten ihn drei Götter, die Paddler, zu dem Ort, wo das Morgengrauen des Lebens
    begann.
    * Sieben-Ara – im Englischen »Seven-Macaw« – ist ein Sternbild der Maya, ein mythologischer Papagei. Dabei handelt es sich um die sieben hellsten Sterne im Sternbild des Großen Bären. – Anmerkung des Übersetzers.
    Und dann kam der wiedergeborene Erste Vater unter dem rissigen Schildkrötenpanzer hervor. All dies geschah an einem Ort, den man ›biegender Himmel‹ nannte, bevor der Erste Vater den Krokodilbaum anhob und den Himmel nach oben drückte, ihn dabei zentrierte.«
    Chakotay rutschte unruhig zur Seite. Er kannte diese
    Geschichte, hatte sie schon als kleiner Junge gehört. Zuerst war er von ihr fasziniert gewesen, aber mit fünfzehn Jahren stand er über solchem Unsinn. Er verstand nicht, warum dieses seltsame Ritual seinen Vater so sehr in Aufregung versetzte, warum er so gern zum Himmel empor sah und die Geschichte der Schöpfung erzählte.
    Ganz deutlich spürte er die Begeisterung seines Vaters. Sie hatte mit dem Beschluss begonnen, diese Reise zu
    unternehmen, mit seinem Sohn zum Ursprungsplaneten ihres Volkes zurückzukehren. Während der vergangenen Monate war sie immer größer geworden. Als Kolopak jetzt erneut den alten Mythos vom Beginn ihrer Welt erzählte, vibrierten Emotionen in seiner Stimme.
    Chakotay versuchte, sich wieder auf die vertrauten Worte zu konzentrieren. »Aus der Anderswelt hatte der Erste Vater einen Beutel mit Maissamen mitgebracht, die er auf
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